Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Oskar Roehler und Christina Bentlage mit den Hauptdarstellern
Foto: Frank Brenner

Köln wird zu West-Berlin

11. März 2014

Oskar Roehlers „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ – Setbesuch 03/14

Erfolgsregisseur Oskar Roehler („Die Unberührbare, „Elementarteilchen“) hat es für Dreharbeiten seines neuen Kinofilms „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ mal wieder in die Domstadt am Rhein verschlagen. 27 der 33 geplanten Drehtage seines autobiografisch geprägten Films fanden in Köln statt, und das, obwohl der eigentliche Handlungsort Berlin ist. Dort sucht in den frühen 80er Jahren, und demzufolge noch vor dem Fall der Mauer, der junge Robert (dargestellt von „Oh Boy“-Star Tom Schilling) sein Glück. Der Muffigkeit seiner Geburtsstadt und dem Hippie-Wahn seiner Eltern entflohen, taucht er in die Sex- und Drogenszene West-Berlins ein, die von schrägen Gestalten mit Drang zur persönlichen Freiheit bevölkert wird. Im Leben des jungen Oskar Roehler, der sich sein filmisches Alter Ego in Robert geschaffen hat, war seinerzeit die Berliner Bar „Risiko“ Dreh- und Angelpunkt für dessen Selbstverwirklichung.

Dieser Kultclub wurde nun in den stillgelegten Hallen der Arzneimittelfabrik Bolder rekonstruiert, die in Köln-Bayenthal liegen. Unmengen an Statisten in gewagten Netzstrumpfhosen und mit hochtoupierten Punkfrisuren tummeln sich hier zwischen Schilling und den weiteren Stars des Films, die in der Mode der 80er Jahre nicht weniger gewöhnungsbedürftig aussehen. Unter ihnen Wilson Gonzalez Ochsenknecht („Die wilden Kerle“), Emilia Schüle („Add a Friend“) und Frederick Lau („Sein letztes Rennen“). Lebensinhaltlich sei der Film schon so eine Art Fortsetzung zu Roehlers letztem Kinofilm „Quellen des Lebens“) wenngleich alle Rollen, auch Roehlers fiktionalisiertes jüngeres Selbst, hier nun anders besetzt worden sind.

Für den Regisseur ist „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ eine schwarze Komödie, eine Satire, die sich über die „obstrusen 80er Jahre“ lustig macht. Damals sei die Lebenseinstellung der Jugendlichen eine gänzlich andere als heutzutage gewesen. „Man lebte, als gäbe es kein Morgen. Man haute einfach auf die Kacke, scherte sich nicht um Vorsorge oder irgendwelche Sicherheiten“, erläutert Oskar Roehler im Interview. Für ihn persönlich ständen die 80er viel eher als die 70er Jahre für „Sex and Drugs and Rock’n’roll“. Das habe damals sicherlich auch mit dem „Inselding“ zusammengehangen, jenem Sonderstatus West-Berlins inmitten eines sozialistisch regierten Umlandes. Die Freiheit und Anarchie, die seinen Punk-Film durchströmt, macht diesen nach Meinung seines Regisseurs ein Stückweit auch zu einem politischen Film. Dass er sein jugendliches Berlin-Abenteuer nun größtenteils in Köln nachgestellt hat, ist für Roehler zumindest filmpolitisch sehr nahe liegend. Durch die Film- und Medienstiftung NRW hätte er hier eine großzügige Förderung erhalten, die ihm in Berlin verwehrt geblieben ist. „Da man in den 80er Jahren ohnehin überwiegend innen gelebt hat, und diese Innenräume hier so wunderbar nachgebaut hat, fällt das im fertigen Film gar nicht weiter auf.“ Davon wird man sich dann im Kino überzeugen können, wo der Film voraussichtlich noch in diesem Jahr vom X-Verleih ausgewertet werden soll.

FRANK BRENNER

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Neuer Blick auf Armutseinwanderer
„Maria“ von Michael Koch entsteht in Dortmund und Köln – Setbesuch 03/15

Die Geschichte eines deutschen Helden
Burghart Klaußner schlüpft in Köln in die Rolle des Fritz Bauer – Setbesuch 11/14

Poldi hätte die Hauptrolle spielen können
Im Rheinenergiestadion entstanden Szenen für „Macho Man“ – Setbesuch 11/14

Beängstigend reibungslos
Bei Aachen fiel die letzte Klappe zu Maren Ades „Toni Erdmann“ – Setbesuch 10/14

Eine ziemlich ernsthafte Komödie
„Die Kleinen und die Bösen“ – Setbesuch 07/14

Harmonische Dreharbeiten
Das multikulturelle Roadmovie „Halbe Brüder“ entsteht größtenteils in Köln – Setbesuch 06/14

Ein schauspielerisches Fest
Für „Cooking Cats“ steht Maria Furtwängler vor Filmkameras – Setbesuch 05/14

Ausgeklügelter Drehplan
In Köln entstand der Kinofilm „Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ – Setbesuch 12/13

Edle NRW-Kulissen
Die Romanadaption „Der Koch“ wird in Bergisch-Gladbach gedreht – Setbesuch 07/13

Noch immer am Tatort
In Duisburg dreht Götz George einen neuen „Schimanski“ – Setbesuch 06/13

In der Welt der Mucklas
Wunderbare Kulissen für „Pettersson und Findus“ in den MMC-Studios – Setbesuch 12/12

„Film noir“ in Farbe
„00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ – Setbesuch 11/12

Foyer.

HINWEIS