Furcht und Ängste kennt jeder Mensch. Sie sind normal, gesund und lebensnotwendig. Denn sie sorgen dafür, dass wir uns nicht in Situationen begeben in denen wir eventuell Schmerz oder Tod erwarten müssten. Blickt man auf die Evolutionsgeschichte, so haben Furcht und Angst als Warn- und Schutzmechanismus dazu geführt, dass wir in potenziell bedrohlichen Situationen überleben können. Sobald unsere Sinne einen Reiz ausmachen, der für uns Gefahr darstellen könnte, wird im Gehirn eine Hormonausschüttung veranlasst. Diese Hormone lösen dann wiederum in den Nebennieren den Ausstoß des Stresshormons Adrenalin aus. Adrenalin setzt im Körper Energiereserven frei und macht ihn bereit für Kampf oder Flucht.
Läuft die Angst aber aus dem Ruder, dann kann sie krankhafte und belastende Formen annehmen. Phobien beispielsweise zeichnen sich durch eine Furcht vor bestimmten, klar erkennbaren und spezifischen Objekten oder Situationen aus. Die häufigsten Phobien sind die Furcht vor Spinnen, Höhen oder vor offenen Räumen und Plätzen. Je näher der Leidtragende dem Objekt oder der Situation kommt, desto stärker wird die Angst. Rückt das Objekt in die Ferne oder ist gerade überhaupt nicht präsent, so wird auch keine Furcht verspürt.
Angst hingegen ist eher nicht an etwas Konkretes geknüpft und lässt sich damit auch nicht so leicht eingrenzen. Sie wird durch eine vage oder unklare Bedrohung ausgelöst, die sich meist auf das eigene Selbst bezieht. Bedenken, man könne ohne einen konkreten Anlass oder Diagnose den Arbeitsplatz verlieren oder an einer furchtbaren Krankheit leiden, sind hier beispielhaft. Die Angst zeigt sich in einer großen, ständigen und quälenden Besorgnis. Betroffene können kaum noch abschalten, die Gedanken kreisen wie in einem Karussell. Verlieren die Ängste ihre Verhältnismäßigkeit, nehmen im Leben der Betroffenen immer mehr Raum ein. Dauert das über einen Zeitraum von länger als sechs Monaten an, so spricht man von einer generalisierten Angststörung.
Der Alltag ist dann sehr beeinträchtigt. Denn neben den ständigen Sorgen kommen auch körperliche Symptome hinzu. Der permanente psychische Leidensdruck führt zu Verspannungen und Kopfschmerzen, Magen- und Darmproblemen, Schwindel.
Eine Steigerung erfährt die Situation dann, wenn Angst- oder Panikattacken einsetzen. Hierbei handelt es sich um eine akute und heftige Stressreaktion, die für den Betroffenen äußerst belastend ist. Die Attacken treten meistens überfallartig, aus heiterem Himmel auf und sind nicht an spezielle Situationen gebunden. Zusätzlich zur starken Angst sind die körperlichen Auswirkungen heftig. Das Herz schlägt bis zum Hals und stolpert, Schweißausbrüche, Atemnot, Übelkeit, Zittern und Ohrensausen, Enge und Schmerzen in der Brust sind häufige Symptome. Menschen, die zum ersten Mal eine Angst- oder Panikattacke erleben, glauben oft sie würden sterben oder verrückt werden. Oft wird der Notdienst gerufen.
Doch Panikattacken können auch belastend sein, wenn sie nicht gerade akut auftreten. Denn sie lassen sich nicht vorausahnen oder vorhersagen. Letztlich ist es dann die Angst vor der Angst, die das Leben der Leidtragenden erheblich einschränkt. Die Frage wann und in welcher Situation die nächste Attacke auftreten könnte bestimmt das Denken. Es werden Vermeidungs- und Fluchtstrategien erdacht, der eigene Körper ständig auf erste Anzeichen einer neuen Attacke sondiert. Viele Aktivitäten, Bindungen und Interessen werden nach und nach eingestellt, es kann zu Problemen im Beruf kommen. Das ganze Leben wird dann nur noch von der Angst bestimmt. Bleibt die Angst unbehandelt kann es zu einem extremen Leidensdruck kommen und die Störung chronisch werden. Doch nicht nur die Erkrankten selbst werden durch die Störung belastet, sondern auch ihr Umfeld ist unmittelbar betroffen. Gutgemeinte Ratschläge ebenso wie vermeidendes oder übermäßiges, fürsorgliches Verhalten kann aber letztlich den Patienten nur wenig helfen.
So furchtbar Angst- und Panikstörungen sind, sie lassen sich behandeln. Professionelle Hilfe in Form von Psychotherapien, insbesondere der Verhaltenstherapie, gegebenenfalls in Verbindung mit Medikamenten, können den Leidtragenden helfen, ihre Angst neu zu bewerten und in den Griff zu bekommen. In der Psychoedukation lernen Patienten, wie Ihre Ängste entstehen und wie ihre Mechanismen wirken. Sport und ein gesunder Lebensstil können ebenfalls bei der Bewältigung der Erkrankung helfen. Oft werden auch die Angehörigen in die Therapie miteinbezogen und erhalten so Rat und Hilfe. Laut des Bundesgesundheitsberichts des Robert-Koch-Instituts von 2015 leiden 9,8 Millionen Menschen in Deutschland unter einer Angststörung, 1,3 Millionen unter einer Panikstörung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
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www.patienten-information.de | Kurzinformationen für psychische Erkrankungen und Angststörungen
www.angstselbsthilfe.de | Information, Beratung und Selbsthilfe bei Angsterkrankungen
www.meinwegausderangst.de | Andreas, der lange unter Angststörungen litt und diese aktiv angegangen ist, will mit Tipps auf seinem Blog anderen Leidgenossen helfen.
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