Der Fundus ist eigentlich das Gedächtnis des Stadttheaters. Dort werden Kostüm- und Dekorationsteile abgespielter Produktionen aufbewahrt, die von vergangenen Zeiten erzählen – was das gegenwartsbezogene Theater kaum interessiert. In Zeiten des Klimawandels allerdings könnte der Fundus zum Basislager der klimaneutralen Kreislaufwirtschaft („Circular stage design“) aufsteigen.
Zusammen mit dem Wuppertal Institut hat das NRW Kultursekretariat das dreijährige EU-Projekt Greenstage angestoßen. Unter der Leitung des Theaters Oberhausen, das mit der Produktion „BamBamBambi“ bereits eine klimaneutrale Produktion umgesetzt hat, sollen Institutionen in Mantua, Riga, Ljubljana und Wien konkrete Handlungsanleitungen für Strategien der Kreislaufwirtschaft an den Bühnen entwickeln.
Erster Schritt ist die Entwicklung des sogenannten Saba Tools. „Das Saba Tool ist ein Selbstanalyse-Instrument, das den Betrieben einzuschätzen erlaubt, wo sie stehen“, sagt Hannes Richter, Pressesprecher am Theater Oberhausen. Das betrifft primär technische Bereiche wie Produktion und Wiederverwertung bei Kostüm und Bühnenbild, aber beispielsweise auch Fragen des Transports oder der Mobilität.
Wer die bürokratische Regelungswut staatlicher wie suprastaatlicher Organisationen kennt, weiß, dass es schon zum Verständnis des Was, Wann oder Wie vielfach der Übersetzungshilfen bedarf. Hannes Richter: „Die Glühlampen-Verordnung der EU ist ein Beispiel, das große Verwirrung hervorruft, was ab wann genau gilt“. Als Hilfestellung will Greenstage dafür eine „Zero Waste Toolbox“ entwickeln, die Routen durch den bürokratischen Dschungel aufzeigen soll. Dass man bei dem gesamten Projekt von Beginn an auch politische Entscheidungsträger einbinden will, dürfte vermutlich den härtesten Brocken überhaupt darstellen.
Alle guten Absichten und Pläne nutzen nicht, solange sie nicht in der Praxis überprüft sind. Deshalb macht Greenstage auch die Probe aufs konkrete Exempel: An den Theatern in Oberhausen und Riga soll 2026 jeweils eine „Zero Waste“-Produktion rauskommen, die später in Lubljana gastiert. Die gesammelten Erkenntnisse, die das Wuppertal Institut auswertet und aufbereitet, werden ab 2025 auf der Seite greenstage.eu interessierten Kulturbetrieben zugänglich gemacht.
BamBamBambi | R: Anselm Dalferth | 5.,16., 25., 26. 6. | Theater Oberhausen | 0208 857 81 84
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