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Keine Exoten mehr

20. Dezember 2012

Ein Bochumer Ehepaar über die interkulturellen Tücken zwischen Orient und Okzident – Thema 01/13 Ehe-Los

Stefanie und Serkan Köseoglu haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Ehe eine etwas andere ist. Deutlich wurde das bereits beim großen Tag am Bochumer Standesamt. „Der Standesbeamte hatte ihn auf dem Kieker“, sagt Stefanie und fügt lächelnd hinzu: „Er sagte, Serkan müsse ab und zu auch mal kochen“. Dabei war Serkan, obgleich damals mit einem Pferdeschwanz beim eifrigen Beamten Ängste schürend, alles andere als der Problem-Migrant für die Abendreportage im Fernsehen. Für den angehenden Pädagogen war es eine seiner Leidenschaften, daheim zu kochen. Aber dem Beamten boten sich noch andere Gelegenheiten: „Er hat Stefi dreimal nahegelegt, dass sie ihren Namen behalten könne“. Und Stefanie ergänzt mit weiten Augen: „Die wollten nicht glauben, dass ich von Stegelmeier zu Köseoglu wechseln möchte.“ Die Entscheidung war für die beiden weniger spektakulär als für den Herren vom Standesamt. Sie kannten sich bereits aus der Zeit an der Gesamtschule in Bochum. Nach einigen Umwegen traf man sich dann später wieder. „Ich war 30 und hatte mir meine Hörner abgestoßen“, erklärt Serkan mit einem müden Lächeln. Sein Vater nahm die Tatsache, dass es keine türkische Ehefrau wird, recht pragmatisch zur Kenntnis: „Mein Vater sagte mir, ich müsse mit ihr klarkommen, nicht er.“


Zur Hochzeitsfeier musste es dann aber die türkische Variante sein, obwohl Stefanie lieber in einem kleineren Rahmen gefeiert hätte. Sie selbst lud 20 Leute ein. Insgesamt waren es knapp über 220 Hochzeitsgäste. „160 Leute kannte ich nicht“, resümiert die Braut von damals, während Serkan nüchtern entgegnet: „Bei einer normalen türkischen Hochzeit sind es mehr als 600.“ Was aber nicht fehlen darf, ist der „Takı“, jener Ritus, bei dem man dem Ehepaar Gold und Geschenke für die Zukunft überreicht. Meistens handelt es sich bei den Geschenken um Geldsummen. Die Höhe der Gabe wird dabei laut per Mikrofon bekannt gegeben. „Ich stand da eine halbe Stunde wie angewurzelt und kriegte Geldscheine angeklebt“, erinnert sich Stefanie. Dann wurde es aber Serkans Schwester mit den alten Traditionen zu bunt. Sie ergriff kurz entschlossen das Mikrofon und verkündete: „Das ist kein Viehhandel hier“. So exotisch ist die Heirat zwischen Stefanie und Serkan nicht. Jede siebte Ehe in Deutschland wird zwischen Personen aus zwei verschiedenen Ländern geschlossen. Rechnet man noch jene Ehen mit, in denen einer der Partner einen Migrationshintergrund hat, ist es nahezu jede sechste. Tendenz steigend. Zwischen 1990 und 2006 stieg die Zahl der Eheschließungen mit Migrationshintergrund jährlich von 20.000 auf 120.000 an, so eine Studie des Leibniz Instituts für Sozialforschung. Die Scheidungsrate weicht dabei nicht von „klassischen“ deutschen Ehen ab. Und auch Stefanie und Serkan Köseoglu trotzen nach dem Standesbeamten der Statistik: „Wir haben diesen Samstag unser verflixtes siebtes Jahr hinter uns.“

Dawid Kasprowicz

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