Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Ideal für Superblocks: Barcelona
Foto: ikuday / Adobe Stock

Superblocks, super Stadt?

31. Januar 2023

Weniger Autoverkehr in Barcelona – Europa-Vorbild: Spanien

Seit mehreren Jahren schon gibt es in einigen europäischen Ländern Ideen, den Autoverkehr innerhalb des städtischen Raums einzuschränken – und auch schon wegweisende Modelle. Dazu zählt Barcelona, das seit 2017 an der Installation und Ausweitung des Konzepts einer Stadt mit eingeschränktem PKW-Verkehr arbeitet.

Beginn des Projekts

Zu Barcelonas 1,6 Millionen Einheimischen kommen Tourist:innen hinzu – 2019 waren es sieben Millionen. Das bedeutet nicht nur Kunst, Kultur, Restaurants, Hotels und Nachtleben auf einem Fleck, sondern auch hohes Autoaufkommen, Luftverschmutzung, eine verminderte Lebensqualität durch die schiere Masse an Menschen, die sich durch die Stadt bewegen müssen. Das bringt nicht nur Ärger, sondern auch ein ganz konkretes Gesundheitsrisiko durch die Abgase in der Luft, die regelmäßig neue Höchstwerte erzielten. Zur Lösung wurde das Konzept der sogenannten Superblocks entwickelt: drei mal drei Häuserblocks, deren innere Straßen für den PKW-Verkehr stillgelegt werden – mit dem Auto kann man also nur noch außen, am Rande der Blocks, fahren. Der erste Stadtteil, der dementsprechend umgebaut wurde, ist Poblenou im Norden Barcelonas.

Ausweitung

Während das Viertel Poblenou generell schon eher verkehrsarm war, wurden im Lauf der Zeit immer mehr Superblocks ausgewiesen – die in Schrittgeschwindigkeit von Lieferwagen und Anwohner:innen befahren werden dürfen. Grenzen zwischen Bürgersteig und ehemaliger Autostraße wurden (auch architektonisch) aufgehoben, Blumenkübel und Sitzgelegenheiten sorgen für eine Stadt, in der nicht mehr das Auto dominieren soll. 2020 wurden große Teile der Innenstadt in Superblocks umgewandelt, auch wenn es zuerst viele Zweifel von Anwohner:innen und Ladenbesitzer:innen gab. Dass bei einem solchen Projekt die Bürger:innen mitgenommen werden müssen, ist selbstverständlich: So lobt Barcelonas Stadtverwaltung Ideenwettbewerbe für die Gestaltung von freigewordenen Flächen aus. Umfragen haben ergeben, dass mittlerweile Wunschwohnorte vermehrt inmitten der Superblocks angegeben werden. Auch hat sich gzeigt, dass sich der Verkehr tatsächlich beruhigt und nicht, wie teils befürchtet, auf den noch zu befahrenden Straßen um die Superblocks völlig zusammenbrechen wird. Ab 2022 soll ein flächendeckender Umbau beginnen, die Kosten dafür liegen bei 36 Millionen Euro.

Heute

Die Investition lohnt sich: Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht in dem Projekt gleich zwei Vorteile: Der Abgaswert in der Luft sinkt, was Atemwegs- und Krebserkrankungen minimiert, und der Anteil der Grünflächen innerhalb der Stadt, ein wichtiges Messinstrument für Lebensqualität, steigt. Auf frei gewordenen Kreuzungen gibt es Spielplätze, Radwege innerhalb der Stadt werden ausgebaut. Zudem gibt es Richtlinien für den öffentlichen Verkehr: Kein Weg zu einer Bushaltestelle sollte länger sein als 250 Meter. Barcelonas rasterhafter Stadtplan lädt zum Superblocks-Konzept geradezu ein, es ist trotzdem auch auf anders gestaltete Städte übertragbar.


ALTMODISCH BAUEN - Aktiv im Thema

dasselbe-in-gruen.de/ | Der in Köln ansässige Verband vernetzt Betriebe, die sich konsequent für nachhaltiges Wirtschaften einsetzen.
die-gruene-stadt.de/ | Die in Berlin ansässige Stiftung setzt sich dafür ein, Gesellschaft und Politik für die Bedeutung öffentlicher und privater Grünflächen zu sensibilisieren.
cleanenergy-project.de/gesellschaft/green-lifestyle/asiens-nachhaltigste-stadt/ | Überblick über die Architektur und Stadtplanung der vielleicht grünsten Stadt der Welt: Singapur.

Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de

Miriam Brost

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Abrisspläne
Intro – Altmodisch bauen

Die deutsche Stadt trotzt der Zukunft
Politik schreckt vor nachhaltiger Infrastruktur zurück – Teil 1: Leitartikel

„Einfamilienhäuser müssen wir ablehnen“
Landschaftsarchitektin Simone Linke über Städte im Klimawandel – Teil 1: Interview

Nicht nur Biene Maja
Mülheimer Verein Wilde Biene kämpft für Insektenschutz – Teil 1: Lokale Initiativen

Prima wohnen
Alternative Rohstoffe in der Baubranche – Teil 2: Leitartikel

„Die Betonindustrie verändert sich“
Felix Jansen (DGNB) über Hindernisse auf dem Weg zu nachhaltigem Bauen – Teil 2: Interview

Auf Sand gebaut
Kölner Architekt Thorsten Burgmer über nachhaltiges Bauen – Teil 2: Lokale Initiativen

Unterirdische Energiebilanz
Kleinbäuerliche Strukturen effizienter als Agro-Industrie – Teil 3: Leitartikel

„Man kann Nullkosten entstehen lassen“
Permakultur-Gärtnerin Hannelore Zech über das Konzept der Selbstversorgung – Teil 3: Interview

Solidarisch selbstversorgt
Permakulturhof Vorm Eichholz in Wuppertal – Teil 3: Lokale Initiativen

Machmenschen
Was es braucht für die grüne Stadt – Glosse

Europa

Hier erscheint die Aufforderung!