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Es gibt 392 Beiträge von Raspa

Phoenix

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Kammerspiel

03.10.2018

Es ist ja in letzter Zeit Mode geworden, im Theater Filmstoffe zu Theaterstücken umzumodeln, und ich bezweifle, dass dies immer das richtige Rezept für überzeugende Bühnenwerke ist. Hier allerdings hat man eher das Gefühl, ein Theaterstück zu sehen, das für den Film bearbeitet wurde, denn fast das gesamte Geschehen spielt sich in geschlossenen Räumen und mit nur wenigen beteiligten Personen ab. Ich wundere mich fast, dass man Phoenix in den letzten Jahren - soweit ich es mitbekommen habe - nirgends auf der Bühne gesehen hat. Natürlich braucht man zwei sehr gute Mimen. so wie Hoss und Zerhrfeld, die ihre Rollen mit enormer Intensität darstellen. Dass die Handlung nicht in einem streng realistischen Sinne sehr wahrscheinlich sein mag, ist da nicht so entscheidend, bedeutsamer ist die innere Glaubwürdigkeit. Ich bin jedenfalls froh, diesen Film, den ich damals im Kino verpasste, dank der aktuellen Ausstrahlung nun doch noch gesehen zu haben.

Love, Simon

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A very gay movie

29.06.2018

Das Adjektiv "gay" hat ja einen Bedeutungswandel durchgemacht. Es bedeutete ursprünglich soviel wie heiter, fröhlich - und so ist dieser Film über weite Strecken auch. Es ist sicher wichtig, dass es einen Film gibt, der einem jungen Publikum die Probleme des Coming Out auf lockere und sehr unterhaltsame Weise vermittelt, gestützt von einer Riege wirklich ausgezeichneter jugendlicher Darsteller. Aber wenn Probleme wie familiäre Verständnislosigkeit oder echtes Mobbing hier außen vor bleiben sollten, um diese lockere High School - Atmosphäre nicht zu sehr zu belasten, dann hätte der Regisseur doch zumindest auf ( Vorsicht Spoiler! ) diese allzu hollywoodeske Schlussszene mit dem Riesenrad verzichten können. Da war mir dann einfach etwas zuviel Süßstoff im Spiel. Ansonsten ist dies aber sicher ein Film, den hoffentlich viele Jugendliche mit einem gewissen Erkenntnisgewinn anschauen können.

3 Tage in Quiberon

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Von schmerzhafter Eindringlichkeit

27.06.2018

Tja, was soll man da noch hinzufügen? Alles, was von Cinemoenti geschrieben wurde, ist zutreffend und wird von mir bekräftigt. Ich füge nur noch hinzu, dass ich es für die absolut richtige Entscheidung halte, diesen Film in Schwarz-Weiß zu drehen, und dass ich es auch gut fand, nicht der bei biografischen Filmen häufigen Sitte zu folgen, am Ende der Handlung Informationen zum weiteren Schicksal der Person einzublenden. Das hätte nur gestört, jeder Interessierte weiß ohnehin, was danach mit Romy geschah.
Einfach ein sehr, sehr gutes Porträt einer zutiefst unglücklichen Frau mit vier exzellenten Hauptdarstellern!

Inside Llewyn Davis

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Inside him again

22.05.2018

Ich habe den Film vor vier Jahren im Kino und jetzt ein zweites Mal auf Arte angesehen. Sehr treffend finde ich Nicks damalige Kritik: Kein schlechter Film, durchaus nicht, aber es gibt bessere von den Coens. Manche Szenen sind witzig ohne große Effekthascherei, und die Zeitatmosphäre ist sicherlich auch gut eingefangen. Aber insgesamt passiert doch etwas zu wenig, der Protagonist hangelt sich von einer Pleite zur nächsten, und das ist auf die Dauer doch ein bisschen ermüdend.
Mein Fazit: Man macht nichts falsch, wenn man sich zwei Stunden Zeit für diesen Film nimmt, aber ein echtes Muss ist er nicht.

Lady Bird

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Eine Jugend in der Provinz

03.05.2018

Die amerikanischen Bundesstaaten haben ja oft Hauptstädte, die hierzulande kaum jemand kennt, und bei Kalifornien denkt jeder zunächst einmal an San Francisco oder Los Angeles. Sacramento ist zwar keine wirklich kleine Stadt, und doch ist sie eher provinziell. Christine jedenfalls, die sich selbst den Namen "Lady Bird" verpasst hat, um ihre Selbstbestimmtheit zu betonen, fühlt sich dort beengt und will unbedingt den Sprung an die Ostküste schaffen, da, wo in ihrer Vorstellung ein spannendes und anregendes Leben möglich ist. Allerdings muss sie erst einmal ihren High School - Abschluss an einer nicht gerade liberalen katholischen Schule schaffen. Zudem machen ihr erste Liebeswirren und v.a. der Konflikt mit ihrer Mutter zu schaffen, die, nachdem der Vater arbeitslos geworden ist, als Krankenschwester alleine für das karge Familieneinkommen verantwortlich ist. Sie predigt Pragmatismus und kann mit den hochfliegenden Plänen und der Chuzpe der Tochter wenifg anfangen. Streit und Versöhnung liegen immer dicht nebeneinander.
Hört sich das alles ein wenig trivial an? Nun, das mag schon so sein. Aber so, wie die ganz wunderbaren, zumindest bei uns bisher kaum bekannten Darsteller ( besonders die weiblichen Protagonistinnen ) dies spielen, hat man, auch dank der überaus authentisch wirkenden Dialoge, den Eindruck: Ja, so ist das Leben. Ein Coming of age - Film, aber diesmal einer ganz aus der weiblichen Sicht. Die vielen Preise, die er erhalten hat, sind sehr verdient. Unbedingt empfehlenswert!

Wild

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Magisch

16.04.2018

Das ist mal was ganz Anderes im deutschen Film. Keine Komödie. kein historischer Stoff, keine Gesellschaftskritik, zumindest keine offensichtliche. Dass diese Ania zunächst ein so langweiliges, eher einsames Leben führt, das wird niemandem direkt angelastet, sie ist eben so, etwas eigenbrötlerisch. Erst die Begenung mit dem Wolf reißt sie sie heraus, gibt ihr einen Lebenssinn und erweckt, so seltsam es klingen mag, auch ihre bisher verborgene Sinnlichkeit. Dies alles darf man nicht allzu vernünftelnd beurteilen ( "Niemand könnte doch einen Wolf für längere Zeit in einer Mietwohnung halten!" ), denn es handelt sich hier um etwas Ähnliches wie beim sog. magischen Realismus der südamerikanischen Literatur, in der das Übersinnliche oder Fantastische ja auch unvermittelt in den Alltag einbricht und der Leser dieses Element des Irrationalen einfach akzeptieren muss. Wenn man sich auch hier darauf einlässt, wird man immerhin mit einem der ungewöhnlichsten deutschen Filme der Gegenwart belohnt - um das Kritiker-Klischeewort "verstörend" zu vermeiden.

The Death of Stalin

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Fantastisches Ensemble

11.04.2018

Dies ist weniger eine Komödie, wie der Film teilweise beworben wird, als vielmehr eine bitterböse Farce und eine Parabel über die Art des Machtkampfes in totalitären Systemen. Widerlinge sind sie alle, die da nach Stalins Tod um die neue Rangordnung kämpfen, jeder auf seine besondere Art. Auf historische Genauigkeit kommt es Iannucci dabei weniger an als um eine Typologie der politischen Verbrecher. Und dafür hat er eine Garde hervorragender Schauspieler zusammengestellt, die sich in dieser Schlangengrube mehr oder weniger geschickt bewegen. Wenn am Ende der Geheimdienstchef Beria exekutiert wird, hat man als Zuschauer wenig Mitleid mit diesem eiskalten Folterknecht, aber alle Anderen sind allenfalls in Nuancen weniger pervertiert als er.
Es gibt manche schrecklichen Pointen in diesem Film, die bestürzendste ist aber wohl die, dass ein solcher Film in Russland heute nicht mehr gezeigt werden kann, in einem Land, wo man wohl bald schon Stalin wieder als große historische Führerpersönlichkeit auch offiziell rehabilitieren wird.

Der seidene Faden

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Eine andere Art von Dreiecksgeschichte

16.03.2018

In der Tat, das ist schon ein seltsames Personaldreieck, das uns hier begegnet: Der geniale Modemacher Woodcock, der in seiner maßlosen Art, seine Kunst über alle menschlichen Bedürfnisse seiner Umwelt zu stellen, in gewisser Weise an Thomas Mann erinnert, den ja auch niemand beim Schreiben stören durfte und der selbst am Strand immer formvollendet gekleidet war. Dessen Aversion gegen die großzügige Gönnerin Agnes Meyer in den Jahren seiner Emigration ähnelt zudem dem Verdruss, den Woodcock gegenüber einer reichen Sponsorin empfindet, die er als des von ihm für sie geschaffenen Kleides nicht als würdig empfindet. Und genauso wie Th. Mann in seiner Frau Katja eine Zerbera hatte, die ihm, dem großen Künstler, bedingungslos den Rücken frei hielt, so hat Woodcock diese Stütze in seiner Schwester Cyril, eisig gespielt von Lesley Manville. Sie erinnert in ihrer strengen Loyalität ein wenig an die furchtbare Schwiegermutter in Hitchcocks "Rebecca". Und schließlich die noch wenig bekannte Vicky Krieps, ene Luxemburger Schauspielerin ( die ihren Part auch selbst ins Deutsche und ins Französische synchronisierte ), und die die Alma sehr überzeugend verkörpert. Woodcock trifft sie als Kellnerin bei einem Frühstück , wo sie ihn mit ihrer Natürlichkeit für sich einnimmt. Verliebt er sich wirklich in sie? Da wäre ich skeptisch. Es wirkt eher so, als bräuchte er eine neue Muse, nachdem die vorhergehende entlassen wurde, da sie dem Hausherrn zunehmend auf die Nerven ging. Alma ist aber nicht bereit, sich völlig den Launen ihres Gebieters zu unterwerfen, und wie sie die Herrschaftsverhältnisse allmählich umkehrt, das ist der eigentliche Clou in einem sonst eher handlungsarmen Film. Um so mehr muss man dagegen die dichte Atmosphäre und die wunderbare Kameraarbeit loben, die den eigentlichen Wert dieses Werkes ausmachen. Eine unbedingte Empfehlung also für alle, die sich gerne einmal auf ungewöhnliches Kino einlassen.

Die Verlegerin

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The Post

02.03.2018

Sicher ist Kay Graham eine Schlüsselfigur des neuen Films von St. Spielberg, aber sie ist nicht die alleinige Protagonistin. Insofern ist der Originaltitel treffender als der deutsche, der sie allein in den Fokus stellt. Denn genauso wichtig für den letztendlichen Erfolg - also die Aufdeckung der Machenschaften aller amerikanischen Präsidenten von Truman bis Nixon - sind ja mindestens im gleichen Maße der Chefredakteur und der Informant. Diese drei Rollen sind wen wundert's - mit Streep, Hanks und M. Rhys fabelhaft besetzt. Ein ganz besonderes Lob gebührt aber auch Bruce Greenwood, der den innerlich zerrissenen McNamara hervorragend verkörpert. Überhaupt ist der Film bis in die Nebenrollen hinein wunderbar besetzt.
In vielen Kritiken wird die Parallele von Nixon ( der hier nur als bösartige Schattenfigur, die telefonische Direktiven verteilt, zu sehen ist ) zu Trump gezogen. Der Unterschied ist wahrscheinlich nur der, dass Trump selbst in seiner gantzen Borniertheit diese Parallele gar nicht wahrnehmen würde, sollte er sich diesen Film wirklich anschauen.

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

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Im tiefen Süden

18.02.2018

Nun, in die zuvor genannte Reihe von etwas altmodischen Krimikomödien würde ich diesen Film nun doch nicht aufnehmen. Für mich ist er zuallererst eine Darstellung der tiefsten amerikanischen Provinz. Nicht nur die skurrile Mutter des tumben Polizisten wünscht sich immer noch den alten Süden zurück, in dem alles so fein säuberlich geregelt war und Schwarze Nigger und Mexikaner Bohnenfresser waren und wo Polizisten das Recht ganz nach Gusto auslegen, wissen sie doch, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Bis Mildred mit ihren drei Plakaten dieses hergebrachte Gleichgewicht gehörig durcheinander bringt. Sehr schön, dass fast alle Charaktere schillernd sind und die Story immer wieder neue Wendungen nimmt. Und vor allem:: Was für ein großartiges Skript für drei grandiose Schauspieler, für Frances McDormand, Woody Harrelson und Sam Rockwell. Einfach ein großes Vergnügen, diesen drei Könnern zuzuschauen. Da kann ich nur zustimmen: Hingehen und begeistert sein!

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