Laut vielen Medienberichten befindet sich der Mann in einer Krise, wird oft als das „schwache Geschlecht“ dargestellt. Eine absolute Gegenposition zu dem, was man sich unter dem Bild des Mannes oder Männlichkeit vorstellt. Schaut man sich die traditionellen Attribute an, die sich unter dem Begriff Männlichkeit summieren, stößt man auf folgende Liste. Physisch gesehen gelten Kraft und eine markante Erscheinung als männlich. Der Mann soll mutig, risikobereit und furchtlos sein. Er soll zupacken, verlässlich sein und eine Art Anführerpersönlichkeit haben. Er soll selbstbeherrscht sein, seine Emotionen kontrollieren können, immer cool bleiben. Rationalität, organisatorische und technische Fähigkeiten werden ebenfalls als männlich betrachtet.
Dieses archetypische Bild vom Mann gibt es schon sehr lange und es hat sich in den letzten Jahren nur geringfügig gewandelt, während sich die Zeiten geändert haben. War traditionell der Mann der starke und körperlich arbeitende Ernährer der Familie, so kann er sich heute in vielen Fällen nicht mehr allein über diesen Status definieren. Nicht nur, dass inzwischen viele Frauen ebenfalls Karriere machen und zum Unterhalt der Familie beitragen, auch der physische Aspekt der Arbeit, die Muskelkraft, ist in der heutigen Arbeitswelt weniger gefragt. Eine wirkliche Männerdomäne beruflicher Natur findet sich heutzutage fast nur noch in Führungsetagen, in die Frauen aber auch mehr und mehr Zugang finden.
Dennoch bleibt das Bild des ehrgeizigen Karrieremannes, es ist fest in der Gesellschaft verankert. Aber in Bezug auf die Familie hat sich die Rolle des Mannes verändert. Gerade auch durch die Veränderung der Arbeitswelten von Mann und Frau sind Männer nun innerhalb der Familie präsenter. Der zeitliche Spagat zwischen Arbeit und Familie kann also auch für den Mann problematisch sein. Möchte der neue Mann heute seine Rolle in der Familie einnehmen und ein einfühlsamer Vater sein, so gibt es noch immer wenige Arbeitgeber, die tatsächlich auch väterfreundliche Angebote unterbreiten können. Zusätzlich fürchten sie, mit Vorurteilen von Kollegen konfrontiert zu werden.
Auch in den Köpfen der Frauen mischen sich die alten Muster mit den neuen: Eine Studie der Datingplattform ElitePartner zeigt, dass sich 87,6% der befragten Frauen den Karrieremann wünschen, mit Erfolg und gutem Einkommen, der zudem bereit ist, sich um die Familie zu kümmern. Frauen unter 30 wünschen sich einen Mann, der leidenschaftlich ist und sinnlich. Zudem soll er gut aussehen und auf seine Figur achten. Treu muss er sein, diverse soziale Kompetenzen mitbringen, Intelligenz und Einfühlungsvermögen, Bildung. Mann muss also ein Allrounder und Multitasker sein.
Von den Männern wird also heutzutage sehr viel erwartet. Alte Rollenbilder halten sich, sollen aber unter neuen Bedingungen funktionieren. Und echte Rollenvorbilder gibt es nur noch wenige. Aber woran orientieren sich Jungs und Männer dann? Sicherlich gelten Männer wie David Beckham, George Clooney, etc. als Vorbilder. Aber als Rollenvorbilder, als echte Orientierung können sie nicht dienen. Bleiben also der eigene Vater oder nahe Verwandte im männlichen Familienkreis. Befragt man Google danach, was Männer wollen, was sie sich wünschen, finden sich fast nur Treffer zum Thema was Männer für oder an Frauen wollen. Zu eigenen Wünschen, die sich nicht auf Beruf, Partnerschaft oder Familie beziehen, gibt es kaum Informationen. Es scheint fast so zu sein, dass der Mann sich als solcher heute nur noch über den Beruf und die Partnerin definieren kann. Viele Männer leiden unter den kulturell gestellten Erwartungen und den vielen Herausforderungen.
Da der Mann aber stark zu sein hat, und seine Emotionen im Griff haben muss, kann der Druck enorm werden. Die Bitte um Hilfe oder gar der Gang zum Psychologen ist für viele Männer fast undenkbar. Zwar erkranken Frauen fast dreimal so häufig an Depressionen wie Männer, dennoch werden die meisten Selbstmorde von Männern begangen. Der Mann steckt also tatsächlich in der Krise. Diese ist aber keineswegs selbstverschuldet. Sie entstammt einer Mischung von antiquierten Rollenbildern und einer Welt, die sich längst weiterentwickelt hat und vollkommen veränderte und neue Anforderungen stellt.
Frauen haben sich gegen diese archaischen Bilder durchgesetzt, sich neue Positionen und Räume geschaffen und sich von vielen archetypischen Zuschreibungen befreit. Dem Mann ist das noch nicht gelungen. Das Problem ist also nicht der Mann an sich, sondern die festgefahrenen Vorstellungen, die wir noch immer von ihm haben. Und ob in Zeiten der zunehmenden Gleichstellung noch Zuschreibungen wie „starkes und schwaches“ Geschlecht gelten, sollte ebenfalls überdacht werden.
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Dick aufgetragen!
"Frauen haben sich gegen diese archaischen Bilder durchgesetzt, sich neue Positionen und Räume geschaffen und sich von vielen archetypischen Zuschreibungen befreit."
Wenn die Frauen auf die Herdprämie Unterhalt verzichten und für die Einführung des Wechselmodells eintreten werden, dann haben wir die Gleichberechtigung der Geschlechter erreicht.
Da aber viele Frauen und Frauenverbände mit Klauen und Zähnen daran festhalten, haben wir noch starke archetypische Verhaltensweisen und Zuschreibungen ausgerechnet beim "neuen,starken Geschlecht": Es ist so schwach, dass es ohne Unterhalt nicht auskommt!
Von Durchsetzung keine Spur, weit und breit!
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