trailer: Frau Fischbach, immer weniger Menschen heiraten. Worin sehen Sie die Ursache?
Ingrid Fischbach: Früher war die Ehe oft auch ein Versorgungsmodell, angesichts von immer mehr finanziell unabhängigen Partnern entfällt eine Heirat allein aus diesem Grund. Auch das gesellschaftliche Bild hat sich gewandelt, heute sind Singles in unserer Gesellschaft selbstverständlich, früher war dies anders. Eine Ehe heißt zudem auch Verantwortung füreinander zu übernehmen und Kompromisse einzugehen, dazu sind leider immer weniger Menschen bereit. Die Gesellschaft hat sich verändert, dazu tragen sicherlich auch die Medien bei.
Welche Gesetze müssen sich im Familienrecht ändern, damit dieses zeitgemäß ist?
Aktuell nehmen wir Änderungen am 2007 veränderten Unterhaltsrecht vor. Frauen, die langjährig verheiratet waren, sollen künftig wieder bei der Höhe des Unterhaltes bessergestellt werden. Damit soll verhindert werden, dass sie im Falle einer Scheidung keinerlei finanzielle Absicherung mehr besitzen.
Ist das Ehegattensplitting überhaupt noch gerecht?
Ja, weil es Ehepaaren die Entscheidung ermöglicht, in welcher Weise das gemeinsame Familieneinkommen durch Erwerbsarbeit gesichert werden soll. Ehepartner können so selbst entscheiden, wie Familienarbeit und Erwerbsarbeit aufgeteilt werden. Und der Artikel 6 unseres Grundgesetzes besagt ja gerade den besonderen Schutz von Ehe und Familie.
Muss die Union nicht vermehrt alternative Lebensentwürfe berücksichtigen, die ohne Trauschein auskommen?
Das tut sie bereits, im CDU-Grundsatzprogramm wird Familie dort verortet, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern dauerhaft Verantwortung tragen. Für uns ist die Ehe aber weiterhin das Leitbild in der Gemeinschaft. Wenn Jugendstudien belegen, dass junge Menschen sehr wohl an Ehe und Familie denken, müssen wir den Rahmen schaffen, der die Umsetzung dieses Wunsches ermöglicht.
In großstädtischen Milieus sind Menschen, die in traditionellen Familien leben, in der Minderheit. Erklärt dies die schlechten Wahlergebnisse der Union in Metropolen?
Die Union kann mehr als nur „Familie“, wir haben starke Kompetenzen in sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Bereichen vorzuweisen. Diese auch in Großstädten den Menschen besser zu vermitteln, muss unsere Aufgabe in den kommenden Jahren sein.
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