Schon lange sind Begriffe wie Umweltverschmutzung, Klimawandel, und Ressourcenknappheit für die Deutschen keine Fremdwörter mehr. Längst ist den Verbrauchern klar, dass Ihr Konsumverhalten für den rasanten Schwund von Ressourcen und die Zerstörung unseres Klimas verantwortlich ist. Eine Änderung des grundsätzlichen Verhaltens ist die einzige Möglichkeit dem Einhalt zu gebieten und die Erde für die nächsten Generationen zu erhalten. Im Jahr 2014 gehören „Nachhaltigkeit“, „Bio“ und „Soziale Verantwortung“ längst zum Alltag der Deutschen.
Laut dem Greendex, einer von National Geographic ins Leben gerufenen Studie, die das Umweltverhalten von Menschen in insgesamt 18 Ländern untersucht hat, liegt Deutschland im Jahr 2014 auf Platz zehn. 81% der Deutschen nehmen die eigene Tasche mit zum Einkauf, 48% besitzen eine energieeffiziente Waschmaschine, und 42% der Deutschen mit einem Auto fahren einen Kleinwagen. Acht von zehn Deutschen gaben an, ihren Müll zu recyceln, und keine Einmalartikel zu kaufen. Aber reicht das? Der ökologische Fußabdruck misst den jährlichen Kohlendioxid-Ausstoß der Bürger. Greenpeace meldet, dass der CO2-Abdruck der Deutschen sechsmal höher ist, als die Erde dauerhaft verkraften kann. Zwei Tonnen pro Kopf müssen erreicht werden, 12,5 Tonnen sind es derzeit in Deutschland.
Wie ist das trotz eines nachhaltigen, verantwortungsbewussten und konsumethischen Lebensstils möglich? Fest steht, dass es zwar einen Konsens zu Folgen unseres Konsums gibt, sich das richtige Verhalten aber sehr langsam entwickelt. Zusätzlich ist die Kluft zwischen Wissen und Handeln noch immer groß und Irrtümer nicht selten.
So können selbst die Konsumenten, die ständig nachhaltig kaufen, die gut gedämmte, mit Ökostrom betriebene und mit Solarpanels ausgestattete Häuser haben und einen sparsamen Kleinwagen fahren, einen großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. „Kontraproduktive Verhaltenseffekte“ nennt das Center for Responsibility Research des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen dieses Phänomen. Was nützt der sparsame Kleinwagen wenn selbst die kürzeste Strecke damit zurückgelegt wird? Oder die beste Dämmung eines Hauses wenn hohe Quadratmeterzahlen auf wenige Personen kommen? Das CRR nennt weitere Probleme, die dafür sorgen, dass Bewusstsein und Handeln nicht übereinstimmen: Es gibt zu viele Labels und Siegel, die nachhaltige Produkte kennzeichnen. Das verwirrt die Konsumenten. Viele Produkte in diesem Bereich sind wesentlich hochpreisiger als die Standardprodukte in Supermarkt und Discounter. Hinzu kommen mangelnde Transparenz und wenig Vertrauen in die Produzenten. Zudem bleibt Status und das Streben nach mehr für viele wichtig und verhindert die Reduzierung des persönlichen, ökologischen Fußabdrucks.
Seit dem Jahr 2000 kennt die Marktforschung die Konsumentengruppe der LOHAS (Lifestyles of Health and Sustainability). Sie haben sich einem Lebensstil verschrieben, der Gesundheit und Nachhaltigkeit als zentralen Punkt hat. Es handelt sich um modebewusste, technik- und designbegeisterte Menschen, denen eher der Spaßfaktor beim Einkaufen wichtig ist als der Preis. Für sie zählen harte Fakten, Transparenz im Produktumfeld und der Konsum von ausschließlich nachhaltigen Produkten. Denn der Markt bietet inzwischen zu fast jedem Produkt eine grüne Alternative. Ihre Plattform ist das Internet, wo auf diversen Webseiten auf die Empfehlungen von Gleichgesinnten vertraut wird und sich große und stetig wachsende Communities bilden. Kleine Unternehmen, die nachhaltig und sozial verantwortlich produzieren, werden bewusst unterstützt, die Großen ziehen aufgrund des erhöhten Drucks nach. Solche Konsumenten treffen aber nicht nur die bewusste Entscheidung zum Kauf, sondern auch zum Nicht-Kauf. Weniger ist in diesem Fall also mehr. So wird nachhaltiger Konsum zu strategischem nachhaltigen Konsum. Hier steht der Verbraucher selbst in der Verantwortung und macht sich in einem gewissen Maße zum Lenker einer ökologischeren Entwicklung. Via Social Media werden immer mehr Konsumenten erreicht und Trends wie steigender Vegetarismus, Veganismus bis hin zum fairen Reisen ausgelöst. Gesellschaftliche Leitbilder können aufgebaut, andere geächtet werden. Doch nicht nur der Konsument alleine muss sein Verhalten modifizieren. Politik und Wirtschaft müssen mitziehen. Aber vielleicht ist es gerade die stille Revolution durch den strategischen Konsumenten, der letztlich neue Wege für Politik und Wirtschaft bereitet, um Umweltverschmutzung, Klimawandel und Ressourcenübernutzung einzudämmen.
www.experimentselbstversorgung.net
www.kritischerkonsum.de
www.responsibility-research.de/
www.umweltbundesamt.de
Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter: choices.de/thema und engels-kultur.de/thema
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