Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
6 7 8 9 10 11 12
13 14 15 16 17 18 19

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

„Zeiten ändern sich“ von Chandri Narayan & Sadhna Prasad
Foto: Jaja Verlag

Befreiungskampf und Erinnerung

04. Juli 2022

Zwischen indigenen Feminismen und Literaturklassikern – Comickultur 07/22

Movements and Moments ist eine beeindruckende Zusammenschau. Indigene Feminismen“ lautet der Untertitel des über 300 Seiten umfassenden Bandes, der mit den zehn abgedruckten Geschichten nicht mal das ganze Projekt umfasst – weitere sechs Geschichten findet man auf der Webseite des Goethe Instituts, das auch Initiator des Projektes war, als es einen Aufruf zum Thema „Feminismus und Populärkultur“ startete und der nach einigen Austausch-Projekten zwischen Berlin und Jakarta in der Idee mündete, feministische „Herstoies“ auch jenseits des südostasiatischen Raums zu dokumentieren. Und so sind Comics aus Asien, aber auch aus Lateinamerika entstanden, die über Befreiungs- und Emanzipationskämpfe berichten, von Diskriminierung als Indigene oder Frauen oder beide, von Kämpfen für die Umwelt und gegen Gewalt. Erzählerisch, ästhetisch und technisch sind die Kurzgeschichten so unterschiedlich und vielseitig wie die Schicksale derjenigen Frauen, von denen die Künstler:innen erzählen. Die Umsetzung dieser dokumentarischen Comics, die von dem Team rund um Sonja Eismann (Missy Magazine), Ingo Schöningh (Goethe Institut) und Maya hier versammelt wurden, zeigt einmal mehr, wie groß nicht nur das inhaltliche, sondern auch das formale Spektrum von Comics sein kann (Jaja Verlag).

Vor dreißig Jahre hat sich Stéphane Heuet Großes vorgenommen: Eine Comic-Adaption von Marcel Prousts Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ wollte der Zeichner umsetzen. Damals war er 35 Jahre alt und war schon sieben Jahre als Matrose zur See gefahren, bevor er anfing, als Grafiker zu arbeiten. Jetzt erscheint der achte Band „Im Schatten junger Mädchenblüte – Im Umkreis von Madame Swann“ auch auf Deutsch: Abermals lässt Heuet die Gedanken- und Gefühlswelt des jungen Protagonisten in langen Textkästen und Sprechblasen und in der feinen Ligne Claire eines Hergé nahestehenden Zeichnungen auferstehen. Aber vor allem die Erinnerungen des Protagonisten, die mal gezielt, mal unwillkürlich in ihm aufsteigen (die berühmte Madeleine ist das Paradebeispiel für diese fast reflexhaft aufsteigenden Erinnerungsstürme) und eine vergangene Welt auferstehen lassen. Man munkelt, dies sei der letzte Band in der Reihe. Allerdings lässt sich das anhand der Vorlage kaum rekonstruieren, da die Kapitel und auch die Chronologie der Veröffentlichung absolut nicht deckungsgleich mit der Vorlage von Proust sind. Nichtsdestotrotz ein beeindruckendes Opus Magnum (Knesebeck).

Christian Meyer-Pröpstl

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

We Live In Time

Lesen Sie dazu auch:

Gespräch über die Liebe
„In einem Zug“ von Daniel Glattauer – Textwelten 01/25

Mit KI aus der Zwangslage
„Täuschend echt“ von Charles Lewinsky – Literatur 01/25

Unfall oder Mord?
Jens Prüss-Lesung in der Düsseldorfer Zentralbibliothek

Schriftstellerin im Exil
Maria Stepanova liest bei Proust in Essen

Vorlesestunde mit Onkel Max
Max Goldt in den Kammerspielen Bochum – Literatur 01/25

Doppelte Enthüllung
„Sputnik“ von Nikita Afanasjew – Literatur 12/24

Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24

ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24

Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24

Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24

Schaffenskraft und Schaffenskrise
20. Ausgabe des Festivals Literaturdistrikt in Essen – Festival 11/24

Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24

Literatur.

HINWEIS