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No Future?

24. November 2021

Die Jugend auf der Suche nach politischem Gehör – Teil 3: Leitartikel

Liebe Jugend: Es tut uns sehr leid, dies attestieren zu müssen, aber wenn man einen groben Blick auf die Welt der „Erwachsenen“ wirft, kommt man schnell zu dem Schluss: So gern sie euch kuscheln und knuddeln, so wenig nehmen sie euch ernst. Wobei, so ganz stimmt das auch nicht: Wenn ihr eure Eltern in Pandemiezeiten vom Arbeiten und Steuerzahlen abhaltet, nehmen euch die „Verantwortlichen“ plötzlich äußerst ernst. Dann küren sie euch lautstark zu den „größten Opfern“ und gerieren sich als eure Retter, indem sie euch schnellstmöglich wieder zurück in die Schule schicken. Die unzumutbaren Verhältnisse vor Ort in den Klassenzimmern interessieren dann aber weder die Politik noch den Großteil der verbeamteten Lehrerschaft.

Ansonsten lassen euch unsere Politiker alle Freiheiten, die euch unser Wohlstandswunderland beschert. Also, im Rahmen eures sozialen Umfelds, versteht sich. Und solang ihr nicht irgendwie aufbegehrt. Sei es satirisch beim WDR, wo ihr frech gegen die Oma, „die alte Umweltsau“, ansingt. Oder sei es politisch, wenn ihr einen Armin Laschet mehr fragt als nach seinem Lieblingstier. Tut ihr so etwas, dann werden eure Beiträge ganz schnell von der Sendeplattform gelöscht oder man lügt euch ins Gesicht. Und zu Hause? Da beteuern eure Eltern, ihr wärt ihnen das Allerwichtigste – und knallen hinter euch die SUV-Tür zu.

Liebe Kinder, liebe Jugendliche

Euer Wohlsein, eure Zukunft haben wenig politische Relevanz im Hier und Jetzt. Relevanz hätte eure Oma eigentlich auch nicht. Sie ist allerdings nicht bloß Hauptzielgruppe der öffentlich-rechtlichen Programme, sondern darf im Gegensatz zu euch wählen gehen und hat damit eine Stimme. Die habt ihr nicht. Und wenn es von der Phase der Kindheit in die Jugend geht, wird das nicht besser. Dann nämlich dämmert euch, was hier eigentlich los ist. Ihr eignet euch fundiertes Wissen an, engagiert euch für eine bessere Welt, begegnet den Verantwortlichen auf Augenhöhe – und werdet medienwirksam auf „Schulschwänzer“ reduziert zurück in die Reihe verwiesen. Setzen, sechs!

Liebe Jugendliche: Ihr seid unsere – nein, ihr seid eure Zukunft! Ihr orientiert euch, sucht Vorbilder in den Reihen alter weißer Männer und Frauen. Ihr wollt eines Tages selbst in die Politik gehen und sucht Ideale. Ihr stoßt dabei auf Bundestagsparteien, die fundamental ihre eigene Stammwählerschaft verraten, die ihre christlich fundierte Grundausrichtung routiniert mit Todsünden unterwandern, die im Namen der Freiheit die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandertreiben, die sich als „normal“ vermarkten und dabei „Heil Hitler!“ denken.

Fragen der Zukunft

Ja, viel wurde verbaut, doch es besteht Hoffnung. Denn wo Chaos herrscht, ist auch viel in Bewegung. Und wo sich viel bewegt, kann auch viel entstehen. Die Jugend wird verraten, aber sie ist nicht ohnmächtig. Die Jugend ist aktiv, sie findet Kanäle, sie fordert. Über Einzelne, über Gretas und Rezos, über die vernetzte Gemeinschaft, über den ganzen Erdball hinweg. Und die Jugend wird gehört. Sie verschafft sich eine Stimme. Nur wo führt der Weg hin? Wie gestaltet sich künftig das Leben im Zeitalter der großen Herausforderungen? Wie begegnen sich die Generationen? Wie gestaltet man in Zukunft Gerechtigkeit? Rente, Kurzarbeit, Grundeinkommen – wie sichert man künftig seinen Lebensunterhalt? Welche Jobs verschwinden, welche entstehen? Wie gestaltet sich der Wohlstand klimakonform? Liebe Jugendliche: Bleibt aktiv, verschafft euch Gehör, kämpft für eure Stimme! Wir, die wir damals tatsächlich bloß die Schule geschwänzt haben, drücken euch die Daumen.


VERLORENE JUGEND - Aktiv im Thema

nrw.mehr-demokratie.de | Der Verein Mehr Demokratie hat eine Reihe von Forderungen zur Demokratisierung des Wahlrechts in Nordrhein-Westfalen.
attac.de | Die globalisierungskritische Bewegung kämpft vor allem gegen wirtschaftliche Ungleichheit.
wwf-jugend.de | Der Jugendverband des WWF Deutschland informiert zu Aktionen zum Klimaschutz.

Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
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Hartmut Ernst

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