Die Autobahn 46 wurde in den Fünfzigern gebaut und war damals ein unerhörter Eingriff. Der Aspekt eines zusammenhängenden Wohngebiets wurde brüsk ausgestochen zugunsten schnurrenden Autoverkehrs. Seither ging nicht nur viel Wasser die Wupper herunter – im Jahr 2022 ist es auch endlose Automassen später. Eine Bewegung wie die Bürgertaskforce A 46 trägt auch dem Umstand Rechnung, dass Prioritäten sich ändern.
Hinter der 2020 gegründeten Gruppe steht der Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh, der so verschiedene Initiativen zum Lärmschutz im Tal koordinieren wollte. Vertreter der Bundesautobahngesellschaft kamen zur gemeinsamen Begehung, auch Sören Bartol, damals Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion und heute Staatssekretär im Bundesbauministerium. Lindh: „Wir konnten uns authentisch überzeugen, wie belastend die Lärmsituation vor Ort ist.“
„Ein intensiver Termin“
Von Lärmschutzbemühungen flankiert war der Betrieb der A 46 schon früh. „Einhausung“ ist ein etwas ungelenkes Wort für Betoneinfassungen auf Pfeilern. In Höhe Hansastraße und Sternenberg wurden sie realisiert, die geplante umfassende Einhausung einschließlich des Sonnborner Kreuzes hingegen blieb aus. Sprechend ist der Name einer anderen Maßnahme: Flüsterasphalt – ein geräuschdämpfender Bahnbelag. Laut Lindh hat die „Taskforce“ guten Anteil daran, dass er derzeit verbaut wird.
In Sonnborn gab es auch kürzlich ein Treffen der Gruppe, ein „verkehrspolitisches Frühstück“, erneut mit prominentem Besuch: Zu Gast war Dorothea Marcus, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Auch sie machte sich ein Bild, vielmehr einen akustischen Eindruck, der offenbar einprägsam geriet: „Das war wirklich ein intensiver Termin. Ich war erst mal fertig.“
Lärmgeplagte Anwohner saßen ebenso in der Runde wie Vertreter von Organisationen mit speziellen Anliegen. Auch diesem breiten Zuschnitt ist es geschuldet, dass der Auto-Vorrang grundsätzlich auf den Prüfstand steht. So wünschte sich Thorsten Niebuhr vom Verein Fuß e.V., man möge „flächendeckend auf Fußgänger achten“, und forderte eine „Perspektive weg vom Auto“. Beate Petersen vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte: „Es ist ein Unding, dass wir immer noch rückwärtsgewandt denken.“ Sie betonte sie die ungewöhnliche Lage der A 46 „so nahe an den Häusern“, das sei „durchgeboxt“ worden. „Da hatte man den Menschen dem Fortschritt angepasst“, unterstrich Lindh.
Lärm- und Klimaschutz
Kaum zur Sprache kam beim Frühstück das Thema Richtwerte, die für Dämmeingriffe maßgeblich sind. Ludger Kineke, Chef der CDU-Ratsfraktion, teilt dazu mit, das Bundesverkehrsministerium habe ihm auf Anfrage Details zur Lärmsanierung genannt: Demnach habe dieses „erneut eine Absenkung der Auslösewerte ... für Gebiete mit ausgeprägter schutzwürdiger Wohnbebauung initiiert“ und setze damit „ein wichtiges Zeichen für den Lärmschutz entlang bestehender Bundesfernstraßen“. Nach Sanierung der A 46, so das Ministerium laut Kineke, sollen diese strengeren Werte Standard bleiben.
Ein Nebeneffekt des Lärmschutzes könnten indes kleine Vorteile fürs Klima sein. Die Einhausungen bremsen nicht nur Krach, ihre Flächen könnten auch genug Platz etwa für Solarzellen bieten. In Dorothea Marcus' hanseatischer Heimat gibt es schon solche offenen Tunnel mit Pflanzen auf dem Dach.
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