Im Interview spricht Autorin, Musikerin und Künstlerin Jaana Redflower über ihren im November erschienenen Roman „Katharina?“ und das dritte Album ihrer Band Gamma Rats. „Digital Dots“ feiert im April Live-Premiere im Dortmunder Subrosa.
trailer: Frau Redflower, was für ein Buch ist „Katharina?“?
Jaana Redflower: Es ist ein mystischer Psychothriller über Isolation. Die Protagonisten, Katharina und Ferdinand, flüchten aus der Großstadt aufs Land, wollen entschleunigen. Man kennt das ja, Social Media, die ganze Hektik. So geraten sie in eine Art Geisterstadt mit einer einzigen merkwürdigen Nachbarin.Findet der Horror nur in den Köpfen der beiden statt? Isolation macht wahnsinnig, das wissen wir von Forschungsteams in der Antarktis. Es bleibt zunächst der Fantasie überlassen, ob was Übernatürliches im Spiel ist.Da ist noch die eine große Sache: das Loch im Wohnzimmer. Ein zentrales Element des Romans, und auch zum Teil autobiografisch. Bei meinen Großeltern gab es diesen wirklich gruseligen Keller. Es lag eine negative, eine böse Energie in der Luft. Richtig unheimlich: Meine Urgroßmutter hat auch ein schwarzes Loch dort gesehen. Und sie ist fast wahnsinnig geworden in diesem Haus!Die Wurzeln des Romans reichen also lange zurück. Angefangen zu schreiben habe ich vor zehn Jahren. Ich habe sogar auf einer Geburtstagsparty einer Freundin im Flur gesessen und geschrieben. Meine Romane brauchen immer lange, aber dieses Buch war ein wirklich harter Prozess.
Isolation ist ein Thema des Romans, aber er ist noch vor den Lockdowns entstanden. Hatten sie trotzdem Einfluss auf das Buch?
Ich verarbeite nicht gerne reale News in meinen Büchern. Aber man sagt, dass sie etwas Prophetisches haben, z. B. hatte ich bei „Der Tag, an dem die Vögel schwiegen“ Probleme mit Russland. In „Jorge“ hätte ich Trump vorhergesagt. In meinem letzten Buch „Ab Yssin“ ging es um einen katastrophalen Stromausfall. Bei dem Hochwasser in Witten waren wir 24 Stunden ohne Wasser und das war schon heftig genug! Ich komme mir ein bisschen vor wie Kassandra.
Wie stark beeinflussen sich die einzelnen künstlerischen Formen gegenseitig?
Sehr sogar! Die sind jetzt sogar noch mehr fusioniert, weil ich in dem einen Medium Ideen für das andere kriege. Ein Beispiel: Die Gamma Rats, ein komplettes neues Musikprojekt mit anderthalb Stunden Live-Performance. Wir geben uns auch superviel Mühe für die Musikvideos auf YouTube. Da sind Stop-Trick-Animationen dabei, Zeichentrickfilme, CGI-Grafiken und ich habe visuelle Effekte im Cyberpunk-Style entwickelt.
Können Sie etwas über das erste Video der Gamma Rats zum Song „Digital Dots“ erzählen?
Die Digital Dots sind die Droge einer Zukunft, in der technikvergötternde Menschen ihre Roboter als Sklaven halten. Da kommen wir nun dazu, dass die Medien fusionieren. Wir haben multimediale Elemente auf der Bühne und ich habe Comics zum Album gezeichnet. Ich habe auch angefangen, einen Roman daraus zu machen. Die Kapitelüberschriften sind die Liedtitel. Wenn ich sage: „Ich arbeite gerade an einem dystopischen Cyberpunk-Roman mit dem Titel „Fuck off, Bitch“ über einen Sexroboter, der den Aufstand probt“, dann ist da erst mal Stille auf der Familienfeier … Für TikTok muss ich den Song wohl zensieren. Das Buch wird ganz bestimmt nichts für Kinder! Ein weiteres Motiv ist, wie der Mensch die Erde zerstört. Tschernobyl hat mich als Kind nachhaltig geprägt, das Motiv taucht immer wieder auf bei mir.
Welche Vorteile sehen Sie in der Arbeit mit verschiedenen Kunstformen? Und was für Fallstricke gibt es?
Ein Riesenvorteil ist, dass man sich weniger dazu zwingen muss, etwas Kreatives zu machen, weil man zwischen den Medien switchen kann. Mal kann ich ganz viel malen, mal ganz viel schreiben, und ich habe nie eine Phase, in der ich gar nichts mache oder in eine Schaffenskrise gerate. So wird meine Inspiration immer wieder angefacht.Der Nachteil ist, dass sich das etwas zerfasert und die Leute nicht verstehen, was was ist. Nur wenige scheinen mitgekriegt zu haben, dass die Gamma Rats ein Musikprojekt sind. Auf TikTok sieht man das besser, wegen der Soundschnipsel oder den Probenaufnahmen. In der Schublade habe ich noch einige Kinderbücher. Das Kinderbuch von Uli Schröder, der über Jahre die Treibgut-Lesungen in Bochum mitorganisiert hat, habe ich illustriert. Nun ist er vor etwa zwei Jahren gestorben, und ich hatte ihm versprochen, dass ich das Buch auf jeden Fall veröffentlichen werde. Aber ich weiß nicht, wie ich das vermarkten soll. Am Ende kommen die Kinder dann noch auf meine postapokalyptischen Bücher.
Jaana Redflower: Katharina? | Edition Paashaas Verlag | 150 S. | Gamma Rats: Digital Dots | Fr 12.4. 20 Uhr | Subrosa, Dortmund
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