Wir haben uns längst an die Katastrophenmeldungen gewöhnt. Da sinniert die Stadt Duisburg wochenlang, ob sie aus dem Kooperationsvertrag mit Düsseldorf bei der Deutschen Oper am Rhein aussteigt; da weiß das Theater Hagen über Monate nicht, ob es überhaupt einen Spielplan auf die Beine stellen kann; da schrumpft Wuppertal sein Schauspiel zusammen und schließt endgültig sein Schauspielhaus, dass man kaum noch von der Existenz dieser Sparte sprechen kann. Die Antwort der Zyniker besteht dann meist in einer Frage: Bedeutet Theater nicht immer Krise?
Imprägniert mit solchen Hiobsbotschaften entgeht dem Beobachter allmählich, dass es noch einen anderen Umgang mit der Kultur gibt, einen verantwortungsbewussten, einen mit Weitblick und Feingefühl. Krefeld und Mönchengladbach haben gerade das Konzept „Theater mit Zukunft II“ beschlossen. Eine Vereinbarung, die die Theaterpartnerschaft der beiden Städte am Niederrhein für die Jahre 2015 bis 2020 fortschreibt. Das interne Konzept, das auf einem Gutachten der Beratungsgesellschaft Actori basiert, definiert, so Krefelds Kulturdezernent Gregor Micus, als Grundbedingungen eines erfolgreichen Stadttheaters „Planungssicherheit“, die auf einem schlüssigen Finanzierungsplan ruht. Dass beide Kommunen das nicht nur beherzigt, sondern sich in kürzester Zeit und einstimmig abgesegnet haben, muss man als vorbildhaft bezeichnen. Denn die Schuldenlast ist hier wie da erdrückend: Krefeld befindet sich in einem Haushaltssicherungskonzept, Mönchengladbach nimmt am NRW-eigenen „Stärkungspakt Stadtfinanzen“ teil. Man kann also den Stolz von Gregor Micus verstehen, wenn er von einem „Vorbild für andere Kommunen in vergleichbaren finanziellen Nöten“ spricht. Umso mehr, als man dem Theater Krefeld Mönchengladbach nicht nur temporär Planungssicherheit verschafft hat, sondern den Etat von 24 Mio. Euro ab 2015 sogar um knapp 2 Mio. Euro aufstocken wird, anteilig getragen von beiden Städten. Auch das keine Selbstverständlichkeit, sondern ein wohl gesetztes Zeichen, welchen Stellenwert man der Kultur auch in Zeiten knapper Kassen zumisst. Nicht unschuldig daran dürfte die Arbeit von Generalintendant Michael Grosse sein. Micus attestiert ihm ein „hervorragendes Gespür für die Balance zwischen der Bewahrung von Traditionellem und neuen Anreizen“. Will sagen, Grosse hat die richtige Mischung gefunden, die das eher konservative bürgerliche Milieu am Niederrhein behutsam auf einen Weg der Erneuerung mitnimmt. Die Belohnung dafür: Der Vertrag des Generalintendanten wurde ebenfalls bis 2020 verlängert. „Ich möchte weiter dafür arbeiten, dass sich das Haus künstlerisch noch stärker zum Identifikationsfaktor entwickelt“, kündigt Grosse auf der Homepage des Theaters an – auf dass die Städte ihre Theaterehe in Zukunft fast zwangsläufig fortsetzen müssen. Es gibt sie also noch, die positiven Nachrichten aus der Theaterwelt.
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