Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Mit Tendenz zu grün
Foto: MQ-Illustrations / Adobe Stock

Im deutschen Stromsee

27. Oktober 2021

Der Weg zum nachhaltigen Strommix am Beispiel des Kölner Energieanbieters Yello – Teil 2: Lokale Initiativen

Ökostrom ist längst kein Nischenphänomen mehr. Im Gegenteil, der Markt ist heiß umkämpft. Etwa 80 Prozent der deutschen Stromversorger haben mindestens einen Ökostromtarif im Angebot, einige setzen ausschließlich auf grüne Energie. „Die Kunden erwarten mittlerweile Ökostrom im Portfolio“, sagt Tanja Beer, Pressesprecherin des in Köln ansässigen Anbieters Yello Strom GmbH.

Als Tochterunternehmen der EnBW Energie Baden-Württemberg AG war Yello 1999 einer der ersten neu gegründeten Energieanbieter auf dem frisch liberalisierten Strommarkt, davor besaßen Stromanbieter Monopolstellung in ihrem Gebiet. Heute versorgt Yello rund 900.000 deutsche Haushalte sowie kleine bis mittelgroße Unternehmen.

Ökostrom = grüner Strom?

2011 bot Yello den ersten Ökostromtarif an, erzählt Beer, 2020 habe man komplett auf Ökostrom umgestellt. Das Unternehmen wolle „jedoch nicht nur ein nachhaltiger Stromanbieter, sondern auch ein nachhaltiger Arbeitgeber sein“. So habe sich Schritt für Schritt auch innerhalb des Unternehmens das ökologische Bewusstsein verändert. Heute gebe es etwa Jobräder und E-Ladestationen für Mitarbeitende, einen klimaneutralen Standort und digitale Lösungen.

Doch auch bei einem 100-Prozent-Ökostrom-Tarif kommt aus der heimischen Küchensteckdose kein reiner Ökostrom. Wer verstehen will, wie Ökostrom-Tarife funktionieren, muss sich das deutsche Stromnetz anschauen: Der in Deutschland produzierte Strom aus Stein- und Braunkohle, Erdgas, Kernkraft und nachhaltig erzeugter Energie wird in einen großen „Stromsee“ eingespeist, aus dem der Verbraucher versorgt wird. Wer neben einem Kohlekraftwerk wohnt, erhält wahrscheinlich viel Kohle-Energie.

Viele Unternehmen, so auch Yello, kaufen daher zusätzlich zum deutschen Strommix sogenannte Herkunftszertifikate: Für die Menge des vom Kunden verbrauchten Stroms erwerben sie einmalig zu vergebene Zertifikate für die gleiche Menge grünen Stroms. Dieser gelangt tatsächlich im In- oder Ausland in den Stromkreis. So kommt der Ökostrom zwar nicht immer physikalisch beim Kunden an, doch „je mehr Kunden sich für Ökostrom entscheiden, desto höher wird der Anteil von Ökostrom im Strommix insgesamt“, erklärt Beer.

Die Macht der Kunden

So ist es jedenfalls in der Theorie. Bei den Tarifen lohnt es sich allerdings, genauer hinzusehen. Viele der eingekauften Herkunftszertifikate stammen bei Yello und anderen Anbietern von alten Wasserkraftwerken in Norwegen. Da Norwegen komplett mit Ökostrom versorgt wird, gibt es dort ein Überangebot an günstigen Zertifikaten. So entstehe kaum wirtschaftlicher Anreiz zum weiteren Ausbau erneuerbarer Energien, erklärt Sven Kirrmann, Referent bei Naturstrom. Der Öko-Energieversorger mit Hauptsitz in Düsseldorf erwirbt seine Energie gemeinsam mit den Herkunftszertifikaten daher direkt von deutschen, dezentralen Öko-Kraftwerken und fördert den Ausbau hierzulande zusätzlich finanziell.

Wer genau hinsieht, entdeckt auch bei Yello eine Alternative: beim Stromtarif „Klima Care“ gibt´s Herkunftszertifikate von deutschen Wasserkraftanlagen, auch eine Förderung von Windparks im Ausland ist daran gekoppelt. Den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen solche Tarife eher. Tanja Beer erklärt, Yello wolle „mit einem breiten Angebot dem Kunden die Wahl lassen, wie grün sein Strom- oder Gastarif sein soll“. Will dieser was für´s Klima tun, sollte der sich also schlau machen.


GRÜNE ENERGIE 2030 - Aktiv im Thema

energiewende.de | Die Seite des Öko-Institut e. V. ist Informationsportal zu Energiewende, Klimaschutz und Umstieg auf erneuerbare Energien.
transition-initiativen.org | Der Verein unterstützt Initiativen für einen nachhaltigen Städtewandel; portraitiert im französischen Dokumentarfilm „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ (2016) und in einer Arte-Reportage.
sonneninitiative.org | Der Verein für Umweltschutz und Energiewende fördert den Bau von Bürgersolarkraftwerken.

Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de

Mareike Thuilot

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Dunkle Fassaden
Das Theater und die Energiekrise – Theater in NRW 09/22

Auf Pusteblumen in die Zukunft
Intro – Grüne Energie 2030

Die Sonne und Du
Chancen der Solarenergie – Teil 1: Leitartikel

„Man hat die Solarbranche geopfert“
Energie-Experte Volker Quaschning über Solarenergie – Teil 1: Interview

Immer mehr Tropfen auf dem heißen Stein
Die Stadtwerke im Ruhrgebiet leisten als lokale Treiber einen Beitrag zur Energiewende – Teil 1: Lokale Initiativen

E-Autos auf Kohlestrom
Der stockende Ausbau der Windenergie konterkariert die Energie- und Verkehrswende – Teil 2: Leitartikel

„Windenergie verfünffachen“
Ingenieur Jonas Ott über den Stand der Windenergie in Deutschland – Teil 2: Interview

Was Musik, Film und Energietechnik gemeinsam haben
Die Zukunft der Energie ist vielfältig und nicht fehlerfrei. Gut so! – Teil 3: Leitartikel

„Eine Mammutaufgabe für die nächsten 30 Jahre“
Der Energie-Experte Markus Hölzle über Energiewende und Brennstoffzellen – Teil 3: Interview

Energiemix mit wärmendem Müll
Nachhaltige Versorgung in Wuppertal durch das Abfallwerk Korzert – Teil 3: Lokale Initiativen

Frischer Wind für die Wende
Windkraft macht Dänemark zu einem Vorreiter der Energiewende – Europa-Vorbild: Dänemark

Vom Winde versorgt
Nachhaltige Energien im Diskurs – Glosse

Lokale Initiativen

Hier erscheint die Aufforderung!