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Jugend und Schönheit von Dorian Gray sind im Bild festgehalten: Ben Barnes als Titelheld noch vor seinen lasterhaften Ausschreitungen
Foto: Presse

"Ich werde immer noch nach meinem Personalausweis gefragt"

01. April 2010

Ben Barnes über "das Bildnis des Dorian Gray", die Vergänglichkeit von Jugend und Schönheit und seinen Kollegen Johnny Depp - Roter Teppich 04/10

Am bekanntesten ist der 1981 in London geborene Ben Barnes für seine Interpretation des Prinzen Kaspian in den Verfilmungen der „Chroniken von Narnia“. Deren dritter Teil, „Die Reise auf der Morgenröte“, kommt bei uns im Dezember in die Kinos. Aktuell ist Barnes in der Titelrolle von Oliver Parkers Oscar Wilde-Verfilmung „Das Bildnis des Dorian Gray“ zu sehen, wo er nach „Easy Virtue“ zum zweiten Mal an der Seite seines Landsmanns Colin Firth spielt. „Easy Virtue“ soll in Deutschland Ende Juni anlaufen. 2010 ist das Jahr von Ben Barnes.

trailer: Herr Barnes, wie viel Angst haben Sie davor, Jugend und Schönheit eines Tages zu verlieren?
Ben Barnes: Ich bin jetzt 28 Jahre alt und werde immer noch ab und zu nach meinem Personalausweis gefragt, wenn ich in eine Bar gehe. Also wäre ich eigentlich ganz glücklich, wenn ich demnächst mal endlich etwas älter aussehen würde. Ich war beim Vorsprechen für die Rolle eines 27Jährigen und bekam gesagt, dass man mir dieses Alter nicht abnehmen würde. Das ist ganz schön frustrierend. Geistig bin ich absolut dazu in der Lage, jemanden meines eigenen Alters zu spielen, aber andere Leute kaufen mir das nicht ab. Man sagt mir immer, dass das ein Segen sei, weil ich die 27Jährigen dann spielen kann, wenn ich 35 bin, und ich denke, dass da was Wahres dran ist.

Waren Sie schon im Vorfeld ein Bewunderer von Oscar Wildes Arbeiten?
Ich war schon ein großer Fan von Oliver Parkers Verfilmungen. Das war einer der Gründe, warum ich zugesagt habe. „Ein perfekter Ehemann“ und „Ernst sein ist alles“ sind vordergründig viel leichtere Stoffe, viel lockerer geschrieben, aber trotzdem sehr intensiv und packend. Ich glaube, dass Wilde manchmal am präzisesten und stärksten ist, wenn er vorgibt, besonders leichtgewichtig zu sein. Ich bin schon lange ein Wilde-Fan, besonders, was seine Bühnenstücke angeht, die ich fast alle gelesen habe, aber natürlich auch von „Dorian Gray“. Für mich ist er ein absolut gewitzter, pointierter und hintergründiger Schriftsteller, und diese Rolle war für mich ein echtes Geschenk.

Fühlen Sie sich manchmal in einer „Dorian Gray“-Falle, dass Sie Rollen, wie die des Prinzen Kaspian, nur wegen Ihres guten Aussehens bekommen?
Ich bin unendlich dankbar, dass ich überhaupt in Betracht gezogen wurde, diese Rolle oder die in den „Narnia“-Filmen zu spielen. Wenn ich anders aussähe, hätte ich diese Angebote vielleicht nicht bekommen. Aber noch viel häufiger arbeiten die Vorurteile genau andersherum. Dann wird argumentiert, dass die Rolle aufgrund ihrer Vielschichtigkeit eher wie Joe Jedermann aussehen soll, und nicht wie ein schöner Jüngling. Dann muss ich alle davon überzeugen, dass ich die Rolle trotzdem spielen kann. Ich habe kürzlich ein Interview mit Johnny Depp gelesen, in dem er erzählte, dass sie ihn mit seiner ersten Rolle in der Serie „21 Jump Street“ bereits in eine Schublade stecken und aus ihm einen Posterboy machen wollten. Er ist ja auch ein gutaussehender Mann mit seiner Haartolle und seinen Wangenknochen. Und deswegen versuchten sie, ihn zu einer typischen Ken-Puppe zu stilisieren. Das passiert mit jungen Schauspielern sehr schnell. Da muss man sich einfach durcharbeiten. Wenn man dann mehr über sich herausgefunden hat muss man das auf die Leinwand übertragen und interessante Entscheidungen treffen und die Leute überraschen mit der Art von Filmen, die man dreht. Deswegen bemühe ich mich darum, nur solche Filme zu drehen, die ich selbst interessant finde, und nicht solche, die man von mir erwartet.

Wie würden Sie Ihre heutige Position im Filmbusiness einstufen? Glauben Sie, Sie müssen einen Film nach dem anderen drehen, um irgendwann einmal den Status eines Johnny Depp zu haben?
Ich habe nicht das Ziel, ein weltweiter Superstar zu werden. Ich möchte den Beruf einfach weiterhin ausüben, am liebsten auch in 20 Jahren noch. So ähnlich wie Colin Firth oder Jeff Bridges, diese wunderbaren Schauspieler, die ihren Beruf ein Leben lang ausgeübt haben und brillante Filme gedreht haben, die zu Lieblingsfilmen einiger Menschen geworden sind – so etwas möchte ich auch erreichen. Ich treffe meine Filmauswahl nicht nach pragmatischen Gesichtspunkten, weil etwas verspricht, erfolgreich zu werden oder weil es den Mädchen gefallen könnte. Natürlich merke ich, dass ich zwischendurch auch mal einen größeren Film drehen muss, weil das Publikum einen ansonsten sehr schnell wieder vergisst. Den Geldfaktor darf man dabei sicherlich auch nicht aus den Augen verlieren … Ja, sicher. Ich habe noch keinen Film gedreht, der mir eine Riesengage eingebracht hätte. Meine Agenten können das nicht ausstehen, weil ich mich immer für den Film mit der kleinsten Gage entscheide. Denn ich entscheide mich für die besten Drehbücher. Je besser das Buch, desto weniger bekommt man dafür gezahlt – und umgekehrt! Diese Erfahrung habe ich zumindest bislang gemacht. Wenn man mal in der Position eines Johnny Depp ist, bekommt man sicherlich gute Drehbücher und eine hohe Gage. Aber bis dahin werde ich mich immer für die Drehbücher entscheiden.

Wie sehr, glauben Sie, hat die Rolle des Prinzen Kaspian Ihr Privatleben verändert?
Ich glaube schon, dass ich ein anderer Mensch bin als der, der ich wäre, wenn ich diese Filme nicht gedreht hätte. Aber egal, welche Entscheidung ich getroffen hätte, hätte das mein Leben verändert. Zwischen 23 und 28 Jahren verändern sich Menschen ohnehin sehr stark. Diese Rolle hat mir auf jeden Fall mehr Selbstvertrauen gegeben und mir gezeigt, dass ich die unterschiedlichsten Herausforderungen im Film und auf der Bühne annehmen kann. Aber mein Privatleben ist noch fast unverändert. Ich bin wirklich dankbar über die vergleichsweise hohe Anonymität, die ich trotz dieser Megaproduktionen nach wie vor genieße. Ich kann die meiste Zeit tun und lassen, was ich will.


FRANK BRENNER

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