Netzwerker sind sieoffenbar beide.Regisseur Jakob Arnold gründete bereits2016 das junge ensemble-netzwerk und zwei Jahre später dann zusammen mit Regisseur Daniel Kunze das regie-netzwerk – beides gewerkschaftsnahe Interessenvertretungen. Ein guter Ausgangspunkt für das Duo, das ab der Spielzeit 2025/26 das Schlosstheater Moers, NRWs kleinstes Stadttheater, leiten wird. Beide sind Jahrgang 1988 und haben an der Folkwang Universität der Künste in Essen/Bochum Theaterregie studiert, dürften also Kommilitonen gewesen sein. Das Studium, aber auch die ersten Regieschritte in Bochum im Prinzregent Theater und im Rottstr 5 Theater haben ihnen sicherlich auch die Eigenheiten des Ruhrgebiets nahegebracht.
Ihre weitere Karriere verlief dann zunächst getrennt: Der gebürtige Linzer Daniel Kunze inszenierte bevorzugt am Staatstheater Wiesbaden und am ETA Hoffmann Theater in Bamberg. Jakob Arnold wiederum hat das Theater Lüneburg und das Theater Erfurt zu seiner Homebase gemacht, an letzterem gründete und leitete er von 2021 bis 2024 das Theaterfestival Phoenix. Das Inszenierungsportfolio der beiden könnte kaum breiter aufgestellt sein: Da stehen Klassiker neben zeitgenössischen Autor:innen, Romandramatisierungen neben Stückentwicklungen, und auch an Bühnengrößen ist alles dabei: vom kleinen freien Theater über das Landestheater bis zum Staatstheater. Eine Erfahrung, die angesichts der Moerser Bühnenverhältnisse ohne Drehbühne, Schnürboden oder Unterbühne und mit Zuschauerräumen mit durchweg weniger als 100 Plätzen mehr als hilfreich sein dürfte – hier wird basales Theater auf den sprichwörtlichen Brettern gemacht.
Jakob Arnold und Daniel Kunze, die von einer 14-köpfigen Findungskommission ausgewählt wurden, folgen auf Langzeitintendant Ulrich Greb, der seit 2003 das Schlosstheater leitet. Man kann die Verdienste Grebs gar nicht hoch genug bewerten. Er hat diesem theatralen Kleinod immer wieder zur Sichtbarkeit verholfen. Sein gesellschaftlich eingreifendes Theater zu Themen wie Demenz, Depression oder Armut, die zeitgenössische Ästhetik, die Inszenierungen im Stadtraum machten Moers zu einem Stadttheater im besten Sinne. Dafür wurde das Schlosstheater 2021 zu Recht mit Theaterpreis des Bundes gekürt. Daran gilt es anzuknüpfen.
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