Dienstag, 16. April: Zum 41. Mal findet noch bis zum 21. April in diesem Jahr in Köln das Internationale Frauen Film Fest (IFFF) Dortmund+Köln statt, bei dem an sechs Festivaltagen insgesamt wieder rund einhundert Kurz- und Langfilme zur Aufführung gelangen, die von Frauen stammen oder diese zentral in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Bei ihrer Eröffnungsrede im Filmpalast machte die künstlerische Leiterin des IFFF, Dr. Maxa Zoller, deutlich, dass die Umsetzung bei einem solchen Festival das Grundlegende sei. „Worte müssen in Taten umgesetzt werden, Ideen müssen zu etwas Konkretem werden“, so die Festivalleiterin. Dies alles sei nur möglich, wenn ein Team gemeinsam an einem Strang ziehe. Deswegen dankte Zoller den zahlreichen Mitarbeitenden des IFFF persönlich für ihr Engagement, zumal die konzentrierte Zusammenstellung des diesjährigen Festivalprogramms bereits seit Oktober 2023 erfolgt sei. Dabei wäre in der jüngsten Zeit auf dem Filmmarkt durchaus eine positive Entwicklung bezüglich der Anerkennung von Regisseurinnen zu verzeichnen, die vielschichtig sei. Es habe eine „Normalisierung, Instrumentalisierung und Kommerzialisierung des Feminismus“ in der Filmbranche stattgefunden, resümierte Dr. Maxa Zoller. Bestes Beispiel dafür wäre der Film „Barbie“ von Greta Gerwig, der zum kommerziell erfolgreichsten Film des Kalenderjahres 2023 geworden ist. Trotzdem würden nach wie vor viele (kommerzielle) Filme einen „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“ präsentieren, weswegen es umso wichtiger sei, dass ein feministischer Film kein „Mittelchen zum Zweck“ sei, sondern auch „Filmkunst, die mehr ist als die Summe ihrer Botschaften.“ Dafür stünde das IFFF mit seinem Programm, wo „Film als gelebte Problemlösung“ verstanden wird, und man aktiv etwas angeht, um eine Veränderung herbeizuführen.
Zu mehr Sichtbarkeit beitragen
Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker kam als Schirmherrin des IFFF am Eröffnungsabend zu Wort. Sie betonte, dass die beiden Spielstätten des Internationalen Frauen Film Festes, Dortmund und Köln, ihre vielfältige Bevölkerungsstruktur teilten. Deswegen sei es richtig und wichtig, dass man als Eröffnungsfilm Aslı Özarslans „Ellbogen“ ausgewählt habe, da die Regisseurin mit dem Film dazu beitrage, „dass sich die verschiedenen Kulturen verstehen lernen“ und dass „bei einem breiten Publikum für einen Perspektivwechsel“ gesorgt wird. Das auf dem gleichnamigen Roman von Fatma Aydemir basierende Spielfilmdebüt der Filmemacherin ist im deutsch-türkischen Milieu von Berlin-Wedding angesiedelt, wo die gerade 18 Jahre alt gewordene Protagonistin Hazal (Melia Kara in ihrer ersten Filmrolle) zur Täterin wird, als sie sich an einer U-Bahn-Haltestelle der Übergriffigkeit eines deutschen Studenten erwehrt. Vor und nach der Filmprojektion sprach Dr. Maxa Zoller mit der Regisseurin Özarslan und ihren beiden Hauptdarstellerinnen Melia Kara und Jamilah Bagdach. Kara als Neuling in der Filmbranche konstatierte dabei, dass sie „Filme und Serien immer sehr berührt“ hätten, dass sie sich immer sehr gut in die Hauptfiguren hineinversetzen konnte und dass diese ihre Jugend geprägt hätten. Bagdach bezeichnete sich als „Künstlerin und Musikerin durch und durch“, betonte allerdings auch, dass sie sich im deutschen Film nicht repräsentiert gefühlt habe und dass sie „in Filmen zu mehr Sichtbarkeit beitragen“ wolle. Aslı Özarslan unterstrich, dass sie zunächst gar nicht gewusst habe, „dass man Film studieren und seine Leidenschaft als Beruf ausüben“ könne. Die Finanzierung eines Projektes erfordere stets große Kraft, aber sie hoffe, dass dies mit jedem neuen Film einfacher werde.
Von marginalisierten Menschen erzählen
Mit ihrem Film hat Özarslan bereits Workshops an Schulen abgehalten, womit sie eine Art Vorbildfunktion erreichen konnte. „Junge Frauen bedankten sich im Anschluss bei mir, weil sie sich im Film repräsentiert gefühlt haben“, ergänzte die Regisseurin. Jamilah Bagdach führte weiter aus, dass die Abbildung der echten Lebensrealität hier eine gute Basis hatte, da „die zentralen Rollen und Funktionen hinter der Kamera von Frauen of Color ausgefüllt wurden“. Gegenüber Fatma Aydemirs Romanvorlage musste es zwangsläufig zu einigen Veränderungen kommen, da das Buch komplett aus der Ich-Perspektive Hazals geschildert ist. „Wir mussten dafür eine visuelle Umsetzung finden und der Protagonistin trotzdem emotional folgen können“, erläuterte die Regisseurin. Der Figur Hazals als ZuschauerIn sehr nahe zu sein, „kann auch sehr beklemmend sein“, so Özarslan. Sie sah ihre Aufgabe als Filmemacherin darin, „Gefühle visuell mitzugeben und auf die Bildsprache zu übertragen.“ Obwohl sich die Farbdramaturgie an den Drehorten Berlin und Istanbul aufgrund der natürlichen Farben vor Ort unterschieden habe, sollten die beiden Städte trotzdem miteinander verschmelzen, „da es ein europäisches Thema ist, von dem wir in unserem Film erzählen: marginalisierte Menschen.“ Da das Wiederholungsscreening von „Ellbogen“ am 17. April im Odeon-Kino sehr rasch ausverkauft war, hat das IFFF kurzfristig noch ein weiteres Screening im Odeon anberaumt, das dort am Samstag, den 20. April, um 12 Uhr stattfinden wird.
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