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Theaterleiter Werner Laberenz
Foto: Betty Schiel

„Manchmal rennen sie uns die Bude ein“

28. Februar 2013

Werner Laberenz über die Lichtburg Wetter – Porträt 03/13

Das Kulturzentrum in Wetter sorgt dafür, dass die kleine Stadt an der Ruhr zu einem guten Kino-Programm kommt. Mit viel ehrenamtlichem Engagement führt die Filminitiative rund um den ehemaligen Bürgermeister Werner Laberenz das sympathische Kino der besonderen Art.

trailer: Herr Laberenz, wie sind Sie persönlich zum Kino gekommen?

Werner Laberenz: Ich bin seit Studienzeiten ein Kinogänger ohne alle Grenzen. Ich habe manchmal während des Studiums vier Filme am Tag gesehen. Es war etwas schwer, die Vorlesungen dabei unterzubringen. Als wir hier in Wetter Anfang der 1990er Jahre begannen, suchten wir zunächst für eine kleine Theatergruppe einen Spielort. Zu der Zeit machte das letzte Kino in Wetter gerade dicht, und das war die Chance, hier reinzukommen.

Was war bisher Ihr schönstes Kino-Erlebnis in der Lichtburg?
Sehr gefreut habe ich mich, als wir den allerersten Film hier gezeigt haben: „Grüne Tomaten“. Da war ich noch ziemlich unbeleckt von den ganzen technischen Zusammenhängen. Der Film riss zweimal. Es waren über 200 Leute im Kino, die standen hinten. Es war ein Wahnsinns-Erlebnis, dass in Wetter wieder richtiges Kino lief. Übrigens haben wir nur einen 35mm-Filmprojektor und machen deswegen immer eine Pause, um die Filmrollen zu wechseln. Unser Publikum hat sich inzwischen sehr an die Pause gewöhnt, um sich noch ein Bier an der Theke holen. Ich vermute, die Pause will es nach der Digitalisierung weiter haben.

Gerade probt vor der Leinwand ein Kinder-Chor. Das ist recht ungewöhnlich für ein Kino.
Insofern ungewöhnlich, als der Saal mehrfach genutzt wird. Wenn wir Theater machen, kann man die Leinwand hochziehen. Es gibt Kleinkunst und Musik-Veranstaltungen, und wir haben die Städtische Musikschule übernommen. Dieser Chor ist ein Teil von vielen Aktivitäten.

Dahinter scheint ein großes ehrenamtliches Engagement zu stehen?
Fast alles, was passiert, ist ehrenamtlich. Wir haben allerdings ein professionelles Büro.

Was zeigen Sie in der Lichtburg?
Wir zeigen aktuelle Filme, und das klappt auch ganz gut. Unser Publikum wartet auch darauf, weil es weiß, dass wir interessante Filme auswählen. Ich bin ein Anhänger von kleinen europäischen Filmen.

Wie wird Ihr Kinoprogramm angenommen?
Unterschiedlich. Zu den besten Filmen kommen die wenigsten Leute. (lacht) Manchmal rennen sie uns die Bude ein, dann schieben wir noch eine Vorstellung rein. Wir haben eigentlich drei Kino-Spieltage in der Woche.

Glauben Sie, dass Ihr Modell auch in anderen Städten funktionieren könnte?
Es gibt viele kleine Städte ohne Kino. Finanziell lässt sich sowas nicht profitabel machen. Leben kann niemand davon. Aber wenn es gelingt, eine zuverlässige ehrenamtliche Mitarbeit zu organisieren, und wenn man einen Raum hat … alte Kinos sind potentielle Orte.

Gibt es sonst noch spezielle Kino-Angebote in der Lichtburg?
Wir haben selbst einen Spielfilm produziert, der gerade nach längeren Postproduktions-Mühen fertig geworden ist. Auf einem Festival in Kenia hat „Das geheime Zimmer“ den Preis für den besten Jugendfilm gewonnen. Es gab zwei professionelle Schauspieler, das restliche Personal wurde bei einem Casting mit über 300 Anmeldungen ausgewählt.

www.lichtburg-wetter.de/kino-programm


INTERVIEW: BETTY SCHIEL

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