Essen, 05. August - Die böse Herrscherin der Leere Aniesha Fey hat sich mit dem Fürsten des untoten Fleisches verbündet und macht sich an, die Menschheit zu vernichten. Allein die Elfenkönigin Lenora und der Erzmagier Lamathiel vermögen es, sich ihr entgegenzusetzen. Was klingt, wie der Plot eines Fantasyromans ist die Geschichte begeisterter Liverollenspieler am Steinhuder Meer. Andreas Geiger hat mit seiner Dokumentation „Wochenendkrieger“ das Phänomen Live Act Role Playing (LARP) unter die Lupe genommen und zeigt das Leben von vier Protagonisten in ihren Rollen: beim LARP, bei der Arbeit und Privat. Sie berichten, wie das Übernehmen einer anderen Rolle ihnen geholfen habe, die weiteren Rollen ihres Lebens zu meistern.
Entgegen landläufiger Meinung empfindet Andreas Geiger LARPer nicht als Sonderlinge. Sie kommen aus der Mitte der Gesellschaft, behauptet er. So sind die oben genannten Charaktere Lehrerin, Parteisekretär, Modedesignerin und Maskenbildner. Er selbst kam über den Metal aufgrund einer gemeinsamen Schnittmenge zum LARP und wollte nach eigenen Erfahrungen mit der Szene beweisen, dass LARP keine Randerscheinung aus dem Hinterhof sei, so Geiger. Außerdem, grinste er, habe er den schönen Nebeneffekt ausnutzen wollen, so etwas wie „Herr der Ringe“ mit geringem Budget zu drehen. Zu Beginn des Drehs seien die LARPer noch etwas kamerascheu gewesen, was Geiger besonders in der sonst schlechten Berichterstattung begründet sieht, doch zuletzt sei er in der Story am Steinhuder Meer kaum noch als Filmer wahrgenommen worden. Für die Portraitierung einzelner Personen habe er sich Charaktere ausgesucht, die sowohl in der Welt des LARP als auch in der „Realität“ interessant sind. Auf die Frage, ob er nicht wie in Cho Sung-hyungs bekannter Wacken-Doku „Full Metal Village“ die Meinungen der Anwohner am Steinhuder Meer zu den Gewandeten habe einfangen wollen, erwiderte Geiger, dass dies ohnehin nur auf die ewig gleichen Kommentare hinausgelaufen wäre und er nicht auf die Vielschichtigkeit der Protagonisten und sein „Herr der Ringe für Arme“ verzichten wollte.
Die Zuschauer, größtenteils selbst Rollenspieler und teils gewandet erschienen, lobten diese Differenziertheit seiner Arbeit, besonders dass er LARPer nicht als bloße Eskapisten dargestellt habe. Dass es im LARP einfach um Spaß gehe und keiner dort die Defizite des wirklichen Lebens ausgleichen wollte, sei gelungen herausgearbeitet worden. Streng genommen seien ja auch Bücher und Filme Formen des Eskapismus. Vielmehr fördere LARP die soziale Kompetenz auch und besonders im realen Leben. Gemessen an der lebendigen Diskussionskultur sowie der Schlagfertigkeit an diesem Abend im Eulenspiegel, dürfte dem wenig entgegenzusetzen sein.
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