Zur Gewalt gehört die gewalttätige Sprache. Im Jahr 2018 sind laut Bundeskriminalamt 122 Frauen von ihren Partnern oder ehemaligen Partnern umgebracht worden – jeden dritten Tag also. Für andere Jahre wurden ähnliche Zahlen erhoben. Schlagzeilen verhandeln solche Fälle als „Beziehungstaten“ oder „Eifersuchtsdramen – und erwecken so den Eindruck, es handle sich um Einzelfälle, gegen die letztlich nichts auszurichten sei. Geschah die Tat unter Menschen mit mutmaßlicher Migrationsgeschichte, dann heißt es schnell „Ehrenmord“ – als seien Morde unter emotional verbundenen Menschen andernorts ganz normal. So privatisieren diese Redeweisen gleichsam männliche Gewalt, indem sie deren gesellschaftliche Dimension verschweigen. Sie missbrauchen die Taten außerdem, indem sie rassistische Vorurteile schüren. Sie tun den Opfern erneut Gewalt an.
In unserem Monatsthema FEMIZID fragen wir, wie sich das ändern lässt. Die Geschichte dieses für viele befremdlichen Begriffs reicht vermutlich zurück mindestens bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Weltgesundheitsorganisation nutzt ihn, in zahlreichen lateinamerikanischen Ländern bezeichnet er einen eigenen Straftatbestand. In einem engeren Sinn benennt er die Tötung von Frauen durch (Ex-)Partner, in einem weiteren auch die Tötung von Frauen und Mädchen durch andere Täter. Ausschlaggebend ist der Wille, der besonderen Gefährdung von Frauen durch männliche Gewalt entgegenzutreten, ein Verständnis dafür zu schaffen, dass Frauen zu Opfern werden, weil sie Frauen sind.
Unsere Leitartikel diskutieren, was die Gesellschaft männlicher Gewalt entgegensetzen kann, warum die Medien ihre Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen selbstkritisch hinterfragen sollten und wie die Gesetzgebung Opfer besser schützen kann.
In unseren Interviews erklärt der Sozialarbeiter Roland Hertel, welche Umstände das Risiko erhöhen, dass ein Mann auf eine Trennung mit Gewalt reagiert, die Sozialarbeiterin Theresa Heil beanstandet, dass mangelnde Zivilcourage viele Menschen in Deutschland davon abhalte, bei Partnerschaftsgewalt einzuschreiten und die Frauenrechtlerin Christa Stolle fordert von der Politik konkrete Maßnahmen gegen strukturelle Gewalt an Frauen.
In Köln besuchen wir die Frauenberatungsstelle Der Wendepunkt und in Wuppertal den Verein Frauen helfen Frauen. Beide helfen Betroffenen, sich aus Krisensituationen zu befreien. In Bochum besuchen wir das Koreanische Kulturzentrum, das sich mit den Protesten gegen die Entfernung des sogenannten Trostfrauen-Mahnmals in Berlin solidarisiert.
Gewalt gegen Frauen ist auch politisch bedingt: Regierungen können sie begünstigen oder gegen sie vorgehen; ein Umstand, den übrigens die Begriffsvariante „Feminizid“ beschreibt. Die deutsche Gesetzgebung sieht den Straftatbestand des Femizids bislang nicht vor. Ob die Politik damit ihr Möglichstes tut, Femiziden vorzubeugen?
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Doppelt unsichtbar
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Ran an die Regeln
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Intro – Arbeit oder Leben?
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Intro – Wer bewacht die Wächter?
Bloß kein Erbarmen
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