Die meisten Menschen setzen sich ungern mit der eigenen Sterblichkeit auseinander. Dabei ist unser aller Leben endlich und den wenigsten Menschen ein plötzlicher Tod auf der sonnigen Parkbank vergönnt. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2018 in Deutschland 954.874 Sterbefälle. Die häufigsten Todesursachen sind weiterhin Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Krebs. In der Regel also Krankheiten, die nicht immer heilbar sind. Braucht es zusätzlich noch Pflege, die weder im Krankenhaus erfolgen, noch von Angehörigen geleistet werden kann (oder sollte), kommen die Hospize zum Tragen. Momentan gibt es knapp 1.500 ambulante und 230 stationäre Dienste für Erwachsene. Für Kinder und Jugendliche existieren 150 ambulante und 17 stationäre Einrichtungen.
Und obwohl sich die Anzahl laut dem Deutschem Hospiz- und Palliativ-Verband seit 1996 deutlich erhöht hat, gibt es vielerorts Wartelisten. Wenn man bedenkt, dass manch ein*e Sterbende*r nur noch wenige Tage zu Leben hat, erscheint dies eher makaber.
Aus diesem Grund hat die Bundesregierung bereits 2015 im Rahmen des „Gesetzes zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland“ ein ganzes Paket an Maßnahmen auf den Weg gebracht. Schaut man sich allerdings die Statistiken an, ist nicht wahnsinnig viel geschehen. Zwar gibt es nun einen gesetzlichen Anspruch für Sterbenskranke auf Palliativ-Versorgung und auch der Tageszuschuss der Krankenkassen hat sich erhöht. Doch besteht, obwohl z.B. NRW eine fast flächendeckende Versorgung mit Hospiz- und Palliativeinrichtungen aufweisen kann, speziell in ländlicheren Gebieten noch großer Nachholbedarf. Ebenso mangelt es an Geld für die Versorgung zuhause. Der Landtag in Rheinland-Pfalz hat Ende November nun darüber beraten, wo es noch an Finanzierung fehlt. Anderenorts scheint das Thema nicht auf der Agenda zu stehen.
Allerdings braucht es nicht nur in Bezug auf Politik und Berichterstattung mehr Aufmerksamkeit. Denn auch in Hospizen sucht man nach qualifiziertem Pflegepersonal und Freiwilligen, die sich die Zeit nehmen, um Sterbende zu begleiten. Auch hier müssen Menschen gewaschen und Wunden versorgt werden, ohne Stress und Zeitdruck. Die Würde sollte bis zum Schluss unantastbar sein. In Hospizen gelingt dies besser als in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Im betrieblichen Alltag fehlt es aber immer wieder an Zeit für die kleinen Dinge.
Einen großen Beitrag leisten – wie zu erwarten war – Ehrenamtliche. Sie erledigen Einkäufe, kommen für eine Partie Poker vorbei oder nehmen sich schlicht Zeit zum Zuhören.
Der Studie „Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit (EbEH) – Merkmale, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven“, die der DHPV initiierte, macht ersichtlich, dass der Großteil der ehrenamtlich Tätigen Frauen im Alter von 51 bis 70 sind und aus der (gehobenen) Mittelschicht stammen. Ein Wandel hin zu mehr "Heterogenität und Offenheit" steht, laut Studie, noch "am Anfang". Was die Zukunft anginge, so reichen die Ergebnisse von „immer wichtiger“ bis „Auslaufmodell“. Es braucht also dringend Nachwuchs und neue Ideen.
Ende Oktober 2019 trafen sich hierfür junge Ehrenamtliche des DHPV, um sich über ihre Arbeit auszutauschen. Sie sprachen zwar von einer positiven Entwicklung, forderten gleichzeitig jedoch mehr Anerkennung für ihre Arbeit und eine flexiblere Strukturierung.
Die Ehrenamtlichen wollen für die Sterbenden da sein, sie unterstützen und den letzten Weg so angenehm wie möglich gestalten. Denn nur weil man stirbt, hat man ja nicht aufgehört zu leben.
Hinweis: Wenn Sie depressiv sind oder Selbstmord-Gedanken haben, wenden Sie sich bitte umgehend an die Telefonseelsorge: im Internet unter www.telefonseelsorge.de oder unter der kostenlosen Hotline 0800-111 01 11 oder 0800-111 02 22. Hier helfen Ihnen Berater, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.
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zum Thema auch unter: choices.de/thema und engels-kultur.de/thema
Aktiv im Thema
kagw.dedhpv.de | Der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband vertritt die Belange schwerstkranker und sterbender Menschen.
caritas.de/magazin/schwerpunkt/sterben-und-tod/sterbebegleitung | Informationsseite der caritas über Sterbekultur und Hospizbewegung.
zeit.de/gesellschaft/2017-12/sterbebegleitung-ehrenamt-freizeit-erfahrungen | ZEIT-Reportage über eine ehrenamtliche Sterbehelferin.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de
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