Die Fotografin
Großbritannien 2023, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Ellen Kuras
Darsteller: Kate Winslet, Andy Samberg, Alexander Skarsgård
>> www.studiocanal.de/title/die-fotografin-2023/
Biopic über Lee Miller
Die Bilder, die sie schoss
„Die Fotografin“ von Ellen Kuras
Ihre Karriere begann die Amerikanerin Lee Miller als Model für die Modezeitschrift Vogue, für deren Seiten sie in glamouröser Kleidung abgelichtet wurde. Doch Lee (Kate Winslet) wollte mehr als nur Model sein und begann früh, selbst zu fotografieren. Ende der 1920er und in den 1930er Jahren reiste sie nach Frankreich, wo sie in den Kreisen bekannter Künstler ihrer Zeit verkehrte, darunter Pablo Picasso und Man Ray. Der Film, der mit dieser Phase ihres Lebens beginnt, zeigt in hellen Szenen ein leichtes „Vie en rose“ (sinngemäß: „Leben durch die rosarote Brille“) in Südfrankreich. Das Meer so blau, der Himmel so klar – und Lee umgeben von Freunden, Champagner, Kunst, Musik. Doch schwere Zeiten kündigen sich an. Man erzählt sich von Freunden, die im Untergrund leben, von anderen, die sich der Résistance angeschlossen haben, von Menschen, die in Deutschland in Waggons weggekarrt werden, vom sich anbahnenden Krieg.
Das strahlende Licht, die Leichtigkeit kippt, wird durch dunklere Bilder ersetzt: Lee Miller in London, wo sie inzwischen mit ihrem zweiten Ehemann lebt (der erste wird gar nicht erst erwähnt) und erlebt, wie sich die Stadt durch den Krieg verändert, verdüstert. Ihr Mann Roland Penrose (Alexander Skarsgård) wird eingezogen, und Lee will auch einen Kriegsbeitrag leisten. Doch britische Frauen dürfen nicht an die Front. Lee geht zurück in die USA, von wo aus sie als Amerikanerin nach Europa zurückkehrt, um für die Vogue als Kriegsreporterin zu berichten. Gemeinsam mit David Scherman (Andy Samberg) vom Time Life-Verlag begibt sie sich an die Orte des Geschehens. Die beiden sind meist die Ersten, die Fotos von der Front veröffentlichen. Von ihnen stammen auch die ersten entsetzlichen Bilder von den Leichenbergen nach der Befreiung der KZ Buchenwald und Dachau.
Der Film schildert den Weg einer unangepassten, entschlossenen, wagemutigen Frau, die sich den Platz in einer bis dahin reinen Männerdomäne erkämpft hat, zeigt aber auch den Preis, den sie dafür bezahlt. Auch nachdem die Alliierten den Krieg gewonnen haben, bleiben traumatisierende Schreckensbilder zurück, gesammelt in einem Karton und für immer eingebrannt in Lees Gedächtnis. In einem abgedunkelten Raum sitzt sie als alte Frau und erzählt in Rückblenden von ihrem Leben. Die Helligkeit vom Anfang kehrt erst ganz am Ende des Films zurück, als Lees Sohn die Vorhänge aufzieht, um den Blick auf einen gepflegten englischen Garten zu gewähren. Zu diesem Zeitpunkt lebt Lee schon nicht mehr.
Es ist Antony Penroses Rekonstruktion des Lebens seiner Mutter, die Biografie „The Lives of Lee Miller“, die als Vorlage zu diesem Film dient. Ein Film, der dazu zwingt, auch längst bekannte Bilder aus einer anderen Perspektive zu betrachten und der eine fantastische Kate Winslet in der Titelrolle zeigt, die durch das bloße Zucken eines Augenlids oder einer Mundfalte ganze Szenen beherrscht. Der von Winslet produzierte Film geht unter die Haut und ist eine würdige Hommage an eine außergewöhnliche Frau, die in ihren Fotos Geschichte für die Nachwelt festhielt. Aus meiner Sicht ein definitives Must-See.
(Tina Adomako)
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