Nach dem Debakel um die Berufung eines Intendanten für das Schauspiel Köln ab der Spielzeit 2021 rüsten die Kritiker nun auf. Nach der heftigen Schelte an der Berufung von Carl Philipp von Maldeghem und dessen Rücktritt hatte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker das Verfahren an sich gezogen. Eine Findungskommission soll es nun richten. In einem offenen Brief unter dem Titel Zeit für eine neue Vision: Transparenz, künstlerische Qualität und zeitgenössischer Diskurs bei der Intendant*innenfindung gefordert – für ein Stadttheater der Zukunft (openpetition.eu) haben Kulturschaffende nun ihre Vorstellungen skizziert. Initiatoren sind die Verleger Marc Schäfers und Tobias Philippen, die Autorin Traudl Bünger und die Kulturjournalistin Dorothea Marcus.
In dem Brief wird eine öffentliche Diskussion über die Kriterien einer zukünftigen Intendanz gefordert. Dass man die Kriterien in der Folge gleich selbst aufstellt, macht eine solche Diskussion eigentlich überflüssig. Falls doch diskutiert wird, sollen unbedingt auch Vertreter der „Bereiche Literatur, Musik, Film und Bildende Kunst“ mitdiskutieren – wir hoffen, dass das in Zukunft auch im Umkehrschluss gilt und die Leitung des Gürzenich-Orchesters unter Beteiligung des Schauspiels besetzt wird. Nicht fehlen dürfen im Anforderungsprofil, so die Initiatoren, die derzeit aktuellen identitätspolitischen Agenden wie „Mitbestimmungsmodelle, kollektivere Arbeitsstrukturen, gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Menschen unterschiedlicher Communities“, kurzgefasst: „neue Struktur-, Partizipations- und Kooperationskonzepte“.
Diese eierlegende Intendanz-Wollmilchsau soll selbstverständlich über „Überregionale künstlerische Strahlkraft“ verfügen, „damit sich Köln weiterhin auf Augenhöhe zwischen Bochum, Bonn, Oberhausen, Dortmund und Düsseldorf behaupten kann“. Wozu überregionale Strahlkraft, wenn man sich sowieso nur mit Theatern in der Region messen will und nicht mal mit Hamburg, München oder Berlin? Berliner Theatertreffen? Ach was, NRW Theatertreffen reicht doch. Auffällig ist, darauf hat das Portal „Nachtkritik“ hingewiesen, dass zahlreiche Erst-Unterzeichner vom Verlag Schäfers Philippen vertreten werden, darunter auch viele Regieteams – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
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