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Regisseur Aron Lehmann
Foto: Peter Jeschke

Nicht zu bewältigen

30. Juli 2013

Regisseur Aron Lehmann über seinen Film „Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ – Gespräch zum Film 08/13

Aron Lehmann, Jahrgang 1981, arbeitete von 2002 bis 2005 als Aufnahmeleiter, bevor er an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg Regie studierte. Nach mehreren Kurzfilmen ist „Kohlhaas...“ sein erster Kinofilm.

Der Regisseur im Film heißt wie Sie Lehmann. Was verbindet sie beide?

Es war nie meine Intention, mich in diesem Film zu spiegeln – darum ging es mir nicht. Der Darsteller Robert Gwisdek und ich haben den Regisseur frei entwickelt. Dass der Regisseur Lehmann heißt ist einfach dem geschuldet, dass wir in dem Film eine dokumentarische Ebene behaupten. Da machte es für mich Sinn den Film-im-Film-Regisseur genauso zu nennen wie den Filmregisseur. Ansonsten bekam Robert von mir alle Freiheiten, seine Figur Lehmann selbst zu gestalten. Und das hat er fantastisch gemacht.

Die Szenen der Filmcrew, des Kohlhaas-Films und Lehmanns Träume sind ineinander verwoben, aber in sich kohärent. Später werden die Ebenen immer verwirrender, z.B. wenn Lisbeth auch nach dem Cut nicht mehr aufwacht … Was passiert da?

Ich muss sagen, ich antworte sehr ungern auf gerade diese Frage, welche bei der Lisbeth-Szene gerne gestellt wird. Ich persönlich liebe es, wenn Dinge offen bleiben und mir als Zuschauer Freiräume für eigene Interpretationen bieten. Da gibt es kein Richtig und kein Falsch. Aber zumindest so viel kann ich für mich zu dieser Szene sagen: Spätestens in diesem Moment ist der Regisseur in seiner eigenen Geschichte gefangen und hat eine Schwelle übertreten, über die er nicht mehr zurück kann.

Es gibt tolle Beispiele für große Filme mit kleinen Budgets. Ist das Eintreten für Fantasie und Improvisation aber nicht immer auch eine Gratwanderung, die auf der anderen Seite die Notwendigkeit eines Fördersystems anzweifelt?

Für mich ist „Kohlhaas“ ein Film über das Kämpfen für seine Träume und seine Visionen – mit allen Widrigkeiten, die dazugehören. Meine Geschichte spielt im Milieu Film, und das habe ich so erzählt, wie ich es nun seit zehn Jahren wahrnehme – ohne Wertung. Diese Diskussion wird, denke ich, vor allem in der Branche geführt. Für die Branche habe ich den Film aber nicht gemacht, sondern fürs Publikum. Und denen ist es egal, wie teuer ein Film war und wo das Geld dafür herkam oder woher nicht, solange ihnen der Film gefällt.

Gibt es bereits Pläne für einen nächsten Film?

Ich bin sehr glücklich, dass es die gibt. Und es sind alles Projekte an denen ich große Freude habe. Unter anderem arbeite ich an einem eigenen Drehbuch, dass übrigens gerade gefördert wurde und mir so ermöglicht, meine Miete zu zahlen und meinen Kühlschrank zu füllen.

Und was für einen Film würden sie mit einem richtig großen Budget machen?

Ich finde, man muss sich immer Herausforderungen schaffen. Ab dem Moment, wo alles da ist, geht es mit Kreativität und Fantasie den Bach runter. Also selbst mit einem richtig, richtig großen Budget, würde ich versuchen, einen Film zu drehen, der mit diesem nicht zu bewältigen ist. Nur dann kann da auch ein besonderer Film daraus werden.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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