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Hoffen und Bangen unterm Sternenbanner
Foto: Klaus Lefebvre

Zwischen Kirschbäumchen und Sternenbanner

25. Juni 2015

„Madame Butterfly“ in Hagen – Oper in NRW 07/15

Pinkerton ist ein supercooler Typ: Einerseits schneidiger US-Marineoffizier in blütenweißer Ausgehuniform, andererseits lässiger Lebemann mit stylischem Stirnband über der langen blonden Mähne. Mit Letzterem erinnert der junge Tenor Richard Furman stark an den jungen Christopher Walken, wie er als „Nick“ nach Vietnam in den Krieg zieht und dort „durch die Hölle“ geht. Pinkerton bleibt ein solches Trauma erspart. Er verursacht allerdings eines bei seiner blutjungen japanischen Gespielin Cio-Cio-San, die er mitsamt eines Hauses gemietet hat. Er heiratet sie der Form halber, lässt sie dann aber ohne Skrupel sitzen. Intendant Norbert Hilchenbach hat Puccinis „japanische Tragödie“ um „Madame Butterfly“ in Hagen neu inszeniert.

Thematisch fügt sich das italienische Werk gewissermaßen in die lose Reihe amerikanischer Opern ein, die Hilchenbach gern in Hagen zeigt. Als Regisseur hat er keine neue Deutung des zwar gut 100 Jahre alten, aber augenfällig aktuellen Stoffs zu bieten. Seine szenische Ausgestaltung wirkt sogar ausgesprochen uninspiriert zwischen allzu naheliegenden Bildern, klischeehaften Dekorationen und widersprüchlichen Konstellationen.

Hilchenbachs „Butterfly“ ist auch über Pinkertons Hippie-Look hinaus eine irgendwie moderne: Goro, der „Heiratsvermittler“, ist ein Yakuza-Zuhälter in schwarzer Lederjacke, mit Sonnenbrille im Hemdausschnitt (Kostüme: Yvonne Forster). Der „Fürst“ Yamadori (Keija Xiong), der die verlassene Butterfly umwirbt, kommt als Karikatur eines stillosen Neureichen daher, der zu allem Überfluss tatsächlich mit Geldscheinen um sich wirft. So weit, so plausibel. Warum aber ausgerechnet Onkel Bonze (Rainer Zaun) als Bewahrer der Traditionen im westlich modischen Zwirn mit Gelfrisur und Spiegelbrille auftritt, fragt man sich schon. Wenn dann immer mal wieder typisch japanische Fusuma-Raumteiler zwischen Kirschbäumchen und Sternenbanner über die Bühne schweben (Bühne: Peer Palmowski), wirkt das oft wenig motiviert.

Gerettet wird die Produktion durch ihre Darsteller und Sänger. Veronika Haller singt eine sensible, jugendlich-lyrische, aber doch zunehmend präsente Butterfly und legt auch darstellerisch viel Herzblut in ihre Rolle. Tenor Richard Furman darf als – moralisch zwar zweifelhafter, aber musikalisch eindeutiger – Held strahlen und ansonsten gut aussehen, was ihm beides gut gelingt. Die wesentlich tiefer schürfende Partie neben der Butterfly singt Kristine Funkhauser als Suzuki. Das gute – auch musikalische – Zusammenspiel der beiden Frauen gehört zu den größten Stärken dieser Produktion. Sie sind sehr überzeugend in Hoffen und Bangen vereint – bis zum bitteren Ende. Am Pult sorgt Kapellmeister David Marlow unterdessen für große dramatische Fallhöhen, überfordert trotz heftiger Fortissimo-Stellen seine Sänger aber nie.

„Madame Butterfly“ | R: Norbert Hilchenbach | WA: 8.10. | Theater Hagen | 02331 207 32 18

Karsten Mark

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