Steigende Preise und Lieferengpässe bedeuten für viele Menschen Einschränkungen und Verzicht beim Einkauf. Gibt es preiswerte Alternativen und mehr Unabhängigkeit von Supermarktregalen? Der Permakulturhof Vorm Eichholz e.V. zeigt, wie sich Selbstversorgung gestalten lässt und wo ihre Grenzen liegen.
„Wir sind eine Art Modellhof, der der breiten Bevölkerung zeigen möchte, wie man ökologisch im Sinne der Permakultur gärtnern kann“, erläutert Monika Heinz, erste Vorsitzende des Vereins. Vereinsmitglied Michelle Pyka fügt hinzu, es sei wichtig, zu erwähnen, dass keines der Mitglieder auf dem Hof wohne. An Expertenwissen rund um autarke Versorgung mangelt es ihnen allerdings offenbar nicht.
Humusaufbau und Bodenleben
Auf 4.500 Quadratmeter Fläche pflegt der Verein eine Kreislaufwirtschaft. Monika Heinz beschreibt, es gehe darum, mit den Grundlagen zu arbeiten, die einem bereitstehen. „Daraus bildet man dann selbst sein eigenes System, bei dem wir mit der Natur arbeiten, nicht gegen die Natur“, erläutert sie. Auf dem Hof wird das Gelände mit den Schwerpunkten Humusaufbau und Förderung des Bodenlebens gärtnerisch entwickelt – „eine Priorität beim Selbstversorgen“, erklärt Heinz.
„Aktuell haben wir einen Kreislauf der Zerstörung, der durch die industrielle Landwirtschaft und den Einsatz von chemischen Mitteln etabliert wurde“, kritisieren sie und schlussfolgern, wie sehr wir uns dadurch von der Natur entfremdet haben. Das schließt auch das verminderte Wissen über das Haltbarmachen von Lebensmitteln ein, wie Einkochen und Fermentieren, eigentlich Grundlagen der Selbstversorgung. Heinz mahnt jedoch auch, nicht zu unterschätzen, welchen Aufwand es bedeutet, sich selbst zu versorgen. „Vielleicht würden wir dann auch die Preissteigerungen bei gesunden Lebensmitteln besser nachvollziehen können“, regt sie an.
Entscheidend für eine gelingende Selbstversorgung ist laut Heinz zudem die innere Einstellung. „Unsere Gourmet-Gesellschaft hat sich an einen gewissen Standard gewöhnt. Wir müssen von dem Konsum-Gedanken wegkommen, lernen, regionales Gemüse vielfältiger zu verarbeiten, und uns fragen, was wir wirklich brauchen“, sagt sie und hält fest: „Man braucht zum Starten nicht viel. Im Kollektiv zu arbeiten, ist natürlich besonders schön. Aber auch individuell kann ich bereits mit einer Wurmkiste oder dem Kompostieren zu Hause beginnen.“
Freie Flächen für alle
Die beiden Frauen sind sich einig, dass es bei einem weitgehenden Ausfall der öffentlichen Versorgung mit Lebensmitteln zu wenig bewirtschaftete Flächen gäbe, um das auszugleichen. Gerade in Städten wäre eine vollständige Nahversorgung nicht möglich. Der Krieg in der Ukraine habe ihnen auch erneut ins Bewusstsein gerufen, wie bedeutend nahegelegene Anbauflächen sind. Laut Heinz gibt es sogar freie Flächen zum Beackern. „Ein Beispiel sind die Hochbeete auf dem Tempelhofer Feld in Berlin.“
Sie fügt zuversichtlich hinzu: „Wir sollten erkennen, dass wir eine Solidargemeinschaft sind, und anfangen. Auch schon im kleinen Rahmen. Man könnte einer Solidarischen Landwirtschaft beitreten oder selbst kleinste Flächen vor der Türe nutzen.“ Auch Pyka berichtet von ihrer Erfahrung der Selbstwirksamkeit, die sie besonders beim Anbau von Gemüse macht.
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