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Wickelt mit seinem Charme einfach jeden um den Finger: Devid Striesow als Adam in „Drei“,
Foto: Presse

„Die Vorbereitung war ein reiner Trainingsmarathon“

03. Dezember 2010

Devid Striesow über „Drei“, seine Sexszene mit Sebastian Schipper und seine Karriereentscheidungen

Nach einer Ausbildung an der Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin trat der 1973 auf Rügen geborene Devid Striesow zunächst auf den Bühnen der Schauspielhäuser von Hamburg und Düsseldorf in Erscheinung. Seit seinem großen Erfolg in Hans-Christian Schmids „Lichter“ ist er aus der deutschen Kino- und TV-Landschaft nicht mehr wegzudenken. Rollen in „Der Untergang“, „Die Fälscher“, „Yella“ oder der Fernsehreihe „Bella Block“ gehören dazu. Nun spielt Striesow in Tom Tykwers „Drei“ einen Mann, der sowohl mit dem Mann als auch der Frau einer langjährigen Paarbeziehung unabhängig voneinander eine Affäre beginnt.

trailer: Herr Striesow, „Drei“ fasst das derzeitige Lebensgefühl von Mittdreißigern recht anschaulich zusammen. Was sind Ihre Ansichten zu Liebes- und Beziehungsfragen?
Devid Striesow: Der Film ermöglicht die Fantasie in eine Richtung. Dabei soll ein Weg aufgezeigt werden, der mal zu überdenken ist. Für mich persönlich könnte ich mir das nicht vorstellen, weil die Befindlichkeiten bei mir ganz anders gelagert sind. Insofern spiegelt der Film nicht meine persönliche Situation (lacht), aber man spielt natürlich immer mit den Möglichkeiten. Man hat ja doch schon eine ganze Menge erlebt, man hat mehr oder weniger schon ein Leben hinter sich und das zweite bereits angefangen, und zwischendurch spielt man immer mal wieder mit solchen Fantasien und solchen Gedanken – in welcher Konstellation auch immer. Vom Buch her fand ich es eine grandiose Idee, sich dieser Sache anzunähern, teilweise auch auf eine fast schon komödiantische Weise. Als ich das Buch las, hatte ich die Bildergewalt noch gar nicht vor Augen, die dann in der Montage entstanden ist. Zunächst fand ich es einfach sehr sympathisch erzählt, wie so etwas funktionieren könnte.

In Anlehnung an das Hesse-Zitat im Film: Wie „entraffen“ Sie sich „der lähmenden Gewöhnung“ in einer Beziehung?
Man sollte in einer Beziehung immer die Spannung aufrechterhalten. Das ist die Aufgabe. Die Spannung muss da sein, sprich: die Erotik. Bei sehr temperamentvollen Menschen ist die Spannung sehr hoch, kann dann aber auch vielleicht sehr schnell wieder verglühen. Wie das Kanzlerehepaar Schmidt das vorgelebt hat, ist das wohl eine Schwingung auf gleicher Ebene, was für eine Langfristigkeit wunderbar ist.

Die erste Sexszene mit Sebastian Schipper und Ihnen ist sehr direkt. War es denn schwierig für Sie, diese zu drehen?
Da muss ich zunächst sagen, dass wir drei, Sebastian, Sophie Rois und ich, ohne dass wir uns im Vorfeld groß kannten, ganz gut miteinander umgehen konnten. Es gibt beim Drehen die Möglichkeit, dass man jemandem begegnet, mit dem man sich so etwas überhaupt nicht vorstellen könnte. Weil es Menschen gibt, vor denen man sich ein bisschen scheut und bei denen man nicht weiß, wie man sie anfassen soll. Aber wir drei haben einen ganz guten Schwung miteinander gehabt. Die Szene zu drehen unter den üblichen Drehbedingungen, ist zunächst vielleicht noch etwas verschämt, aber dann schlüpft man in die Rolle und spielt das einfach. Auf eine Art war das auch lustig, weil man am Ende dann ja Ejakulat auf meiner Brust sehen musste, und da haben wir ausprobiert, welche Substanz dem am nächsten kommt. Und es war – Handseife aus dem Druckspender! (lacht) Aber wir haben vorher viele Sachen ausprobiert, die alle nicht echt oder irgendwie komisch aussahen. Da kann man dann schmunzeln und die Situation entkrampfen.

Adam ist ein sehr vielseitiger Mensch, Stammzellenforscher, Fußballer, Schwimmer, Chorsänger usw. Was liegt Ihnen davon denn privat am ehesten?
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte von Fußball vorher überhaupt keine Ahnung. Ich habe 15 Kilo mehr gewogen. Innerhalb von zehn Wochen habe ich zweimal am Tag mit einem Personal Trainer trainiert, meine Nahrung umgestellt. Danach hatte ich Fahrschule, weil ich nicht Motorrad fahren konnte und dafür extra den Führerschein gemacht habe, dann habe ich Judo und Fußball trainiert und Kraulen musste ich auch erst noch lernen. Die zehnwöchige Vorbereitungszeit war ein reiner Trainingsmarathon, auch physischer Art, dass ich morgens gar nicht mehr aus dem Bett kam, weil ich so kaputt und zerschlagen war, besonders wegen der zweimal zwei Stunden Fitnesstraining am Tag. Jetzt ist mir das Trainieren ans Herz gewachsen, ich mache das weiterhin. Mein Personal Trainer ist ein Freund geworden, deswegen hat das Ganze nun eine Langfristigkeit behalten. Motorradfahren und Fußballspielen tue ich noch nicht, aber ich gehe jetzt ins Stadion von Eisern Union, weil meine Frau auch fußballbegeistert ist.

Wie treffen Sie denn Ihre Karriereentscheidungen, es sind ja sehr viele hochwertige Kinoarbeiten darunter, aber auch immer mal wieder eher konventionelle Fernsehsachen?
Das entscheidet manchmal auch ein wenig die Konstellation der beteiligten Leute. Wenn ich weiß, dass bestimmte Leute mitmachen, dann ist das immer ein großer Spaß, sich vor der Kamera zu begegnen. Letzten Endes ist es der Spaß am Spiel, so banal das auch klingen mag, der den Reiz des Berufes ausmacht. Der Beruf besteht auch zu einem großen Teil aus Training, finde ich. Wenn ich eine Theaterproduktion dazwischen bekomme, was für mich immer wichtig ist, um besser zu werden, dann leiste ich mir auch einfach mal eine schöne Konstellationsgeschichte.

Sie haben jetzt in zehn Jahren unglaubliche 70 Kino- und Fernsehfilme gedreht, wie bleibt da überhaupt noch Zeit für private Dinge?
Ich bin im August Papa geworden, und diese Sache liegt mir so am Herzen, dass ich zwar kontinuierlich arbeite, ich mir den Stress von drei Produktionen gleichzeitig nun aber nicht mehr antue. Zumindest dann nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Ich habe auch so jede Menge zu tun, mache nun wahnsinnig viel Sport, mindestens einmal am Tag, das nimmt schon viel Zeit in Anspruch. Wenn die Angebote stimmen und das alles funktioniert, dann bin ich auch jederzeit offen, diese anzunehmen. Aber bei einem kleinen Kind gibt es so wahnsinnig viel zu schauen und erleben, das möchte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Deswegen trete ich nun schon ein wenig kürzer.

FRANK BRENNER

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