Schneller Konsum, das ist das Credo des Freien Theater. Von Nachhaltigkeit keine Spur. Kaum eine Inszenierung, die mehr als fünf Spieltermine erlebt und dann nicht in der großen Ablage der Theatergeschichte verschwindet. Über Lagermöglichkeiten verfügt sowieso kaum ein freies Theater oder eine Gruppe. Die Bedürfnisse des Publikums als potentiellem Konsument sind schnell gestillt und nennenswerte Honorare für die Künstler gibt es sowieso nur für neu produzierte Stücke – außer die Stadt zahlt eine Abspielförderung. Also muss am Fließband produziert werden, solange die kommunale Projektförderung das hergibt.
Um aus diesem Teufelskreis herauszutreten, haben jetzt sieben Theater zwischen Köln, Berlin, München, Göttingen, Stuttgart, Hamburg und Leipzig ein neues Theaternetzwerk gegründet. Netzwerke sind keine neue Idee. Neu daran ist eher, dass es vor allem kleine Bühnen wie der Berliner Theaterdiscounter, das Pathos Theater München oder das Lichthof Theater Hamburg sind, die mit Zuschauerkapazitäten von ca. 100 Plätzen kaum nennenswerte Einnahmen erzielen können. Die Idee, sich zusammenzuschließen, hatte Inken Kautter vom Freien Werkstatt Theater in Köln. Neben der Überproduktion war es vor allem die lokale Ausrichtung der freien Szene, an der sie sich reibt. „Berlin weiß nicht, was in Göttingen passiert“, sagt Kautter. Außerdem wollten Künstler gesehen werden, gerade auch in anderen Städten. Die Kölner Theaterleiterin hat zunächst recherchiert, welche Häuser in welchen Regionen vom Profil her zusammenpassen, hat persönliche Kontakte wie zu Nico Dietrich, dem Intendanten des Jungen Theaters Göttingen, genutzt und dann zu einem ersten Treffen eingeladen. Auch wenn das Lofft aus Leipzig und das Theater Rampe aus Stuttgart fehlten, einig war man sich darin, nicht nur Produktionen austauschen zu wollen. Denn Gastspiele sind im laufenden Betrieb schwer zu bewerben und erfordern ein ausgefeiltes Marketing, das die meisten kleinen Häuser gar nicht leisten können. „Die Kollegen wollen auch inhaltlich zusammenarbeiten“, sagt Inken Kautter. So sollen die voraussichtlich sieben Gastspielproduktionen nicht nur gemeinsam produziert werden, sondern dann auch an allen Häusern zu sehen sein.
Wie dieses gemeinsame Produzieren aussehen soll, das steht beim nächsten Treffen im Juni auf der Agenda, so Kautter. Einige Häuser wie der Theaterdiscounter und das Lichthoftheater arbeiteten bereits zusammen. Bis dahin soll auch ein möglicher Finanzrahmen abgesteckt sein. Zum Nulltarif ist ein solches Netzwerk nicht zu haben. Kautter spricht von ca. 150.000 Euro, die man gemeinsam aufbringen müsse. Auch deshalb wurde ein regionaler Proporz mit Theatern aus sieben Bundesländern berücksichtigt. Die Häuser sollen sich schließlich nicht gegenseitig die Finanzierungsquellen bei Stiftungen und Landesfördereinrichtungen abgraben. Die Leiterin des FWT in Köln erwartet im Juni eine „Richtungsentscheidung“, ob es zu dem Netzwerk in der angedachten Form kommt. Die ersten gemeinsamen Produktionen könnten dann zu Beginn der Spielzeit 2016/17 in die Spielpläne rücken.
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