Mit gerade mal 19 Jahren zählt er bereits zu den großen Schauspielhoffnungen Deutschlands. 2006 spielte David Kross unter Detlev Buck in „Knallhart“ seine erste Hauptrolle und sorgte damit auf der Berlinale für Furore. Es folgten die Titelrollen in der Otfried-Preußler- Verfilmung „Krabat“ von Marco Kreuzpaintner und in der Bernhard-Schlink-Adaption „Der Vorleser“. Letztere war eine internationale Koproduktion, in der Kross unter der Regie von Stephen Daldry den Liebhaber von Kate Winslet spielte. In „Same Same But Different“ ist er nun als Journalist Benjamin zu sehen, der sich in Kambodscha in eine Prostituierte verliebt, die an HIV erkrankt ist.
trailer: Herr Kross, herzlichen Glückwunsch zur Nominierung zum Europäischen Filmpreis für „Der Vorleser“! Wie wirkt diese Anerkennung auf Sie, auch hinsichtlich der explosionsartigen Entwicklung Ihrer Karriere in den letzten zwei, drei Jahren?
David Kross: Ich bin natürlich total überrascht gewesen, aber ich freue mich. Wie sich das nun auf meine Karriere auswirkt, weiß ich gar nicht. So etwas Krasses hatte ich bislang noch nie. Dass ich so eine wichtige Nominierung bekommen habe, das ist schon aufregend. Ein bisschen so wie in der Schule, da freut man sich ja auch, wenn man einen Preis bekommt.
In „Same Same But Different“ gibt es ein Zitat Ihrer Figur Benjamin, dass das Abenteuer mit der Überquerung der kambodschanischen Grenze begann. Haben Sie das ähnlich empfunden, denn es wurde ja vor Ort gedreht?
Ja, schon, das kann man schon so sagen. Kambodscha ist wirklich noch eine komplett andere Welt. Im Moment ändert sich dort sehr viel, es wird jede Menge Geld in das Land gesteckt, da es irgendwann zum Touristenland werden soll. Das Ursprüngliche und Natürliche wird es dadurch sicherlich mit der Zeit verlieren. Aber es ist dort wirklich ganz anders als bei uns, das ist sehr schwer zu beschreiben. Die Straßen sind in Phnom Penh einfach immer voll, da kommen einem die Großstädte hier wie Dörfer vor. Dabei ist Phnom Penh eine kleine Stadt. Und es gibt keine Verkehrsregeln, die Leute fahren einfach, wie sie wollen. Es gibt keine Vorfahrtsregeln, aber trotzdem funktioniert das da auch. Man muss dort einfach ein schnelleres Reaktionsvermögen haben.
Was ist Ihnen denn vor Ort besonders positiv oder negativ aufgefallen?
Positiv finde ich, dass es auch ohne die ganzen Regeln, die wir in der westlichen Welt haben, ebenso gut funktionieren kann. Und es gibt dort beispielsweise auch noch keine McDonalds (lacht). Wobei, ich erinnere mich, dass gerade der erste KFC eröffnet wurde, als wir dort ankamen. Aber man gewöhnt sich auch an die unterschiedlichen Lebensumstände. Wir waren dort für zweieinhalb Monate, da gewöhnt man sich dann natürlich auch an das Land. Irgendwann ist es normal, dass man mit dem Tuk-Tuk zum China-Nudelmann fährt. Da sitzt man dann im Restaurant, während vor einem die Nudeln gemacht werden. Obwohl dort nicht alles so sauber ist, ist es trotzdem irgendwie nett und schön. Ich mag das Land wahnsinnig gerne.
Es gibt im Film die Szene mit der frittierten Spinne. Im Film essen Sie die nicht, haben Sie so etwas in echt dann mal probiert?
Nein, ich hab das leider nicht gemacht. Na ja, was heißt leider… ich habe mein Wort nicht gehalten. Denn ich hatte zu Apinya Sakuljaroensuk (seiner Filmpartnerin; die Red.) gesagt, „Wenn du das isst, dann esse ich das auch“ – denn sie musste es ja essen. Das war eine echte Spinne, keine aus Lakritz oder so, und die musste sie wirklich essen. Das konnte ich aber nicht. Da waren wirklich noch Haare drauf. Aber die essen dort ja auch frittierte Würmer und so. Wobei das ja sehr gesund ist (lacht). Apinya ist Thailänderin, die kannte das auch nicht vorher, weil man dort doch andere Sachen isst als in Kambodscha. Thailändisches Essen ist raffiniert und ausgeklügelt, kambodschanisches ist eher einfach und nicht so ausgefeilt.
Wie war denn die Zusammenarbeit mit Apinya?
Super! Am Anfang war es ein bisschen schwierig, weil sie kein Englisch sprechen konnte, da hatten wir immer einen Übersetzer dazwischen, mit dem ich dann reden musste. Gerade bei einer Liebesgeschichte, bei der man eine Verbindung aufbauen muss, ist das nicht so ideal. Am Anfang hatten wir eben Kommunikationsschwierigkeiten, aber das hat sich im Laufe der Zeit sehr gelockert. Wir wurden dann echt beste Freunde und haben uns wirklich gemocht. Ich war wahnsinnig froh darüber, dass das Eis durchbrochen ist, weil der ganze Film darauf aufbaut, dass zwischen uns beiden die Chemie stimmt. Wir haben dann auch privat viel zusammen unternommen und sind gemeinsam den Text durchgegangen. Sie ist ein wahnsinnig lieber Mensch und eine tolle Schauspielerin.
Mit Detlev Buck haben Sie nun bereits zum dritten Mal zusammengearbeitet. Das ist sicherlich auch etwas Besonderes, vermutlich verstehen Sie sich schon blind…
Es ist auf jeden Fall immer etwas Besonderes mit Detlev! Ich finde seine Art, und welche Filme er macht, sehr beeindruckend. Die Auswahl seiner Stoffe ist sehr interessant. Ich freue mich immer, wenn ein neues Angebot von ihm kommt. Ich mag ihn wahnsinnig gerne. Und das stimmt, ich kann ihn mittlerweile auch sehr gut verstehen. Mit ihm erübrigt sich nun auch die Phase, dass man sich erst kennenlernen muss, wie das ansonsten mit einem neuen Regisseur immer der Fall ist.
Sie machen derzeit eine Schauspielausbildung in London, warum haben Sie sich dafür entschieden?
Nein, das habe ich abgebrochen. Ich muss nun erst mal weitersuchen, um etwas zu finden, wie und wo ich mich weiterbilde. Die London Academy of Music and Dramatic Art war zum jetzigen Zeitpunkt nicht das Richtige für mich.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
„Zufriedenheit ist eine innere Einstellungssache“
Stefan Gorski über „Ein ganzes Leben“ – Roter Teppich 11/23
„Diese Geschichte ist eine Warnung an das Heute“
Mala Emde über „Die Mittagsfrau“ – Roter Teppich 10/23
„Ich fühle mich oft als Außenseiter“
Exklusiv: Teo Yoo über „Past Lives – In einem anderen Leben“ – Roter Teppich 08/23
„Das Leben ist im Doppel einfacher zu meistern“
Burghart Klaußner über „Die Unschärferelation der Liebe“ – Roter Teppich 07/23
„Petzold hat einen Reichtum an Anekdoten“
Enno Trebs über „Roter Himmel“ – Roter Teppich 04/23
„Emotionen kochen hoch und Leute entblößen sich“
Lavinia Wilson über „Der Pfau“ – Roter Teppich 03/23
„Einen Körpertausch würde ich nicht gerne machen“
Jonas Dassler über „Aus meiner Haut“ – Roter Teppich 02/23
„Ich brauche die Institution der Ehe nicht“
Iris Berben über „Der Nachname“ – Roter Teppich 10/22
„Heimat sind für mich meine Familien“
Charly Hübner über „Mittagsstunde“ – Roter Teppich 09/22
„Das ist ein Film für die ganze Familie“
Dimitrij Schaad über „Die Känguru-Verschwörung“ – Roter Teppich 08/22
„Ich brauche meine Ordnung und meine Strukturen“
Daniel Sträßer über „Alles in bester Ordnung“ – Roter Teppich 06/22
„Der Stoff ist genau an den Richtigen geraten“
Albrecht Schuch über „Lieber Thomas“ – Roter Teppich 11/21
„Der Klimawandel macht mir Angst“
Luna Wedler über „Je suis Karl“ – Roter Teppich 09/21
„Sprache ist größte Barriere und größte Brücke“
Jonas Nay über „Persischstunden“ – Roter Teppich 10/20
„Das ist keine 08/15-Liebesgeschichte“
Paula Beer über „Undine“ – Roter Teppich 03/20
„Bei Terrence Malick hat man viel mehr Zeit“
Valerie Pachner über „Ein verborgenes Leben“ – Roter Teppich 02/20
„Er lässt sich einfach nichts sagen“
Jan Bülow über „Lindenberg! Mach dein Ding“ – Roter Teppich 01/20
„Alle unsere Handlungen haben miteinander zu tun“
Julius Feldmeier über „Mein Ende. Dein Anfang.“ – Roter Teppich 12/19
„Das sind wirklich gefährliche Leute“
Jamie Bell über „Skin“ – Roter Teppich 10/19
„Sex-Tourismus ist ein interessantes Phänomen“
Anne Ratte-Polle über „Es gilt das gesprochene Wort“ – Roter Teppich 08/19
„Die Figur trägt 80% von mir in sich“
Frédéric Chau über „Made in China“ – Roter Teppich 07/19
„Ich empfinde mich als Geschichtenerzählerin“
Sabine Timoteo über „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ – Roter Teppich 05/19