Benjamin Leers und Daniel Huhn sind ein umtriebiges Dokumentarfilmerduo. Mit ihrer Produktionsfirma BENDA FILM stellen sie sich kulturgesellschaftlichen Phänomenen und Gedanken. Ihr neues Projekt HeimatKino fasziniert mit sieben liebevollen Portraits über die vielfältige Kinokultur an der Ruhr, ihren Orten und ihren Menschen. Damit wollen Sie dem Kino in der Region ein Denkmal setzen, denn es gibt einfach viel zu viele wundervolle Kinos, die viel zu wenig Beachtung finden: Von den über 500 Kinos, die es in den 1950er Jahren zwischen Dortmund und Duisburg gab, sind noch circa 50 Kinos übrig geblieben, so HeimatKino. Und sieben Lichtspielhäuser sind es, denen sich die Filmemacher sensibel nähern und damit einen sehenswerten Querschnitt über die so unterschiedlich geprägten Kinos an der Ruhr und ihrer Geschichte geben. In ruhigen Totalen wirken die imposanten Architekturen von Lichtspielhäusern, die wie opulente Opernhäuser anmuten und von längst vergangenen Zeiten sprechen. Manchmal klackert da noch ein alter 35mm-Projektor nach, während behutsame Finger das Filmmaterial im Projektor einfädeln und uns nochmal die Haptik des analogen Films vergegenwärtigen lassen.
Dabei wagen die Dokumentarfilmer einen wehmütigen Blick auf die Kinokultur vergangener Tage und schaffen zugleich den Sprung in die Gegenwart, indem sie nach der Zukunft des Kinos und der Zukunft dieser historischen Spielstätten in Zeiten von Netflix und Co. fragen. Sieben Filme sind es, die uns seltene intime Einblicke in das Kino als einen Ort des gesellschaftlichen Austauschs und des Diskurses geben. Sie erzählen dabei auch von den Menschen und ihrer Kulturarbeit, von den Menschen, für die ihr Kino seit Kindesbeinen an eine wichtige Bedeutung innehat sowie von den FilmemacherInnen, die im Kino erst die Möglichkeit finden, mit dem Publikum über ihren Film ganz direkt in den Dialog zu treten.
Sieben Positionen lassen Kino siebenmal anders sehen. Ob mit Glanz und Gloria in der Lichtburg Essen, dem Premierenkino, ob im kommunalen Kino des Filmforum Duisburg mit historischem Filmarchiv, ob im engagierten Filmclub Buio Omega in Gelsenkirchen, die sich dem schmuddeligen B-Movie verschrieben haben, ob im letzten Autokino des Ruhrgebiets in Essen, dem Bochumer Bahnhofskino Metropolis mit seinen zahlreichen Live-Veranstaltungen, dem Stadtteilkino Postkutsche im Dortmunder Vorort Aplerbeck oder aber dem Dortmunder Sweet Sixteen als das „Neue Kino“, das mit RegisseurInnenbesuchen, Filmgesprächen und Stadtteil-Engagement einen Ort der Begegnung und des Gesprächs schafft.
Es sind gleichzeitig auch sieben Blickwinkel, die nach vorne schauen und das Kino als Kulturort weiterentwickeln. Das hat selbst das Filmteam um HeimatKino das Filmtheater nochmal anders sehen lassen und Benjamin Leers gesteht: „Meine Wertschätzung für Leute, die Kino machen, ist deutlich gestiegen, sie jammern nicht herum und haben gute Ideen. Die Bedeutsamkeit von Kino hat sich auch bei mir nochmal nachhaltig verschoben.“
Die Kino-Portraits gibt es auf www.heimatkino.ruhr
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