Weiße Künstlerinnen, die für ihre Dreadlocks kritisiert werden, eine Biologin, die für ihren Vortrag über Zweigeschlechtlichkeit Protest erfährt: Das sind die Momente einer aufgehetzten Debattenkultur, die Juli Zeh und Simon Urban in „Zwischen Welten“, eine moderne Form des Briefromans, beleuchten. Die beiden Autor:innen gehören damit zum Line-up des LiteraturSommerHellwegs, welche das Westfälisches Literaturbüro von Mitte Juli bis Mitte September veranstaltet. Bei der dritten Ausgabe des Open-Air-Festival lesen Bestsellerautor:innen aus den Genres Science-Fiction, Fantasy, Comedy oder Romanze an pittoresken Kulissen in Hagen, Unna oder Bönen.
Den Auftakt bildet der LiteraturSommerHellweg in Holzwickede unter dem Motto „Brandaktuelle Themen in historischer Kulisse“. Denn es sind nicht nur die bereits erwähnten Juli Zeh und Simon Urban, die sich im Haus Opherdicke mit anhand ihrer Ko-Publikation mit einer Shitstormisierung der Öffentlichkeit befassen. Für einen gesellschaftskritischen Beitrag sorgt auch Martin Theis mit seinem Reportage-Band „Endzeitreise. Als mein Sohn mich fragte, wann die Welt untergeht“. Darin erzählt der Journalist von den Folgen der Klimakrise, die in Alaska, Sibirien, Sansibar, aber auch dem deutschen Hinterland längst sicht- und spürbar sind. Theis verbindet seine Darstellung mit der Frage nach der klimapolitischen Verantwortung für die kommenden Generationen.
In schlechtere Zukunftsvision entführt das Publikum dagegen Robert Corvus, der bekannt ist für die Sci-Fi-Reihe „Classic BattleTech“. In Hagen präsentiert Corvus, der auch unter dem Pseudonym Bernard Craw publiziert, aber bürgerlich Bernd-Otto Robker heißt, seinen Fantasy-Epos „Drachenmahr“. Die Handlung: Eine junge Frau kommt den Lügen und Intrigen einer Stadt auf die Schliche, denn diese beherbergt ein Feuer speiendes Ungeheuer, dessen Name sich bereits im Titel findet.
Von schmerzhaften Wahrheiten berichtet auch der Social-Media-Star Jana Crämer. Ihr autobiografisches Buch „Jana, 39, ungeküsst“ ist eine Abrechnung mit dem Single-Shaming und eine Auseinandersetzung mit Selbsthass und Essstörungen – Themen, über die Crämer bereits in den Sozialen Medien aufklärte – ein Beispiel für die Lichtseiten der Debattenkultur.
LiteraturSommerHellweg | 16.7. – 10.9. | diverse Orte im Ruhrgebiet | 02303 96 38 50
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Ruhe vor der Revolte
M. Fallwickl liest im Bochumer Bahnhof Langendreer
Teslas Friedenswaffe
Alida Bremer liest in der Düsseldorfer Zentralbibliothek
Enfant Terrible
Clemens Meyer zu Gast bei Proust in Essen
Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24
Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24
Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24
Literatur in Höchstform
25. LesArt.Festival in Dortmund – Festival 11/24
Schaffenskraft und Schaffenskrise
20. Ausgabe des Festivals Literaturdistrikt in Essen – Festival 11/24
Zurück zum Ursprung
„Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen“ von Eldon Yellowhorn und Kathy Lowinger – Vorlesung 10/24
Nachricht aus der Zukunft
„Deadline für den Journalismus?“ von Frank Überall – Literatur 10/24
Zwischen Utopie und Ökoterrorismus
Tagung „Klimafiktionen“ in Bochum – Literatur 11/24
Das Über-Du
Auftakt von Literaturdistrikt mit Dietmar Dath und Wolfgang M. Schmitt – 11/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24
Eine Puppe auf Weltreise
„Post von Püppi – Eine Begegnung mit Franz Kafka“ von Bernadette Watts – Vorlesung 10/24