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Katharina de Andrade Ruiz
Foto (Ausschnitt): transcript Verlag

Tanz in der Kunst

01. Januar 2024

Sachbuch von Katharina de Andrade Ruiz – Literatur 01/24

Weltweit ist Pina Bauschs Wuppertaler Tanztheater und -ensemble, das sie vor einem halben Jahrhundert gegründet hat, ein Begriff. In der alten Industriestadt mit der berühmten Schwebebahn soll es 2027 im ehemaligen Wuppertaler Schauspielhaus ein neues Pina-Bausch-Zentrum geben. Zusammen mit dem Theaterchef Boris Charmatz wird das Ensemble ab Ende Januar eine Neuauflage von „Nelken“ zeigen. Ist das dann eine museale Inszenierung oder eine zeitgenössische Interpretation des französischen Ausnahmetänzers und -choreografs? Können der Tanz und seine Choreografie überhaupt museal archiviert, geschweige denn in einem Kunstmuseum ausgestellt werden? Ein gerade im Bielefelder transcript Verlag erschienener Band der Reihe Tanz Scripte dokumentiert und analysiert dazu umfassend den gegenwärtigen Stand der Tanzkunst im Ausstellungskontext anhand der zeitgenössischen Tanzgrößen Anne Teresa De Keersmaeker, Xavier Le Roy und eben Boris Charmatz.

In vier engmaschig gegliederten Kapiteln befassen sich die Leser:innen bei der Autorin Katharina de Andrade Ruiz erst mit der historischen Entwicklung der Kunstpräsentation, um dann das immer weiter mäandernde Beziehungsgeflecht zwischen Bildender Kunst und Tanz zu entdecken. Von der frühen Kunstperformance geht es über Installationen bis eben zu Live-Tanzausstellungen der drei Protagonist:innen, streift aber auch avantgardistische Hybride wie John Cages erstes Percussions-Konzert, das bereits 1943 im New Yorker MoMA stattfand. Der akademische Ansatz dieser ehemaligen Doktorarbeit der Kunsthistorikerin und Tanzkritikerin ist dabei kein Hindernis beim Lesevergnügen, das ungezwungen und emotional einen enormen Mehrwert generiert, wenn sich interessierte Rezipient:innen darauf einlassen. Gerade die anschaulichen und dokumentarischen Wiedergaben der berühmtesten Werke der drei Tanzgrößen machen die künstlerischen Dimensionen im jungen akademischen und immer interdisziplinären Forschungsfeld nachvollziehbar. Insbesondere Wuppertaler Bürger:innen sollten sich da angesprochen fühlen, die immer noch am Konzept Pina-Bausch-Zentrum zweifeln.

Katharina de Andrade Ruiz: Wie kommt der Tanz ins Museum | transcript Verlag Bielefeld | 346 S. | 45,00 Euro

Peter Ortmann

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