Martin zickt zuweilen. Martina ist mitunter cholerisch. Grundsätzlich sind sie liebenswert, nur manchmal eben ätzend. Macken eben. Im Guten wie im Schlechten. So bin ich halt. Das macht mich aus. So ist meine Natur. Wäre ja auch irgendwie doof, wenn alle gleich wären: Mensch halt … Der Mensch ist edel im Gemüt. Und, er ist so grausam wie kein anderes Lebewesen. Er schaut lieber auf sein Ego als bis morgen. Der Mensch ist gut. Der Mensch ist schlecht. So sind wir halt. Das macht uns aus. So ist unsere Natur. Wäre ja irgendwie doof, wenn nicht alle gleich wären: menschlich halt …
Antworten auf alles
So oder eben so legt es sich der Mensch dann hübsch zurecht, wenn er Mist baut oder bauen will. Und Menschen sind kreativ darin, Verantwortung abzugeben und sich rauszureden: Ich kann doch nichts dafür, das liegt nun einmal naturgegeben festgelegt in meinem Wesen. Im genetischen Programm, das aus der Ursuppe über Homo erectus bis sapiens fortgeschrieben wird. Und das ist ja nicht nur schlecht: So verfügt der Mann heute über einen ausgeprägten Orientierungssinn, weil sich schon seine Vorväter zum Jagen durch die Pampa navigierten. Die moderne Frau hingegen findet vielleicht nicht so schnell den Weg, weiß aber besser als der Mann danach zu fragen. Dank regem Austausch mit ihresgleichen damals in der Höhlenküche und all dem, was sich der forschende Mann heutzutage naturgegeben alles so zurechtdeutet.
Am Ende jedenfalls hat ja alles sein Gutes. Selbst vermeintlich Schlechtes, denn Angst ist gut, weil sie uns wach hält – schon seit Ururur-Zeiten. Und hab ich ’nen Schuss, liegt’s am Genfluss. Oder, wie der evolutionsgeschliffene Mensch aus der Wohlstandsblase weiß: Ohne Gier wär ich nicht hier. Nehmen ist seliger denn Geben: Ego XXL und Reueverweigerung sind inzwischen gar vorzeigbares Ideal und Wesenszüge jener Menschen, die die Welt politisch lenken und medial influencen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst? Nun, das fällt leicht, wenn der Nächste bloß man selbst ist. Aber so war das ja schon immer: Nur die Harten kommen in den Garten, das wusste schon der Homo erectus – bis er ausstarb.
Fragen ohne Ende
Wenn wir die Verantwortung für die eigene Fehlbarkeit kategorisch ins Pleistozän verdonnern, vergessen wir dabei allerdings einen anderen prägenden Faktor, der ungleich näher liegt: Nicht die Äonen vor, sondern die Jahre nach unserer Zeugung – (früh)kindliche Prägung, adoleszente Reifung. Im Schnitt reift so ein Mensch etwa dreißig Jahre bis zum mehr oder weniger gefestigten Charakter. Und in den ersten Jahren trägt vor allem ein Faktor die Hauptverantwortung: Erziehungsberechtigte. Ein Blick ins Donald Trumps Elternhaus spricht Bände. Ja, es sind nicht bloß unsere Väterväterväter, die uns zu dem machen, wer wir sind, sondern: The Mamas an the Papas. Im Guten wie im Schlechten. Zugleich stützt auch diese Erkenntnis bloß die Versuchung, die Verantwortung für charakterliche Entgleisungen munter von sich wegzuschieben. Nur, ob Genfluss oder Elternkuss: Spätestens der erwachsene Mensch kann die Mündigkeit für sich entdecken, seinen moralischen Kompass, auch freundlich unterstützt von Therapie, reflektiert ausrichten und eigenverantwortlich in die Tat umsetzen. Mein Gott: Wir sind erleuchtet! Nur: Unser Denken, unsere Intelligenz, unser Reflexionsvermögen veredeln unsere Spezies nicht bloß, sie machen uns auch verteufelt mächtig. Nicht ohne Grund zieht sich von der Bibel bis zu Spider-Man die Erkenntnis: Aus großer Macht folgt große Verantwortung. Ver- was? Verdammt!
GEBEN UND NEHMEN - Aktiv im Thema
deutsche-stiftung-engagement-und-ehrenamt.de | Die seit Juli 2020 tätige Bundesstiftung versteht sich als Servicestelle, die u.a. kleinen Initiativen beim Aufbau der erforderlichen Strukturen hilft.
b-b-e.de/faq | Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, hat zum Ziel „die Bürgergesellschaft und bürgerschaftliches Engagement in allen Gesellschafts- und Politikbereichen nachhaltig zu fördern“.
zukunftsinstitut.de/dossier/dossier-wir-gesellschaft | Das Zukunftsinstitut versammelt Beiträge zu einer solidarischen Wir-Gesellschaft.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de
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Teil 1: Leitartikel – Wie der Mensch das Meer unterwarf
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