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Wahl statt egal

20. Oktober 2021

Intro – Mein Freund der Baum

Wandel oder Weiter so? Optimistische Stimmen drückten zur Corona-Krise die Hoffnung aus, dass sie verstanden werde als Gelegenheit, die Wirtschaft konsequent ökologisch umzugestalten, wie es die Übernutzung der planetaren Ressourcen längst nahelegt; dass nicht zuletzt Hilfsgelder daran geknüpft würden. Gegenstimmen warnten umgehend, um wieder Tritt zu fassen, müsse unbedingt am Gewohnten festgehalten werden. Beide Seiten werden ihre Hoffnungen nicht voll erfüllt sehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Corona-Krise eines Tages doch als Beschleunigerin des ökologisch-ökonomischen Wandels gedeutet wird – aber das könnte sich als schwacher Trost herausstellen angesichts einer Ökokrise, deren Drastik sich zunehmend schärfer abzeichnet.

Da ist der menschengemachte Klimawandel, bei dem fraglich ist, ob Kipppunkte bereits erreicht sind, die Klimaschutz für lange Zeit ins Leere laufen lassen. Da ist das ebenfalls menschengemachte vielfach beschleunigte Artensterben, durch den Klimawandel und vor allem durch Verschmutzung und Zerstörung von Lebensräumen und Ausbeutung von Populationen. Diesen rasenden Umbrüchen geht unser Monatsthema MEIN FREUND DER BAUM nach.

Unsere Leitartikel kritisieren das unstimmige Vorgehen der EU bei Klima- und Umweltschutz, hinterfragen die Umsetzung des bayerischen Volksbegehrens zur Artenvielfalt und geben Ideen, wie private Gärten zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen können.

In unseren Interviews erklärt der Postwachstumsökonom Niko Paech, warum gängige Ansätze, die Wirtschaft ökologisch auszurichten, scheitern müssen, der Ökologe Josef Settele beschreibt die Dimensionen und Auswirkungen des Artensterbens und der Forstwissenschaftler Jörg Ewald wägt ab, wie Wälder und Klimawandel zusammenhängen.

In Köln besuchen wir die Initiative Grüngürtel für alle, die sich gegen Baupläne des 1. FC Köln wendet, in Wuppertal die Initiative Osterholz Bleibt, die den gleichnamigen Wald vor einer Rodung bewahren will und mit Bochumer und Dortmunder Mitgliedern von Extinction Rebellion sprechen wir über Motive und Konzepte für zivilen Ungehorsam.

Aufgeben ist tatsächlich keine Option, wie deprimierend die Befunde über den Zustand der Welt auch sein mögen. Daran erinnern wir auch mit Blick auf den 13. September: Die NRW-Kommunalwahlen und die erste Direktwahl des Ruhrparlaments fallen zusammen und damit eine außergewöhnliche Gelegenheit, die Geschicke vor Ort mitzubestimmen.

Auf Wahl-Extraseiten geben wir Überblicke über Herausforderungen vor Ort und versammeln Antworten von Kandidat:innen auf unsere Fragen: Was fehlt? Was kann weg? Wovon braucht es mehr? Aus ihren Antworten spricht vielfach ein ökologisches Bewusstsein und man darf unterstellen, dass sie sich nach bestem Wissen und Gewissen entsprechend einsetzen werden. Anderenfalls können die Wähler:innen sie ja daran erinnern – mit zivilem Ungehorsam?

Dino Kosjak / Chefredaktion

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