Nirgends auf dieser Welt ist die Orchesterdichte so reich gesetzt wie in NRW. Nirgends gibt es so viele Opernhäuser und professionelle Konzerthallen bzw. Philharmonien wie an Rhein und Ruhr. Eigentlich logisch, dass sich die hier so dicht wie nirgends gewachsenen Hochschulen für Musik in Detmold, Düsseldorf, Essen und Köln eine eigene Zuchtstätte für Orchestermusiker entwickelt haben, die sich seit fünf Jahren im Schatten des Konzerthauses Dortmund ansiedeln konnte – mit professionellen Räumlichkeiten, eigenem Kammermusiksaal und im direkten Zusammenspiel mit einem möglichen Arbeitsplatz, dem Konzerthaus.
Die wenigsten Musiker schaffen den Sprung in eine Solistenkarriere, auch wenn dieser Wunsch wahrscheinlich bei allen Kämpfern um die zunächst notwendige Aufnahme an einer Hochschule vorhanden sein dürfte. Viele Sänger z.B. entdecken erst während des Studiums als Schul- oder Kirchenmusiker das eigene Material und das damit verbundene Potential, viele Karrieren fußen auf diesen späten Erfahrungen. Aber der Regelfall besagt: Nur die stärksten, also talentiertesten und diszipliniertesten Musikanten schaffen es auf die international umworbenen Solistenplätze. Für die meisten Studenten, und es sind sehr viele, bleibt der Lehrberuf oder das Orchestervorspiel empfohlene Alternative zum bekanntermaßen schwierigen Leben eines freien Künstlers. Wer dagegen sehr sicher einen Platz im Orchester anstrebt und sein Studium erfolgreich – mit mindestens gut – abgeschlossen hat, der kann sich um ein Aufbaustudium im Orchesterzentrum|NRW bewerben, einer zielgerichteten Kaderschule für den Masterstudiengang Orchesterspiel.
Die Dortmunder Philharmoniker nutzen jetzt bereits die jungen Musiker als verlängerte Ersatzbank für sehr groß besetzte Werke, das gibt den Musikern im Gegenzug Einblicke in den Orchester-Alltag und die Chance, Kontakte zu pflegen. Die Orchestersolisten und Stimmführer ortsnaher Orchester dienen oft als Dozenten, Professoren auch mal als Solisten im Konzert: So im kommenden Sinfoniekonzert mit Giordano Bellincampi, dem Chefdirigenten der Duisburger Sinfoniker, der das Orchester mit Brahms sinfonisch getriezt hat und zwei Kostbarkeiten von Richard Strauss auf die Bühne bringt. Hierbei assistieren Ralph Manno, weltweit anerkannter Klarinettist und Professor in Köln, und Hochschulkollege und Fagott-Virtuose Georg Klütsch. Die Musiker warten also mit hervorragenden Solisten auf, mit einem professionell eingestellten Orchester unter sachkundiger Führung und einem attraktiven Programm, u.a. mit der romantisch hitverdächtigen 2. Sinfonie von Johannes Brahms. Das alles gibt es für einen minimalen Obolus im wunderbaren Saal des Konzerthauses Dortmund zu erleben, ein echtes Schnäppchen für die Klassikfreunde und damit eine Win-win-Situation für alle: ein seltenes Vergnügen.
Konzert am 9.6. im Konzerthaus Dortmund | Orchester des Orchesterzentrums NRW | Giordano Bellincampi, Dirigent | www.konzerthaus-dortmund.de, www.orchesterzentrum.de
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