In Düsseldorf gibt es einen Clara-Schumann-Saal und eine Robert-Schumann-Hochschule für Musik. Der Komponist zählt in der postmortalen Wertung dann doch mehr als der Interpret. Das war zu Lebzeiten anders. Da wurde Robert auf Reisen seiner Klavier-spielenden Frau als Mann von Clara gehandelt. Das muss ihn in seiner Zeit sehr geschmerzt haben. Immerhin war Clara seine Klavierschülerin gewesen, seine eigene Karriere als Pianist war durch falsches Üben vorzeitig beendet worden. Dafür dürfen wir als Klassikfreunde heute froh sein, Roberts Oeuvre als Komponist begeistert ewig. Claras Stern ging mit ihrem Ableben unter – und steigt langsam wieder auf. Denn auch sie hat Kompositionen hinterlassen.
In Köln feiert Ragna Schirmer, deutsche Pianistin und ausgewiesene Clara-Spezialistin, in einem Konzert mit dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig in das Geburtstagsjahr ihrer berühmten Kollegin hinein. Schirmer hat im letzten Jahr Claras Klavierkonzert eingespielt in Verbindung mit Beethovens 4. Klavierkonzert, für das Frau Schumann eigene Kadenzen angefertigt hat. Deshalb hat Ragna Schirmer sich entsprechend eingelesen: „Ich habe alle Tagebücher und alle Briefe zuhause, sämtliche Biografien, Aufzeichnungen der Kinder, ich studiere ihre Repertoirelisten, was hat sie wann wo gespielt, ich finde das unglaublich spannend, mich mit diesem Leben zu beschäftigen. Für mich ist Clara ein großes Vorbild!“
Sie möchte zeigen, wie sich Clara als junge Komponistin etablieren wollte in einer eigenen Komposition, „die gespickt ist mit technischen Raffinessen, die sie aufgrund ihrer riesigen Hände und ihrer enormen Fähigkeiten bewältigen konnte“.
So gibt es im Januar also einen Vorgeschmack am Rhein. Leipzig feiert die einst weltberühmte Virtuosin als berühmtes Kind ihrer Stadt. Immerhin war Clara bereits mit 11 Jahren eine so tüchtige Pianistin, dass sie Persönlichkeiten wie Goethe, Paganini, Chopin und Mendelssohn Kostproben ihrer Kunst lieferte. 25 Jahre lebte sie in Leipzig, hier wurden die ersten ihrer acht Kinder geboren. Leipzig eröffnet an Claras Geburtstag im September das „Schumann-Haus“.
Auch andere Städte erinnern an die Begegnung mit Clara, so auch die Kurstadt Baden-Baden. Hier erlebt
Victoria Bonds Oper „Clara“ ihre Uraufführung bei den Osterfestspielen mit den Berliner Philharmonikern, dem aus Salzburg abgewanderten Hausorchester. In Köln erklingt „echte Schumann“.
Ragna Schirmer, Mendelssohn Kammerorch. Leipzig | Fr 11.1. 20 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280
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