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Auch Top-Leistungen sichern Migranten keine Anerkennung am Arbeitsplatz
Foto: Monkey Business / Adobe Stock

Rassismus kostet Wohlstand

19. Dezember 2024

Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung

Während die politische Stimmung in der BRD aktuell stark gegen Zuwanderung ausfällt, ist der Arbeitsmarkt langfristig jedes Jahr auf Zuwanderer „in substanziellem Umfang“ angewiesen. Das belegt eine Ende November veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung, der zufolge bis 2040 jährlich rund 288.000 ausländische Arbeitskräfte erforderlich sind. Aktuell falle die Erwerbsmigration erheblich geringer aus. Die Studie zeigt: Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gehen zulasten des Wohlstands.

Um Augenhöhe betteln

Während in der Politik weitgehend zwischen nicht gewünschter „humanitärer“ Migration – also Flucht aus Krieg, Unterdrückung und Elend – und gewünschter „erwerbsorientierter“ Migration – vor allem Fachkräfte für Industrie und Handwerk, aber auch Pflegepersonal – unterschieden wird, diskriminiert der deutsche Alltagsrassismus entlang ‚klassischer‘ Kriterien wie Herkunft und Hautfarbe. In einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wird ein 29-Jähriger vorgestellt, der 2016 aus Syrien in die BRD kam. Er erwarb einen Bachelor und Master an Hochschulen in NRW, wurde zur IT-Fachkraft und verlässt nun Deutschland in Richtung Schweiz. „Ich habe hier Topleistungen gebracht, um als gleichwertig wahrgenommen zu werden, aber ich habe mich diskriminiert und abgelehnt gefühlt“, sagte er gegenüber dpa. Ihm sei viel Abwertung begegnet, egal ob im gesellschaftlichen Leben, im Studienumfeld oder im Nebenjob. Trotz Nebentätigkeit in einem Institut und einem sehr guten Master-Abschluss, habe er kein adäquates Jobangebot erhalten. Das Fazit des Mannes: „Ich möchte auf Augenhöhe behandelt werden, aber ich möchte nicht darum betteln.“ Für die Expertin der Bertelsmann-Stiftung für Migration, Susanne Schultz, ist der Fall „kein totaler Ausreißer“. Und weiter: „Deutschland kann sich so etwas nicht leisten und muss attraktiver werden.“

Da die Zuwanderung aus anderen EU-Staaten zuletzt stark gesunken ist und künftig kaum noch im nennenswerten Bereich liegen wird, werde Zuwanderung aus Drittstaaten immer wichtiger. 2023 kamen rund 70.000 Arbeitskräfte aus Drittstaaten, zugleich haben aber 20.000 Deutschland wieder verlassen. Der Grund: Problemen mit Aufenthaltstiteln, aber auch Diskriminierungen, wie im Fall des 29-jährigen IT-Fachmanns aus Syrien.

Wählerischer Rassismus

Gelingende Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, da ist sich die Studie sicher, nutzt Unternehmen und Migranten gleichermaßen. Benachteiligungen sind aber real und sie haben einen überraschenden Trend: Diskriminierung schlägt in gehobenen Berufen stärker zu als in Jobs mit minderer Qualifikation, so der Befund von Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Je akademisch-gehobener der Beruf, desto stärker scheint die Ablehnung. Wo Zugewanderte Lehrer, Professoren oder Richter werden wollten, werde es problematisch. Befragungen zeigten, dass viele Leute kein Problem mit einem Syrer oder Muslim als Kollege haben, mit einem syrischen oder muslimischen Chef, Lehrer, Richter oder Bürgermeister indes schon. Während etwa Österreicher oder Schweizer wie Deutsche behandelt würden, zeige sich die Skepsis beispielsweise gegenüber Beschäftigten aus südeuropäischen Herkunftsländern. „Menschen aus der Türkei, dem Mittleren Osten und Schwarzafrika sind am stärksten von Diskriminierung betroffen, dann nimmt es in Richtung Fernost wieder ab“, so Brücker.

Bernhard Krebs

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