Für einen nicht allzu kleinen Teil der Weltbevölkerung war der vergangene Freitag nicht bloß der feierliche Eintritt ins Wochenende, sondern ein wichtiger Gedenktag. Ihr Glauben an übermächtige Fantasiewesen mag manchem absonderlich erscheinen, ihre Jenseitsvorstellungen weit hergeholt und ihr allgemeines Gebaren albern – aber für Pastafari, die Jünger des fliegenden Spaghettimonsters ist nun einmal Garfreitag, der heilige Tag der ersten gekochten Nudel.
Achja, und Christen gedenken am Karfreitag natürlich der Kreuzigung ihres Heilands. Auch Konfessionsfreie kommen um dieses Gedenken nicht herum – die Feiertagsgesetze untersagen neben Tanz und Musik auch das Vorführen von über 700 Filmen. Um dagegen zu demonstrieren, zeigt die Initiative „Religionsfrei im Revier“ seit vier Jahren die unheilige Mutter aller filmischen Religionssatiren: Monty Pythons „Das Leben des Brian“. Vom Sozialen Zentrum wechselten die filmaffinen Ketzer dieses Jahr ins Bochumer Riff – um über 400 Besuchern ein kleines Filmfest zu bieten. Denn neben dem britischen Klassiker wurde auch der 80er-Thriller „Rififi am Karfreitag“ und die Religionssatire „Dogma“ gezeigt – auch die stehen auf der Liste der Filme, die an stillen Feiertagen nicht öffentlich gezeigt werden dürfen.
Pastafari waren natürlich auch zugegen: Schließlich ist die Idee vom fliegenden Spaghettimonster keine ernsthafte Konfession, sondern viel eher eine Satire auf religiöses Denken. Das kleine ketzerische Filmfest war ein Treffpunkt für alle, die die religiöse Bevormundung an diesem Feiertag, mit dem sie als Atheisten nichts zu schaffen haben, nicht einsehen wollen: Daniela Wakonigg vom „Ketzerstammtisch“ aus Münster wünschte allen einen frohen Garfreitag und sogar einige Gottesfreie aus Kassel haben den weiten Weg nach Bochum auf sich genommen: „Dieses Event geistert ja schon seit einiger Zeit durch die sozialen Medien“, sagte Hendrik Klinge vom GBS. Gekommen ist die 15-köpfige Gruppe in erster Linie, um Solidarität zu demonstrieren. „Wir hätten aber auch echt nicht gedacht, dass es so voll wird“, staunt er.
In der Tat, als Filmwissenschaftler Rainer Vowe „Das Leben des Brian“ anmoderierte, war kein Sitzplatz mehr frei. Bis auf Marvin J. Chomskys Mini-Serie „Holocaust“ von 1978, so Vowe, sei kein Film so sehr diskutiert worden, wie der Monty-Python-Klassiker. „Der Film tritt auch selber für etwas ein: Antidogmatismus. Er sagt: Leute, seid nicht hörig“, so Vowe. Bei aller Begeisterung für die Komödie, von einem „Kultfilm“ möchte er aber nicht sprechen: „Kult ist etwas sehr religiöses. Und auf so einer Veranstaltung einen Kult propagieren – das gehört sich nicht.“
Auch wenn es vielen Besuchern der verbotenen Karfreitags-Filmschau um den symbolischen Wert geht – „Religionsfrei im Revier“ will mehr: „Wir wollen diese unsägliche religiöse Bevormundung vors Bundesverfassungsgericht bringen“, sagt Martin Budich. Der erste Schritt ist schon getan: Seit dem die Gruppe gegen ein Bußgeld im Jahr 2014 Berufung eingelegt hat, liegt der Fall beim Oberlandesgericht. In etwa einem halben Jahr erwartet Budich die Entscheidung. Sollte es keinen Freispruch geben, geht es in die nächsthöhere Instanz.
Lesen Sie hier unser Interview mit Martin Budich zu unserem Monatsthema UNGLÄUBIG.
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