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Ludwig van Beethoven
Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1820

Weihrauch für Beethoven

28. Juli 2016

Der Vertrag des Bonner Intendanten wurde verlängert – Theater in NRW 08/16

Nicht jeder Erfolg, den ein Theater vermeldet, ist auch einer. Stolz verkündet das Theater Bonn, dass es mit über 190.000 Besuchern in der vergangenen Spielzeit Einnahmen von mehr als 4 Mio. Euro erzielt habe. Mehr als jemals zuvor. Doch so viel wird es nie wieder werden. Denn ab der kommenden Spielzeit fällt mit der Halle Beuel eine wichtige Spielstätte des Schauspiels und damit die Kapazität weg, die die hohe Vorstellungszahl der vergangenen Spielzeit möglich machte. Gleichzeitig meldet das Haus die Vertragsunterzeichnung des neuen Generalmusikdirektors Dirk Kaftan und die -verlängerung von Intendant Bernhard Helmich bis 2023. Damit seien wesentliche Weichen für das Beethovenjahr gestellt. Eigentlich sollte das Theater als eigenständige Institution agieren und nicht nur als Weihrauch-Verwedler zu Ehren von Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag, den die Stadt 2020 feiern wird. Denn Helmichs Vertragsverlängerung enthält vor allem eins: Sparauflagen der harten Sorte.

Wenn Helmichs erster Intendantenvertrag 2018 endet, wird er sage und schreibe 17,5 Mio. Euro eingespart haben. Jetzt hat er sich darüber hinaus verpflichtet, in den Jahren 2017und 2020 externe Gutachter ins Haus zu holen, die Sparpotentiale ausmachen sollen. Diese Vorschläge müssen dann umgesetzt werden, ohne Wenn und Aber. Darüber hinaus verringert sich laut Verwaltungsvorlage der Betriebskostenzuschuss des Theaters ab 2018 um jährlich 400.000 Euro ansteigend auf 450.000 Euro im Jahr 2023. Immerhin wird die Stadt die Tarifsteigerungen für die Beschäftigten übernehmen, so dass der Gesamtetat 2022 etwa 31,1 Mio. Euro betragen wird. Was danach passiert ist unklar. Vereinbart ist, dass der Kulturetat der Stadt Bonn erneut um weitere 3,5 Mio. Euro abgesenkt werden soll. Das Theater dürfte dazu einen erheblichen Beitrag zu leisten haben und weitere Einsparungen zwischen 300.000 und 1,9 Mio. Euro jährlich beisteuern.

Zu den wiederkehrenden Absurditäten in den Vorlagen der Bonner Verwaltung gehören Feststellungen wie die, dass bisherige Einsparungen „immer das Personal und die Produktionskosten“ betrafen. Gleichzeitig wird die Forderung aufgestellt, die „bisherige Qualität und Quantität von Musiktheater und Schauspiel des Theaters Bonn“ dürfe nicht verändern werden. Angesichts solcher Kurzschlüsse muss man am betriebswirtschaftlichen, aber auch ästhetischen Sachverstand der Bonner Verwaltung zweifeln. Gleichzeitig heizen Initiativen wie der Stadtsportbund Bonn und der Bürger Bund Bonn die Diskussionen um den Theateretat vorsätzlich an. Die Frage steht im Raum, welche Funktion, welcher künstlerische Rang, welche soziale Rolle dem Theater Bonn in der Stadtgesellschaft überhaupt zukommen soll, zukommen kann, wenn das Klima und die Atmosphäre um die Finanzierung der Kultur derart vergiftet ist. Die Stadt muss sich endlich bekennen, welches Theater sie letztlich will.

Hans-Christoph Zimmermann

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