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Irgendwas is' immer
Foto: north100 / Adobe Stock

Aus Sicht des Betroffenen

30. September 2020

Was kein Schmerz aushält – Glosse

Mit schmerzverzogenem Gesicht liege ich – „The Ultimate Pain Invane“ (oder auf Deutsch: „Herr Schmerz für umme“) – meinen zuckenden Körper haltend, mich krümmend auf der Erde. Vorstellen kann ich mich leider nicht. Dazu bin ich zu hinüber. Aber hey, dafür wurde ich zu einem Wettbewerb für betrogene Wesen eingeladen. Ich bin nun der am häufigsten belogene Körper aller Zeiten. Sage und schreibe 1,9 Millionen Bürger betrügen mich in der BRD jährlich. Missbrauchen Medikamente als Droge. Ich gehe schon zu einer Töte-den-Schmerz-und-Liebeskummer-im-Nachhinein-alles-in-einem-Selbsthilfegruppe. Nur hier – unter meinesgleichen – fühle ich mich wohl, sofern man davon noch sprechen kann.

Meine Peiniger jedoch – durch rauschartige Opiate und diffuse Betäubungsmittel an der Oberfläche für den Moment bräsig-fröhlich erscheinende Bürger – begehen frecherweise häufig Republikflucht. Republikflucht deutscher Seelen aus dem deutschen Staatskörper! Jetzt soll ich auch noch hinter ihnen herrennen. Aber ich kann ja nicht. Ich bin ja The Ultimate Pain Invane.

Was bleibt, sind die zerschundenen, aufgedunsenen Hinterbleibsel ihrer Körper. Der betrogene Schmerz höchstpersönlich. Behackt von euch – der panischen Menschheit. In Zeiten von Corona scheint der Angst-Tabletten-Schaltknopf konstant auf „an“ gestellt zu sein. Statt hinauszugehen oder sich gesund zu ernähren, verbarrikadierte sich Dieter etwa monatelang in seiner Wohnung. Dabei hatte sein Körper – also leider ich – zuvor kaum Beschwerden. Sicherheitshalber fanden dennoch täglich Mittelchen auf z. T. unlautere Weise in seinen Körper. Jetzt leidet er an Gelenkverschleiß. Darüber hinaus erkrankte D. an Vitamin-D-Mangel, weshalb D. nun noch mehr künstliche Vitamine in sich hineinwirft. Ein grotesker Kreislauf des Schmerzes für umme.

Gerechtigkeit dem Schmerz

Neben mir in der SHG für Betrogene hadert auch das Uscherle-Körperle. Das kapitalistische Uscherle ließ sich von der Werbung gänzlich beeindrucken. Wie wild kaufte sie eines von jährlich 140 Millionen (!) Schmerzmittelverpackungen. Jeden Tag schluckte Uscherle blind 53 Schmerztabletten, weil es so günstig dahergehupferlt – in den Bauch hineingehupferlt – kam. Nun hangelt ihr Körperle schmerzverzerrt danieder. Das Uscherle will sich darüber beschweren. Sie findet, die Medikamente wirken nicht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme nicht, schimpft Uscherle.

Maria Magdalena Sofia, traditionelle Vollkornexpertin und seit jeher Anti-Alkoholikerin, schwört hingegen auf vermeintlich harmlose Naturheilmedizin. Doch so einfach ist das mit den Heilpflänzchen auch nicht. So kann Schöllkraut zwar gegen Bauchweh helfen. Die Voraussetzung ist aber, dass der Mensch Magenschmerzen hat. Nun weist die Leber der Vollkornexpertin einen alarmierenden Schaden auf, der beinahe dem einer Alkoholikerin gleichkommt. Das ganze Enthaltsamkeits-Programm war wohl für umme. Gehört hat sie auf einen Guru.

Wir, das Konglomerat zerschundener Körperle e.V., fordern einen gerechteren Umgang mit Schmerz! „Mensch, du hast den Schmerz betrogen, spuck ihn wieder aus! Armes Schmerzlein, bist du krank, dass du nicht mehr hüpfen kannst! Schmerzlein, hüpf aus dem Menschen in deine Freiheit!“


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Rebecca Ramlow

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