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Naturschutz sucht Sympathieträger
Foto: Alexandra Giese / Adobe Stock

Bienenretten war gestern

02. September 2020

Bayerns Artenvielfalt-Gesetz: innovativ oder schlüpfrig?

„Rettet die Bienen!“ Mit diesem Slogan startete im Frühjahr 2019 ein Volksbegehren in Bayern. Das Ziel: Die Artenvielfalt soll erhalten bleiben. Insbesondere der Populationsrückgang der Bienen und Schmetterlinge besorgte die Antragssteller*innen. Um dieses Ziel zu erreichen, wollte man das Bayerische Naturschutzgesetz umschreiben. Unter anderem sollte die landwirtschaftliche Bewirtung eingeschränkt werden, genauso wie die Verwendung von Pestiziden. Antragsteller war die Ökologisch-Demokratische Partei – kurz ÖDP. Schon bald schlossen sich nicht nur die Grünen der Kleinpartei an, sondern auch diverse Naturschutzbündnisse und siehe da – über 1,7 Millionen bayerische Bürger*innen stimmten dem Volksbegehren zu. Im Juli 2019 wurde der Gesetzesentwurf sogar unverändert übernommen und im Landtag verabschiedet. Es ist das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte des Freistaats. Das Ergebnis zeigt: Klima- und Naturschutz sind längst keine Nischenthemen veganer Aktivist*innen mehr. Selbst im traditionell konservativen Bayern ist Artenschutz in der Mitte der gesellschaftlichen Debatte angelangt. Das Thema emotionalisiert – wenn man es nur richtig verkauft. „Rettet die Bienen“ war nicht nur deswegen ein guter Aufhänger, weil die kleinen Insekten einen guten Ruf genießen, sondern auch, weil sich am Bienensterben plastisch darstellen lässt, warum Artenschutz ein so wichtiges Thema ist.

Die Biosphäre der Erde funktioniert wie ein Netzwerk. In diesem Netzwerk sind die einzelnen Glieder miteinander verbunden, voneinander abhängig. Fällt ein Glied aus, hat das Auswirkungen auf das ganze Netz. Wenn wir also das Bienensterben nicht verhindern, haben wir nicht nur bald keinen Honig mehr. Es gibt auch niemanden mehr, der Pflanzen bestäubt. Und wenn keine Pflanzen mehr bestäubt werden, sind auch diese in Gefahr. Dass Tiere aussterben, ist nichts Neues. Ganz im Gegenteil: Es ist ein ständiger Prozess. Die Natur aber ist findig und flexibel. Stirbt eine Art aus, entsteht schon bald eine Neue, die sich den veränderten Voraussetzungen anpasst. Das Netzwerk fällt nicht zusammen, es verändert sich. Neu ist aber das Tempo des heutigen Artensterbens.

Die Biosphäre zerbröselt

Zwei Monate bevor das Gesetz zur Artenvielfalt in Bayern verabschiedet wurde, hat der Weltbiodiversitätsrat, eine Organisation der Vereinten Nationen, einen alarmierenden Bericht vorgelegt: Eine Million Tier- und Pflanzenarten seien vom Aussterben bedroht. Die Aussterberate sei 100 bis 1000 Mal höher als normal. Hier fällt kein Glied aus, das gesamte Netzwerk zerbröselt. Dieses Massensterben hat nicht nur radikale Konsequenzen für die Umwelt. Der Mensch beraubt sich seiner eigenen wirtschaftlichen Grundlagen, wenn er weiter in so großem Tempo Raubbau an der Natur betreibt. Die Waldvernichtung für die Landwirtschaft, die chemische Belastung durch Pestizide und der menschgemachte Klimawandel sind die Hauptgründe für das Artensterben. Sie könnten dafür sorgen, dass es auch dem Menschen irgendwann an den Kragen geht.

In Bayern haben sie das erkannt. Nur ist ein Jahr nach dem Volksbegehren von der Umwelteuphorie kaum noch was zu spüren. Die Gesetze können kaum durchgesetzt werden. Schnell entstanden Schlupflöcher, die die Landwirtschaftslobby für sich nutzte. Viele der Verordnungen sind faktisch nicht existent. Es zeigt sich: Der Wille für mehr Umwelt- und Artenschutz ist da, und er geht durch alle Bevölkerungsschichten. Doch es braucht einen langen politischen Atem, damit aus einem blumigen Slogan auch Realität wird.


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zum Thema auch unter: choices.de/thema und engels-kultur.de/thema

Aktiv im Thema

www.nabu.de | Der Naturschutzbund Deutschland ist eine der ältesten Organisationen dieser Art.
naturschutz.ruhr | Die Naturschützer aus Mülheim führen an die Naturvielfalt an der Ruhr heran.
www.stiftung-pro-artenvielfalt.org | Die Stiftung aus Bielefeld widmet sich dem Schutz bedrohter Wildtierarten.

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Florian Holler

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