Essen, 25. Januar – Für ihn sei es immer noch wie ein Wunder, wenn er auf das Filmplakat schaut und all die illustren Namen dort liest. Regisseur Robert Thalheim präsentierte mit seinem Team die West-Premiere der Agenten-Komödie „Kundschafter des Friedens“ vor großem Publikum in der Lichtburg. Die Schauspieler-Legenden Henry Hübchen und Winfried Glatzeder begleiteten ihn und plauderten fröhlich und unkompliziert mit ihren Fans am roten Teppich. Überhaupt hatte der Abend durchweg etwas entspannt Heiteres. Die „Kundschafter des Friedens“ sind eine Truppe abgehalfterter DDR-Agenten im Ruhestand, die den Bundesnachrichtendienst bei einer heiklen Mission unter die Arme greifen sollen. Es geht um nichts Geringeres als einen alten Kollegen und den designierten Präsidenten der mittelasiatischen Phantasierepublik Katschekistan aus der Geiselhaft zu befreien und zur laufenden Friedenskonferenz nach Bonn zu bringen.
Mit dem fulminanten Cast bietet dieses Szenario reichlich Stoff für witzige Dialoge und selbstironische Genre-Zitate rund um den „Zonen James Bond“ Falk, alias Henry Hübchen. Mit seinem Widersacher Jürgen Prochnow hat er noch alte Rechnungen offen; man schenkt sich nichts. Sensationell auch Michael Gwisdek, der mit vier Büroklammern und unglaublichem Körperwitz eine vermeintliche Kofferbombe entschärft oder Alt-Romeo Winfried Glatzeder als russischer Schnulzensänger, der das Liebeshandwerk immer noch perfekt beherrscht. Das Publikum amüsierte sich entsprechend prächtig, auch beim anschließenden launigen Geplänkel auf der Bühne zwischen dem jungen Regisseur und den berühmten Schauspieler-Haudegen an seiner Seite. Ganz einfach sei dieser Dreh gewesen, trieft Thalheim vor Ironie: „Schauspieler werden im Alter weise, freuen sich mit Demut, wenn junge Regisseure Ansagen machen; bringen selbst bescheiden Vorschläge ein, von denen man dann 2% auch verwenden kann…“ Henry Hübchen spielte auf der Bühne einfach seine Rolle weiter: Er wäre echt gespannt, wie es hier im Westen so zugeht, nun scheine es ihm, es sei genauso wie im Osten. Man witzelte dann darüber, ob die Leute in Chemnitz über dieselben Gags genauso laut lachen, wie das Essener Westpremieren-Publikum oder „Seid Ihr alle aus dem Osten?“, fragte Hübchen munter in die Menge.
Und ein bisschen hat der Film auch mit NRW zu tun, denn hier wurde an einigen Locations gedreht, Dank der Förderung der Film- und Medienstiftung NRW. Keiner konnte sich vorstellen, dass man das holzvertäfelte Luxushotel mit Ost-Charme und 70er Jahre-Look hier irgendwo finden könnte. Aber dann ergab sich das Rathaus von Marl und das Entree des Düsseldorfer Schauspielhauses als treffliches Setting. Und sichtlich beeindruckt von der Kulisse im Essener Premieren-Kino Lichtburg, schmunzelte Thalheim: „Wahnsinn! Wir bilden uns in Berlin viel ein auf unsere Kinos, aber man lernt Demut hier.“
Am 26. Januar kommt „Kundschafter des Friedens“ ins Kino.
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