Alle Jahre wieder verleihen der Deutsche Bühnenverein, die Kulturstiftung der Länder und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste den „Faust“. Das ist dieses Ding, das aussieht wie eine Filmklappe, aber als Theaterpreis durchgehen soll. Es ist gerade acht Jahre her, da ist irgendjemandem aufgefallen, dass Deutschland zwar die weltweit größte Theaterlandschaft besitzt, aber aus Angst vor der Kulturhoheit der Länder keinen nationalen Preis. Anders als zum Beispiel Frankreich, das seinen „Molière“ verleiht, Österreich mit seinem „Nestroy“. Förderalismus ist, wenn’s keiner mitkriegt.
Man hat also nachgedacht und ist schließlich auf „Der Faust“ gekommen. Mit Artikel, versteht sich. Die Preisverleihung wandert regelmäßig quer durch die Republik und sieht inzwischen aus, wie Preisverleihungen in Deutschland so aussehen. Ein Showact nach bekanntem amerikanischem Vorbild mit witzelnden Moderatoren, pompösen Hymnen und entsprechendem Dresscode. Nur mit dem Fernsehen klappt‘s noch nicht so wie gewünscht. 3sat ist zwar im Boot, aber die Einschaltquoten …
Und wie es sich für Wettbewerbe gehört, werden zunächst spannungsheischend die Nominierten der acht Preiskategorien verkündet. Jetzt war es wieder soweit, und die Theater in NRW sind stark vertreten. Und sogar fast ohne Beier-Effekt. Ganz vorne diesmal, die Bundesliga lässt grüßen, rangiert das Dortmunder Schauspiel. Dass Kay Voges da hervorragende Arbeit leistet, ist schon einigen aufgefallen. Jetzt kommt der Lohn in Gestalt einer Nominierung seiner Inszenierung von „Das Fest“ in der Königsklasse „Regie Schauspiel“. Ein Abend, der das Stück bzw. den Film von Mogens Rukow und Thomas Vinterberg als Vorgang seiner spielerischen Heraufbeschwörung zeigt, als eine Art Making Of eines Films, bei dessen Entstehung der Zuschauer live dabei ist.
Noch prominenter sind die Theater in NRW aber in der Kategorie „Darstellerin/Darsteller Schauspiel“ vertreten: Als letztes Nachzucken der Ära Karin Beier in Köln mit Lina Beckmanns Frau John in Hauptmanns „Die Ratten“ (Regie: Karin Henkel). „Wie Lina Beckmann sich hier windet, wie sie säuselt und brüllt, um die Wahrheit zu verschleiern – das ist große Schauspielkunst“ hieß es damals dazu in choices. Und mit Olaf Johannessen als Peer Gynt in Staffan Valdemar Holms Inszenierung am Düsseldorfer Schauspielhaus, einer Rolleninterpretation, die vor allem die dunklen Seiten der Figur hervorkehrt. trailer beschrieb damals Johannessens Peer Gynt als ein „Ekelpaket, ständig provozierend, egoman in seinen Träumen, triebhaft und immer unter Druck“.
Vom Düsseldorfer Schauspielhaus ist auch Thilo Reuter für sein Bühnenbild zu Gorkis „Die Macht der Finsternis“ nominiert, dazu Bridget Breiner vom Musiktheater im Revier für ihre Choreographie „Ruß“ Und dass das Kinder- und Jugendtheater der Region zu den besten in Deutschland gehört, wissen offenbar auch die Juroren von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste: Das Consol Theater Gelsenkirchen und das Theater Marabu Bonn sind mit ihren Produktionen der letzten Spielzeit ebenfalls unter den Nominierten.
Deutscher Theaterpreis „Der Faust“ 2013 I Preisverleihung am 16.11. I Staatsoper im Schiller Theater Berlin
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