Sie sind „Zwei wie Pech und Schwefel“, die „nicht zu bremsen“ sind und mit „Vier Fäuste(n) für ein Halleluja“ eintreten: Bud Spencer und Terence Hill. In den 70er Jahren waren sie auf dem Zenit ihrer Popularität, lockten in ihrem Heimatland Italien, in Deutschland und in zahlreichen anderen europäischen Ländern Millionen von Zuschauern in die Kinos. Damals avancierten sie zu einem der beliebtesten Komiker-Duos der Filmgeschichte, wovon auch heute noch die Einschaltquoten der x-ten Wiederholungen ihrer Werke im Fernsehen zeugen. Bud Spencer erlebt derzeit mit über 80 Jahren einen neuerlichen Karriereschub, da sich seine Memoiren, mittlerweile schon im zweiten Band, wie warme Semmeln verkaufen und der beleibte Vollbartträger auf seinen Signiertouren durch deutsche Städte wie ein Popstar gefeiert wird. Und was ist mit seinem treuen Leinwandgefährten, dem knapp zehn Jahre jüngeren Terence Hill mit den auffällig blauen Augen? Als Gegenstand für eine Starbiografie hat man ihn alleine bislang anscheinend noch nicht für würdig befunden. Autoren nahmen sich seiner Karriere und seinen Filmen bislang ausschließlich in Kombination mit Bud Spencer an (Thomas Jeier schon zu Beginn der 80er Jahre, später dann Christian Heger sogar in Form einer Magisterarbeit). Spencer hingegen war auch schon vor seinen Autobiografie-Bestsellern Gegenstand filmografischer Bestandsaufnahmen (ebenfalls zu Beginn der 80er Jahre in einem von Fans geliebten cinema-Filmbuch).
Nun hat Ulf Lüdeke mit „Terence Hill – Die exklusive Biografie“ dieses Ungleichgewicht relativiert, indem er sich in einem 230 Seiten starken Buch ausschließlich auf die Laufbahn des als Mario Girotti geborenen Italieners konzentrierte, dessen markanteste Rolle neben den Teamarbeiten mit Spencer wohl nicht von ungefähr die des „Nobody“, des Niemands, ist. Denn bei der Lektüre wird schnell klar, warum es bislang so wenig über Terence Hill zu berichten gab. Dieser Mann ist unglaublich schüchtern und introvertiert, vermeidet – so gut es geht – jeglichen Rummel um seine Person und hat sein Privatleben immer von der Klatschpresse fernzuhalten verstanden. Nicht, dass es da etwas zu verheimlichen gäbe, denn Hill ist seit nunmehr fast 45 Jahren mit Lori Zwicklbauer verheiratet, einer Amerikanerin mit recht offensichtlichen deutschen Wurzeln. Aber der zutiefst religiöse Leinwandrabauke wollte wohl nie, dass sein wahres Ich, das in großem Kontrast zu seinem Filmimage steht, breit in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Zudem musste er Anfang 1990, als sein Adoptivsohn Ross mit 16 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen, der ihn noch verschlossener werden und sich von seiner Umwelt abkapseln ließ.
Leider ist es dem in Italien lebenden Autor Ulf Lüdeke wohl auch deswegen nicht gelungen, Terence Hill zu einem Interview für diese Biografie zu treffen. Das Buch stützt sich hinsichtlich des Porträtierten selbst ausschließlich auf ein sehr ausführliches Interview, das dieser 2002 in Perugia gegeben hatte, und auf ein Fernsehgespräch mit Daria Bignardi, das auf das Jahr 2009 datiert ist. Darüber hinaus hat Lüdeke einige ehemalige Filmpartner und Familienmitglieder des Stars zu ihren Eindrücken und Begegnungen mit Hill befragt, was insgesamt dann doch ein sehr rundes und stimmiges Bild eines herzensguten und gleichermaßen scheuen Menschen ergibt. Zum ersten Mal erfährt man hier etwas über Hills Kriegs-Exil in einer kleinen Stadt in der Nähe von Dresden, aus der die Familie seiner Mutter stammte, oder über die Anfänge seiner Schauspielkarriere, die er immerhin schon mit 12 Jahren unter seinem Geburtsnamen Mario Girotti begonnen hatte. Lüdeke führt uns durch diese frühen Jugendrollen im italienischen Film über erste Achtungserfolge in Deutschland in Karl-May- und Abenteuerfilmen, bis er schließlich Ende der 60er Jahre auf seinen antagonistischen Partner Bud Spencer traf und in die Filmgeschichte einging. Auch nach der Auflösung des Duos, das 1995 mit „Die Troublemaker“ seinen bislang letzten gemeinsamen Film drehte, ist Terence Hill zumindest in Italien noch gut im Geschäft. Dort hat er mit Beginn des neuen Jahrtausends einige lohnenswerte Fernsehprojekte an Land gezogen, von denen die Titelrolle in „Don Matteo“ sicherlich die erfolgreichste ist. Die Serie, in der er einen „Pfarrer Braun“-artigen Priester spielt, der kriminalistische Fälle löst, brachte es in ihren acht Staffeln bislang auf satte 168 einstündige Folgen. Diese Hill-untypische Figur, die dafür dem echten Mario Girotti umso ähnlicher sein dürfte, war den deutschen Sendeanstalten und DVD-Verleihern bislang trotz des enormen Erfolges offensichtlich nicht zugkräftig genug – denn „Don Matteo“ wurde auch zwölf Jahre nach dem Entstehen der ersten Folgen noch nicht in Deutschland ausgewertet. Es wird also Zeit, dass das Spotlight mal etwas von Bud Spencer ab- und Terence Hill wieder in den Mittelpunkt rückt, wozu nun Ulf Lüdeke mit seinem Buch einen ersten Beitrag geleistet hat.
Terence Hill – Die exklusive Biografie von Ulf Lüdeke | riva Verlag München 2012 | ISBN 978-3-86883-203-7
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