Das Publikum ist ein Alien. Widersprüchlich, unberechenbar und teils sogar unbekannt. Seit Jahren machen sich die Theater Gedanken, wie diesem unbekannten Wesen beizukommen sei. Nun hat der Deutsche Bühnenverein eine neue Initiative unter dem Titel „New Alliance“ gestartet, an der neun Theater, darunter auch die Wuppertaler Bühnen, teilnehmen. „Wir freuen uns darauf, … mehr zu erfahren über unser Publikum und über die Menschen, die bisher noch nicht zu uns kommen", so Claudia Schmitz, die Geschäftsführende Direktorin des Bühnenvereins. Das Publikum ist zwar nach der Pandemie zurückgekehrt, aber eher zögerlich. Covid hat sicherlich zu einer Rekapitulation kultureller Interessen geführt, flankiert von Sparzwängen aufgrund der Inflation. Und das Theater selbst sucht immer noch nach Antworten auf die sich verändernde Gesellschaft. Bühnenvereinspräsident Carsten Brosda: „Die Bühnen müssen sich aktiv um ihre Besucher:innen kümmern – und dabei die ganze gesellschaftliche Vielfalt in den Blick nehmen."
Wie notwendig die Initiative des Bühnenvereins ist, zeigt eine Befragung des Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung. Der erstmals durchgeführte „Relevanzmonitor Kultur" ergab zwar, dass 91 Prozent der Befragten befürworten, Theaterhäuser für die kommenden Generationen zu erhalten, und 76 Prozent die öffentliche Finanzierung für den richtigen Weg halten. Das Hurra-Geschrei der Theaterschaffenden dürfte aber schnell wieder verstummen. Zwei Drittel der Befragten interessieren sich nämlich gar nicht oder kaum für die großen Kulturtanker Theater, Konzert, Oper oder Tanz. Noch fataler: 43 Prozent der 18-29-Jährigen fühlen sich von dem Angebot nicht nur nicht angesprochen, 39 Prozent glauben sich sogar beim Besuch fehl am Platz.„Die Politik hat den klaren gesellschaftlichen Auftrag, die bestehenden Strukturen zu erhalten, zu finanzieren und in ihrer dringend anstehenden Transformation zu unterstützen", sagt Dorothea Gregor von der Bertelsmann Stiftung. Der„Relevanzmonitor Kultur" formuliert deshalb auch ein paar Handlungsempfehlungen: Die Häuser sollten sich weit mehr öffnen, sich vernetzen, ihr Preise sozialer gestalten und moderne Kommunikationswegevielstärker bedienen. Ob damit New Alliances geschmiedet werden können, entscheidet dann allerdings das Alien-Publikum.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Überwältigender Raumklang
„Intolleranza 2022“ an der Oper Wuppertal – Oper in NRW 10/22
Wenn die Lippen schweigen
Franz Lehárs „Lustige Witwe“ im Operhaus Wuppertal – Oper in NRW 08/22
Ein Gespenst in Wuppertal?
Das Engelsjahr 2020 startet – Bühne 02/20
Die oberste Unterwelt
„Die Hölle/Inferno“ in der Wuppertaler Oper – Theater Ruhr 01/19
Szenenapplaus für die Kulisse
China-Operette „Das Land des Lächelns“ in Wuppertal – Oper in NRW 11/18
„Wir tauchen das erste Mal wieder so richtig ein“
Intendantin Adolphe Binder über die neuen Stücke des Tanztheater Wuppertal – Tanz in NRW 05/18
Video-Oper zum Neustart an der Wupper
Steve Reich zum 80. Geburtstag: „Three Tales“ – Oper in NRW 12/16
Die Krise lebt
Intendantin des Wuppertaler Schauspiels gibt auf – Theater in NRW 11/16
Revoluzzer im Karton
„Engels & Friends“ im Wuppertaler Theater am Engelsgarten – Theater Ruhr 11/15
Effektvolle Tosca an der Wupper
Toshiyuki Kamioka ist neuer Opernintendant ohne Ensemble – Oper in NRW 10/14
„Das ist ja eine gigantische Anarchie, die da herrscht.“
Shakespeares „Viel Lärm und Nichts“ im Opernhaus Wuppertal – Premiere 04/14
Ein Musical mit Tiefgang
„Evita“ an der Wuppertaler Oper – Musical in NRW 12/13
Schutz vor Verdienstausfällen
NRW plant Absicherung für freie Künstler – Theater in NRW 01/25
Offen und ambitioniert
Andreas Karlaganis wird neuer Generalintendant in Düsseldorf – Theater in NRW 12/24
Endspurt für Mammut-Projekt
Beethovenhalle kurz vor der Fertigstellung – Theater in NRW 11/24
Jünger und weiblicher
Neue Leitungsstruktur am Mülheimer Theater an der Ruhr – Theater in NRW 10/24
Überleben, um zu sterben
Bund will bei der Freien Szene kürzen – Theater in NRW 09/24
Bessere Bezahlung für freie Kunst
NRW führt Honoraruntergrenzen ein – Theater in NRW 08/24
Mit allen Wassern gewaschen
Franziska Werner wird neue Leiterin des Festivals Impulse – Theater in NRW 07/24
„Zero Waste“ am Theater
Das Theater Oberhausen nimmt teil am Projekt Greenstage – Theater in NRW 06/24
Demokratie schützen
Das Bündnis Die Vielen ruft zu neuen Aktionen auf – Theater in NRW 05/24
Theatrales Kleinod
Neues Intendanten-Duo am Schlosstheater Moers ab 2025 – Theater in NRW 04/24
Neue Arbeitszeitregelungen
Theater und Gewerkschaften verhandeln Tarifvertrag – Theater in NRW 03/24
„Der Tod ist immer theatral“
Theatermacher Rolf Dennemann ist gestorben – Theater in NRW 02/24
Standbein und Spielbein
Pinar Karabulut und Rafael Sanchez gehen nach Zürich – Theater in NRW 01/24