trailer: Herr Urbach, wie sieht die Zukunft der Tageszeitungen und der tageszeitung aus?
Matthias Urbach: Das ist die 100.000-Dollar-Frage. Der Zeitungsmarkt wird sich durch das Internet stark verändern. Für den Konsumenten ist es online leichter, zwischen den verschiedenen Anbietern zu wechseln, sie zu vergleichen und sich die entsprechenden Angebote jeweils auszusuchen. Jede Zeitung muss deshalb schauen, wo sie ihre Zielgruppe hat und wie sie sich von der Konkurrenz unterscheidet.
Und wie soll die Zeitung in Zukunft bezahlt werden?
Noch eine ganze Weile wird es Kioskverkauf und Abos geben. Die Onlineangebote werden in absehbarer Zeit eine größere Reichweite erlangen müssen, um sich selbst zu tragen, sobald die Quersubventionierung aus dem Printbereich nicht mehr möglich ist.
taz.de wird noch vom Verlag bezuschusst?
Ja, aber da sind wir in guter Gesellschaft. Es gibt einige Ausnahmen wie Spiegel Online. Aber auch die haben sich nicht immer selbst getragen und produzieren auch jetzt keine goldenen Zahlen. Die meisten anderen Onlineangebote sind Zuschussunternehmen. Es gibt zwar eine Debatte über Bezahlmodelle im Netz. Aber richtig anfangen wird da keiner, denn so etwas gefährdet die Reichweite.
Sie haben jetzt das Modell „taz-zahl-ich“ gestartet, bei dem der Leser für Ihr Angebot oder auch einzelne Artikel freiwillig bezahlt. Funktioniert das?
Wir hoffen, dass dieses Projekt einen substantiellen Beitrag leisten kann. Die taz-Leser waren schon immer bereit, etwas mehr in die taz zu investieren als zum Lesen nötig, um unabhängigen Journalismus zu unterstützen. Vielen ist übrigens gar nicht klar, dass sich Onlineangebote nicht selbst tragen. Die sehen nur die Anzeigen. Wer heute ein Newsportal betreibt, muss aber immer auf mehrere Erlösmodelle setzen. Wir sind aber lieber abhängig von unseren Lesern als von Anzeigen.
Hat Papier überhaupt noch eine Zukunft?
Das ist schwer abzuschätzen. Die Entwicklung kann so verlaufen wie bei dem Technologiebruch nach Erfindung des Autos. Heute fährt man mit der Pferdekutsche nur noch durch die Lüneburger Heide. Diese Entwicklung, nur noch ein exklusives Produkt für Wenige zu werden, droht auch der Zeitung. Vielleicht verläuft die Entwicklung aber auch wie die bei Einführung des Fernsehens: Das Kino hat seine ganz große Zeit zwar hinter sich, seine Nische aber gefunden.
Ist mit Ende der Printmedien nicht auch der Qualitätsjournalismus am Ende? Die Debatte über die Zukunft der Zeitung wird dominiert von Verlagen und Journalisten, die in Verlagen arbeiten. Aber man muss das auch von der Position des Lesers aus betrachten. Der Leser hat ein natürliches Informationsbedürfnis. Dazu gehört auch ein Bedürfnis nach gut recherchierten Texten. Doch dafür braucht es nicht so viele Zeitungen und Verlage, wie wir heute haben. Und oft versteht der Leser unter Qualität etwas anderes als die Medienmacher: Eine Online-Community wie Qype informiert zum Beispiel besser über gute Gastronomie und Locations als jede Zeitung.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Netz(re)publik: Elektropapier
Fluch und Segen der digitalen Revolution in der Medienwelt - THEMA 06/11
„Papier wird es noch lange geben“
Rüdiger Oppers über die Zukunft der WAZ-Mediengruppe - Thema 06/11
„Im Ruhrgebiet fehlt ein vernetzendes Organ“
trailer fragt nach, welchen Mehrwert die neuen Medien wirklich haben? - Thema 06/11
Zum Wohl!
Intro – Rausch im Glück
Gute Zeiten für Verführer
Teil 1: Leitartikel – Das Spiel mit dem Glücksspiel
„Ich vermisse die Stimme der Betroffenen“
Teil 1: Interview – Psychologe Tobias Hayer über Glücksspielsucht
Suchthilfe aus der Ferne
Teil 1: Lokale Initiativen – Online-Projekt des Evangelischen Blauen Kreuzes in NRW hilft Abhängigen
Lebensqualität gegen Abwärtsspirale
Teil 2: Leitartikel – Drogensucht ist kein Einzelschicksal, sie hat gesellschaftliche Ursachen
„Wir haben das Recht auf Rausch“
Teil 2: Interview – Mediziner Gernot Rücker über die Legalisierung von Drogen
Zwischen Blüte und Bürokratie
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Cannabas-Club e.V. und der neue Umgang mit Cannabis
Konsum außer Kontrolle
Teil 3: Leitartikel – Was uns zum ständigen Kaufen treibt
„Dann übernimmt das Lusthirn“
Teil 3: Interview – Psychotherapeutin Nadine Farronato über Kaufsucht
Teufelskreis im virtuellen Warenkorb
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Caritas-Suchthilfe hilft auch bei Kaufsucht weiter
Ausgespielt!
Spielautomaten aus Kleinstädten verbannt – Europa-Vorbild: Rumänien
German Normalo
Zwischen Selbstoptimierung und Abhängigkeit – Glosse
Panzer vs. Schulen
Intro – Kriegszitterer
Gewalt mit System
Teil 1: Leitartikel – Patriarchale Strukturen ermöglichen sexualisierte Gewalt als Kriegsmittel
„Eine totale Machtdemonstration“
Teil 1: Interview – Kindernothilfe-Mitarbeiter Frank Mischo zu sexualisierter Gewalt in Krisengebieten
Erinnern im ehemaligen Arbeitslager
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Initiative Gedenkort Bochum-Bergen
Ausgebeutet und gegeneinander aufgehetzt
Teil 2: Leitartikel – Wie der Westen Afrika in die Dauerkrise gestürzt hat
„Rassismus und Herablassung“
Teil 2: Interview – Historiker Andreas Eckert über die Folgen des europäischen Kolonialismus
Für ein Ende der Ignoranz
Teil 2: Lokale Initiativen – Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ im NS-Dok
Multipolare Wirklichkeit
Teil 3: Leitartikel – Der Abstieg des Westens und der Aufstieg des BRICS-Bündnisses
„Zunehmende Unglaubwürdigkeit des Westens“
Teil 3: Interview – Politologe Ulrich Brand über geopolitische Umwälzungen und internationale Politik
Welt am Wendepunkt
Teil 3: Lokale Initiativen – Soziologe Joris Steg über Chancen und Risiken einer neuen Weltordnung