Gefährlich, risikoreich und unvorhersehbar – so schätzte das NRW-Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz die Starkregenereignisse der letzten Jahre ein. Im „Konzept Starkregen NRW“, so der Titel des Schreibens aus dem Jahr 2016, wird diese zunehmende Häufigkeit der Extremwetterereignisse auf den Klimawandel zurückgeführt. Denn in den heißen Sommermonaten verursachten Gewitter, Niederschläge und Sturmböen große Schäden in den Städten. Gerade NRW ist wegen der starken Dichte besonders betroffen.
Es müssen also Maßnahmen gegen diese Folgen des Klimawandels her. Und diese reichen von der Wasserwirtschaft bis hin zur Stadtentwicklung. Um solche Maßnahmen geht es im Forschungskolleg Future Water. „Seit Jahren hat man auch im Ruhrgebiet auf dem Schirm, dass da mit dem Klimawandel was auf uns zu kommt“, sagt Torsten Schmidt, Leiter und Sprecher des Kollegs. „Damit sind auch ökologische Folgen verbunden.“ 16 KollegiatInnen forschen in ihren Doktorarbeiten an Lösungswegen, tauschen sich aus oder laden VertreterInnen aus der Zivilgesellschaftlich ein. „Auch Akteure aus der Praxis beziehen wir sehr stark ein“, so Schmidt. Der Naturschutzbund, BUND, die Verbraucherzentrale oder die Gewerkschaft Verdi waren bereits zu Gast.
Die Vortragsreihe „Future Water Kolloquium“ findet in der Regel sechs Mal im Semester an der Universität Duisburg-Essen statt. An diesem Donnerstagnachmittag referiert Carsten Schmidt vom Energieversorger RheinEnergie. Sein Vortragstitel: „Naturbasierte Lösungen für das Wasser“. In der Diskussion geht es um den alltäglichen Wasserverbrauch und Aufbereitungsverfahren. In Zeiten von zunehmenden Temperaturen und Starkniederschlägen sind das Fragen, die auch im Kontext des Klimawandels zu sehen sind.
Doch diese Diskussion um eine nachhaltige Wasserwirtschaft ist genauso wie die Extremregenereignisse ein interdisziplinäres Feld. So hat sich auch das Forschungskolleg „Future Water“ institutionenübergreifend aufgestellt. Die Promovierenden kommen aus Fachbereichen wie Ökonomie, Chemie, Sozial- oder Ingenieurswissenschaften. „Ein Politikwissenschaftler hat natürlich einen anderen Blick darauf als ein Biologe,“ sagt Claudia Freimuth, Koordinatorin des Forschungskollegs, über diesen Austausch der Fakultäten.
So analysiert etwa Leon Netzel in seinem Promotionsprojekt mögliche Partizipationsformen der BürgerInnen für Anpassungsstrategien an Starkregenereignisse. Zwar wollen auch die BewohnerInnen keine überschwemmten Keller oder Straßen. Allerdings müssen bei möglichen Baumaßnahmen in den Städten die verschiedenen Interessen berücksichtigt werden, da sonst Proteste und Bauverzögerungen die Folge sein könnten. Daher erforscht Netzel in Stadtteilen wie Köln-Eil und Altenessen-Süd die Akzeptanz und Risikowahrnehmung der BürgerInnen.
Denn städtebauliche Strukturen müssen nachhaltig an Starkregenereignisse angepasst werden, bestätigt die Kollegiatin Katharina Wisser: „Es gibt bereits zahlreiche technische Maßnahmen gegen Überflutungen“, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin und erwähnt Ansätze, die vor Schäden der Infrastruktur schützen, darunter z.B. sogenannte multifunktionale Flächen. „Im Falle eines Starkregens werden diese geflutet, bis sich die Situation entschärft“, erklärt die Doktorandin, die über Siedlungsbau in Zeiten des Starkregens forscht. „Wie die regensensible Stadt von morgen aussehen wird, wissen wir noch nicht“, räumt sie ein. Aber bei Future Water wird an entsprechenden Lösungen geforscht, um für kommende Extremwetterereignisse bestmöglich gewappnet zu sein.
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