Es gibt 392 Beiträge von Raspa
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27.07.2017
So ganz mag ich mich der Begeisterung von Otello nicht anschließen. Richtig ist, dass die verschwenderische Fülle an ungewöhnlichen Bildern und ebensolchen Geschöpfen beeindruckend ist. Die wichtigste Grundlage des Films ist aber, basierend auf dem besonders von J. J. Rousseau begründeten Mythos vom "Edlen Wilden", die Vorstellung, dass es irgendwo ( früher auf abgelegenen Inseln, nun eben auf entfernten Planeten ) Völker gibt, die in vollkommener Harmonie miteinander und ihrer Umwelt leben und denen die Entfremdung fehlt, denen der zivilisierte Mensch unterworfen ist. Und das ist nun wirklich ein längst entkräfteter Mythos, der spätestens seit dem "Sommer of Love" und seinen Träumen von Love & Peace endgültig passé sein sollte. Gerettet wird dieses sanfte Völkchen schließlich von zwei jugendlichen Agenten, die teils unverwundbare Helden, teils hippe junge Leute von heute sein sollen. Dass die Frau der etwas stärkere und selbstbewusstere Charakter ist, passt zu einem Trend, der auch eine Wonder Woman hervorgebracht hat. Das soll auch keineswegs kritisiert werden, reicht aber allein noch nicht, um aus diesen flachen Protagonisten glaubwürdige Charaktere zu machen.
Insgesamt bleibt also ein etwas zwiespältiger Eindruck zurück. Viele Bilder sind schon toll, aber ob das allein die immensen Kosten ( man liest von 250 Millionen ) rechtfertigt, mag jeder Zuschauer selbst beurteilen.
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25.07.2017
Puh - ein Film wie ein Schlag ins Gesicht. Lange keinen Film gesehen, der mich so in sich hineingesogen hat. Ob alles immer hundertprozentig stimmig war, daran will ich nicht herumkritteln. Aber die schiere Intensität der Darstellung macht diesen Film absolut sehenswert, auch wenn ich mich mit dem schmalen 1:1 Format nicht wirklich anfreunden konnte, künstlerische Absicht hin oder her. Ansonsten: Sollte man gesehen haben.
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15.07.2017
Es gibt Filme, die man alle zehn Jahre ( wobei diese Zahl natürlich keine Exaktheit beansprucht ) wieder sehen sollte. Dieser gehört dazu. Mehr zu sagen ist hier nicht erforderlich.
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19.06.2017
In der Kurzkritik von biograph heißt es, dieser Film habe zahlreiche Nachahmer inspiriert. Das ist gewiss richtig. Mir aber, der ich den Film nun nach Jahrzehnten noch einmal gesehen habe, fällt auf, wie sehr Carpenter selbst sich an Vorbildern, ganz besonders an Good Old Hitch, orientiert hat. Der unheimliche, nur schemenhaft zu erkennende Typ mit dem großen Messer erinnert natürlich unweigerlich an "Mother" aus "Psycho", zumal Carpenter die Hauptrolle mit der damals noch ganz jungen Jamie Lee Curtis, der Tochter von Janet Leigh, dem Opfer unter der Dusche, besetzt hat. Freilich ist sie - die einzig "Keusche" unter den gezeigten Jugendlichen - auch die einzig Überlebende, im Gegensatz zur damaligen Figur ihrer Mutter, die ja deshalb sterben musste, weil "Mutter" sie für eine moralische Gefahr für ihren Sohn hielt. Der Arzt, dem "Michael" entkommen ist, irrt auf schon komische Weise herum und erinnert an den Detektiv aus "Psycho", der in der berühmten Treppenszene zu Tode kam. Die bedrohlich wirkende Treppe ist wiederum ein Motiv, das auch Carpenter hier ausgiebig benutzt. Zudem hat die von ihm selbst geschriebene Musik in ihrer repetitiv-hypnotischen Art eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Bernard Hermann in Hitchcocks berühmtem Thriller.
Der unheimliche Atem des Mannes hinter der Maske hingegen ist ein Mittel, dessen sich J. Demme auf noch bedrohlichere Weise etliche Jahre später im "Schweigen der Lämmer" bedienen sollte. Und die Szene, in der der Mörder, dessen schwarze Seele erfreulicherweise überhaupt nicht küchenpsychologisch erklärt wird, durch die verschlossene Tür eindringt, findet eine Parallele in Kubricks bald darauf entstandenem Meisterwerk "The Shining".
Wie dem auch sei, dies ist ein Klassiker des Genres Horrorfilm, den man sich auch heute noch, wenn auch mit etwas weniger Gruseln als gegen Ende der 70er Jahre, gerne noch einmal ansehen kann - was man für die zahlreichen Fortsetzungen, die er nach sich zog, sicher nicht behaupten kann. Aber es gab ja auch von "Psycho" zwei höchst überflüssige Sequels. Man sieht, auch das gab es schon damals - wenn auch nicht so enervierend häufig wie heutzutage.
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14.06.2017
Ich habe mir den Film gerade zu Hause angesehen, weil zu lesen war, die neue Alien - Fortsetzung baue auf ihm auf. Deshalb schien es mir sinnvoll, Prometheus zu sehen, bevor ich ins Kino gehe. Nun ist natürlich klar, dass der optische Eindruck auf dem heimischen Schirm nicht mit der großen Leinwand ( eventuell sogar in 3 D ) zu vergleichen ist. Nichtsdestoweniger fand ich manche Szenen auch optisch etwas ermüdend, weil man sie so oder ähnlich schon so oft gesehen hat. Die früheren Alien - Filme, aber auch 2001 lassen immer wieder schön grüßen. Die "philosophische" Ebene des Films - die "Ingenieure", die unsere Spezies geschaffen haben und sie nun vernichten wollen -, schien mir auch arg oberflächlich. Und natürlich müssen wieder bis auf die weibliche Hauptfigur alle anderen Astronauten dran glauben. Wenn es etwas gibt, das den Film dennoch sehenswert macht, dann ist es die Leistung von M. Fassbender als Android. Wie er dieses semihumane Wesen spielt, das ist schon sehr überzeugend.
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12.04.2017
Wie ein Theaterstück ( es gibt tatsächlich eine solche Vorlage ) ist der Lebensweg des Protagonisten in drei Akte aufgeteilt, jeweils nach dem Namen benannt, mit dem er in diesen drei Phasen angeredet wird. Ist der Oscar für den besten Film nun eine Konzessionsentscheidung nach dem Wirbel im Jahr zuvor um fehlende schwarze Präsenz? Möglicherweise ist das tatsächlich so. Es ändert aber nichts daran, dass es sich um einen sehr intensiven Film handelt, ein Coming of Age - Movie, das es in dieser Form eben bisher noch nicht im Kino gab. Regisseur Jenkins wies in einem Interview darauf hin, dass gerade die Geschichte der Schwarzen in den USA dazu geführt hat, dass es für männliche Schwarze besonders schwierig ist, Schwächen zu zeigen, nicht als "tough guy" zu gelten. Ich sah den Film im Original, was den Eindruck von Authentizität unbedingt verstärkte, auch wenn ich zugeben muss, v.a. bei den Dialogen zwischen den Jugendlichen nicht jedes Wort verstanden zu haben.
Die Schauspieler verdienen ein großes Lob, was allerdings nur mit gewisser Einschränkung für die Darstellerin der Mutter Chirons gilt, der man die schwer Crackabhängige nicht so ganz abnehmen kann.
Insgesamt sage ich also ebenfalls: Trotzdem gut!
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10.04.2017
Der Film ist deswegen interessant, weil er eine historische Situation der frühen 50er Jahre beleuchtet, die weitgehend unbekannt ist und die vor allem dem "United Kingdom" ein ziemlich vernichtendes Zeugnis ausstellt. Und die Schauspieler tun ihr Bestes, um die quälende Situation dieses standhaften Paares glaubhaft zu verkörpern. Wie so oft bei Filmen "nach einer wahren Begebenheit" gerät die Dramaturgie jedoch etwas holzschnittartig, die Nebenfiguten wirken eher undifferenziert, das alltägliche Leben der Protagonisten kommt zu kurz. Damit will ich nicht vom Besuch abraten. Ich will nur sagen: Dies ist ein guter, aber kein großer Film. Eben: Respektabel.
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29.03.2017
Ich habe den Film damals verpasst und jetzt erst auf DVD gesehen. Mir scheint, dass beide bisherigen Forumskritiker auf ihre Weise recht haben. Spotlight ist auf jeden Fall sehenswert und auch bis in die Nebenrollen ( die interviewten Opfer! ) gut besetzt. Andererseits ist die Machart in der Tat eher konventionell, so dass der Gewinn des Oscars vielleicht doch eher der Thematik als der Umsetzung geschuldet ist. Also eher Schulnote 2 als 1.
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23.01.2017
Lee arbeitet als Hausmeister in Boston, muss sich um tropfende Hähne, verstopfte Toiletten und nicht zuletzt um meist missmutige Mieter und Mieterinnen kümmern, die ihm entweder das Leben schwer machen oder ihn verführen wollen. Warum erträgt er das alles mit scheinbar stoischem Gleichmut? Sehr viel später erfahren wir, welche Katastrophe ihn zuerst fast in den Suizid und dann in ein Leben mit gepanzertem Gemüt getrieben hat. Dass die tiefe seelische Wunde aber nicht wirklich zugeheilt ist, zeigt sich dann und wann, wenn Lees scheinbare Lethargie plötzlich in erschreckende Anfälle von Aggressivität umschaltet. Nun ist sein älterer Bruder Joe gestorben, und Lee soll die Vormundschaft für dessen einzigen Sohn Pattrick, "Paddy", übernehmen, einen High School - Adoleszenten mit allen alterstypischen Macken, wunderbar von Nachwuchsschauspieler Lucas Hedges verkörpert. Lee will sich trotz einiger Bedenken der Aufgabe nicht entziehen, zumal die psychisch kranke Mutter des Jungen dafür nicht in Frage kommt. Er will aber nicht im titelgebenden Seestädtchen leben ( der Ort erinnert an das Setting von "Olive Kitteridge", der Verfilmung des Romans von E. Strout ), da ihn dort alles an das damalige Trauma erinnern muss. Erklären kann er dies dem Teenager aber nicht, der natürlich nicht aus seiner Umgebung herausgerissen werden möchte. Dieses letzlich fast unauflösbar erscheinende Geflecht beschreibt der Film in großer Ruhe, in vielen kleinen, oft unscheinbar erscheinenden Szenen. Dass aus den USA nicht nur Sequels und Prequels von Blockbustern kommen, sondern immer mal wieder auch solche nachdenklichen, schönen Filme, ist wirklich erfreulich und unbedingt einen Kinobesuch wert.
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06.01.2017
"Kalkül & Berechnung" - das wäre wohl ein passenderer Titel für diese jüngste Austen - Verfilmung. Oder man hätte gleich beim Originaltitel "Lady Susan" bleiben sollen, denn die Witwe von vielleicht 33 oder 34 Jahren ist eindeutig das Zentrum des komplizierten Beziehungsgeflechts, das sich vor unseren Augen und, genauso wichtig, unseren Ohren entfaltet. Diese - modern gesprochen - alleinerziehende Mutter einer Teenager-Tochter kämpft mit allen Mitteln darum, ihre Tochter und, wenn möglich, auch sich selbst in eine lukrative eheliche Verbindung zu bugsieren. Auch wenn ihre Eloquenz und Scharfzüngigkeit bewundernswertsind, ihre Intriganz und Kaltherzigkeit sind es gewiss nicht. Und doch muss man auch bedenken, dass sie mit gewissem Recht versucht, sich aus der misslichen Lage einer stets nur gedulteten Besucherin bei wohlhabenden Verwandten zu befreien. Die Kostüme sind wunderbar, und die geschliffenen Dialoge nicht minder, so dass ich große Lust hätte, den Film ein zweites Mal, dann aber in der Originalfassung, zu sehen. In jedem Fall: Ansehen lohnt!
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