Die Zeit drängt. Bereits bis 2030 wird sich laut Weltklimabericht die Erde um 1,5 Grad erwärmt haben – und das birgt verheerende Folgen. Klimaaktivisten fordern deshalb seit Jahren eine radikale Wende von Politik und Wirtschaft. Die Entscheidungsträger weichen jedoch kaum von ihrem regulären Kurs ab. Wenn die Hoffnung schwindet, werden die Aktionen lauter. Beispiele hierfür sind die Bochumer Ortsgruppen der Extinction Rebellion (XR) und des europaweiten Bündnisses Ende Gelände (EG).
Verschiedene Aktionsansätze
Die vielgestaltigen Gruppen der Klimabewegung eint ihre Kritik an dem bestehenden System sowie ihre Forderung nach mehr Klimagerechtigkeit. Ihre Aktionsformen sind dabei unterschiedlich. Extinction Rebellion setzt auf friedlichen zivilen Ungehorsam, Ende Gelände auf direkte Aktionen. Entscheidend seien vor allem Authentizität und Überzeugung. Jeder müsse selbst bestimmen, welche Protestform sich richtig anfühle, findet Mio von XR. Die Bochumer Ortsgruppen sind sich einig: Demonstrationen allein, wie die von Fridays for Future, reichen nicht mehr aus, um auf die Dringlichkeit eines Systemwandels aufmerksam zu machen.
Es brauche den radikalen Flügel in der Klimabewegung, findet Urmel, der bei EG aktiv ist: „Wir können uns nicht an Gesetze halten, die ein kapitalistisches System schützen.“ Indem Infrastrukturen blockiert und Kosten erzeugt werden, seien die Aktionen im Optimalfall mehr als symbolisch, erklärt Verena. Statt Ohnmacht im Angesicht der globalen Klimakrise spüren die Aktivisten ein Gefühl eigener Wirkmächtigkeit, erklärt sie.
Gewaltfreiheit im Klimaschutz
Auch XR hat der Regierung offiziell die Rebellion erklärt. „Hier läuft so vieles falsch und gefühlt interessiert sich keiner dafür“, stellt Mio fest.Für XR bedeute Rebellieren, gegen eine bestehende Ordnung aufzubegehren. Dabei seiGewaltfreiheit ein entscheidendes Prinzip der Bewegung. „Ziviler Ungehorsam ist eine Ordnungswidrigkeit, vergleichbar mit Falschparken“, so Mio. Zwischen Demonstrationen und direkten Aktionen gehe XR daher einen Mittelweg.
Für EG ist ziviler Ungehorsam ein laufender Prozess. Für die Proteste gegen die Zerstörung Lützeraths für den Braunkohleabbau sei ein neuer Aktionskonsens ausgehandelt worden. Aktivisten können nun technische Hilfsmittel nutzen, um sich festzuketten. Auch Sachbeschädigung sei für EG eine legitime Protestform. „Es ist nicht unser Ziel, Menschen zu schädigen. Aber ob sich jemand geschädigt fühlt, ist auch ein subjektives Empfinden“, erklärt Inga. Immer häufiger fänden auch Aktionen von Kleingruppen statt. Diese sähen sich zwar mit stärkeren Repressionen konfrontiert, seien aber auch unvorhersehbarer und wirkungsvoller, sagt Verena.
Sanktionen und Erfolge
Das geplante Versammlungsgesetz für NRW zeigt – die Sanktionen gegen Klimaaktivisten werden härter. Verena sieht darin jedoch auch einen Erfolg: „Die Anpassung der Gesetze demonstriert unseren Einfluss auf das System.“ Beide Gruppen wollen sich auch in Zukunft nicht mit der aktuellen Politik zufriedengeben und weiter auf Missstände aufmerksam machen. Geplant sind insbesondere Aktionen über Bochum hinaus. „Je langsamer die geforderten Veränderungsprozesse sind, je stärker die Repressionen, desto mehr zivilen Ungehorsam wird es geben“, hält Inga fest.
VERLORENE JUGEND - Aktiv im Thema
nrw.mehr-demokratie.de | Der Verein Mehr Demokratie hat eine Reihe von Forderungen zur Demokratisierung des Wahlrechts in Nordrhein-Westfalen.
attac.de | Die globalisierungskritische Bewegung kämpft vor allem gegen wirtschaftliche Ungleichheit.
wwf-jugend.de | Der Jugendverband des WWF Deutschland informiert zu Aktionen zum Klimaschutz.
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